Kantor Kurt Thomas – das Thema ist noch nicht erledigt

erstellt von Redaktion — zuletzt geändert 2007-10-07T04:21:36+02:00
Es läßt der Frankfurter Neuen Presse und dem Stadtverordneten Wolfgang Hübner (BFF) keine Ruhe, dass die Stadtverordnetenversammlung am 16. Juni beschlossen hat, Kurt Thomas nicht zu ehren. Ob denn seit 1970, als dem Kantor und ehemaligen Leiter der NS-Eliteschule Musisches Gymnasium Frankfurt das Bundesverdienstkreuz verliehen worden sei, neue Tatsachen über Kurt Thomas bekannt geworden seien, die eine entsprechende Ehrung in Frankfurt verhinderten, will er von Stadtrat Nordhoff wissen (FNP, 16.7.04).

Wir wissen im Moment nicht genau, was man damals wusste. Aber wir finden: wenn sich Wolfgang Hübner so intensiv für jemanden einsetzt, spricht das Bände. Wären wir an einer öffentlichen Ehrung für Kurt Thomas interessiert, würde sich unsere Freude über diese Art Unterstützung in engen Grenzen halten.<br> Klar ist die Absicht, die hinter derlei Anfragen steckt: das Thema soll am Köcheln gehalten werden. Man hat die Hoffnung auf eine doch noch durchzusetzende Ehrung noch nicht ganz aufgegeben.<br> Köcheln ist nicht unsere Sache. Aber einen weiteren Beitrag zum Thema können wir dennoch liefern.<br> Wir wollen gemeinsam mit einer größeren Arbeitsgruppe, an der sich Vertreterinnen und Vertreter der Gruppierungen beteiligen, die im Mai den Aufruf gegen die öffentliche Ehrung von Kurt Thomas unterzeichnet haben, im Herbst und im kommenden Frühjahr diese Frage erneut aufgreifen.<br> Schon jetzt wollen wir darauf hinweisen, daß vom 26. Februar bis zum 21. März 2005 in der Frankfurter St. Katharinenkirche eine von Judith Freise und Joachim C. Martini erarbeitete und um ein Kapitel zum Thema &#8222;Kurt Thomas und das Musische Gymnasium&#8220; erweiterte Ausstellung &#8222;Musik als Form geistigen Widerstands. Jüdische Musikerinnen und Musiker 1933-1945 &#8211; das Beispiel Frankfurt am Main&#8220; gezeigt werden wird. Im Rahmen dieser Ausstellung werden wir vier Abendveranstaltungen anbieten, in denen wir vielleicht auch etwas für die von Herrn Hübner erbetenen Erkenntnisfortschritte beitragen können.<br> Dabei wird es am Beispiel von Thomas Manns &#8222;Dr. Faustus&#8220; um das Problem des bürgerlichen Kunstwerks vor dem Hintergrund des Faschismus gehen, um die Geschichte der Evangelischen Kirchenmusik während des Nationalsozialismus, um die Frage von Kunst und Philosophie in derselben Zeit und schließlich um das Problem des politischen Psychogramms profitierender Opportunisten des NS-Regimes und ihrer Apologeten bis heute. <br> Anti-Nazi-Koordination