Denkmalschutz für Kramerbau in Gefahr

erstellt von Sabine Winter — zuletzt geändert 2007-10-07T03:22:34+01:00
In den letzten Wochen und Monaten wurde in der Stadt Frankfurt wiederholt der Schutz für ausgewiesene Kulturdenkmäler wirtschaftlichen und politischen Interessen geopfert. Diese Entwicklung, die zuletzt an der Großmarkthalle die Öffentlichkeit spaltete, wird nun am Universitätscampus Bockenheim fortgeführt. Zahlreiche Bauten des wegweisenden Architekten Ferdinand Kramers wurden von der Unileitung zum Verkauf und Abriss freigegeben. <br> Nun richtet sich das Augenmerk auf das ehemalige Institut für England- und Amerikastudien (IEAS) im Kettenhofweg 130.

Dieses bereits 1954 vom Land Hessen ausgezeichnete Gebäude, das im April 2000 als besonders schützenswertes Kulturdenkmal ausgewiesen wurde, soll nun entäußert werden. Die Unileitung bemüht sich derzeit, eine Begehung des Hauses mit Kaufinteressenten, Liegenschaftsverwaltung, dem Projektmanagement DU Diederichs und einem Vertreter des Stadtdenkmalamtes zu vereinbaren. Dieses Treffen soll dazu dienen, eine Lockerung des Denkmalschutzes im Sinne der Pläne der Kaufinteressenten zu erwirken. Diese Pläne beinhalten schwerwiegende Eingriffe in die Architektur des Gebäudes, die sowohl Fassade wie Innenraum betreffen. "Wir sehen darin einen offenen Angriff auf den Denkmalschutz des Gebäudes und das Erbe Ferdinand Kramers, das den wirtschaftlichen Interessen der Universität geopfert werden soll", so Tina Dietrich, eine Sprecherin des Instituts für vergleichende Irrelevanz (kurz: ivi), des derzeitigen Nutzers des Hauses.
Der lieblose Umgang der Uni mit den Bauten des Architekten ist hinreichend bekannt. Nach dem Auszug des IEAS wurde das Gebäude dem Verfall preisgegeben, ein Abrissantrag scheiterte nur an der Intervention des Landesdenkmalamtes Hessen. Erst durch den Einzug des ivi, einem interdisziplinären, studentisch-verwalteten Projekt, konnte der Verfallsprozess gestoppt werden. "In den über drei Jahren unserer Arbeit fanden hier unter dem Motto 'Theorie, Praxis, Party' zahlreiche Kongresse, Seminare, Lesekreise und kulturelle Veranstaltungen statt, die das Institut bis weit über die Grenzen Frankfurts bekannt gemacht haben. Mit dieser Nutzung verstehen wir uns in der Tradition der demokratischen Architektur Kramers." Als wichtiger Vertreter der Nachkriegsarchitektur stand dieser für Offenheit, Transparenz und Ent-Hierarchisierung – Elemente, die das Institut als zentrale Bestandteile seiner demokratischen Selbstorganisation sieht.<p> Dietrich abschließend: "Durch die Verkaufspläne der Uni ist nicht nur der Fortbestand eines der herausragenden Bauten des Werks Ferdinand Kramers gefährdet, sondern auch die Arbeit des Instituts."
Institut für vergleichende Irrelevanz
Kettenhofweg 130
60325 Frankfurt/Main
email: kette130@gmx.net