Partigiani - gegen Faschismus und deutsche Besatzung

erstellt von redaktion — zuletzt geändert 2007-10-07T03:18:52+01:00
Partigiani - gegen Faschismus und deutsche Besatzung. Der Widerstand in Italien - eine Ausstellung und Veranstaltungsreihe des Instituts für Romanische Sprachen und Literaturen im Casino des IG-Farben-Hauses

Wenige Tage nach der offiziellen Eröffnung, am 6. November des neuen Campus im Westend eröffnete das Institut für Romanische Sprachen und Literaturen im Casino des IG-Farben-Hauses eine Foto-Ausstellung mit dem Titel Partigiani - gegen Faschismus und deutsche Besatzung. Der Widerstand in Italien. Begleitet wird die Ausstellung von einem umfangreichen Programm mit einem Konzert mit Partisanenliedern, mit Zeitzeugengesprächen, Vortragsveranstaltungen, einer Filmmatinee, einem zusammen mit dem Fritz Bauer Institut veranstalteten Studientag und einer Führung des Studienkreises Deutscher Widerstand über den italienischen Kriegsopferfriedhof in Frankfurt-Westhausen. Liana Novelli Glaab, Francesca Fabbri Müller, Ursula Krause-Schmidt und Regina Schleicher, die Ausstellung und Veranstaltungsreihe organisiert haben, möchten dazu beitragen, ein vielen noch unbekanntes Kapitel der deutsch-italienischen Geschichte aufzuarbeiten. Dabei ist es für sie von besonderer Bedeutung, die Ausstellung in dem Gebäude des IG-Farben-Hauses mit seiner Geschichte und als neuer Sitz der geisteswissenschaftlichen Fakultäten der Universität zu zeigen.

In Frankfurt hatte sich für Ausstellung und Veranstaltungen ein Trägerkreis aus zahlreichen inner- und außeruniversitären, deutschen und italienischen Institutionen gebildet. Verschiedene Veranstaltungen werden in Kooperation mit dem DGB Kreis Frankfurt, dem Verein "Arbeit und Leben" DGB/VHS, der Buchhandlung Büchergilde, dem Deutschen Filmmuseum und der Deutsch-italienischen Vereinigung durchgeführt. Der enge Zusammenschluss von mehreren Institutionen war eine wichtige Voraussetzung dafür, dass das Projekt auch finanziert werden konnte. Neben den Beiträgen der Mitglieder des Trägerkreises, der Kooperationspartner und zahlreicher Spenderinnen und Spendern wird es durch Zuschüsse der Hans Böckler Stiftung, der Cronstett - und Hynspergische Evangelische Stiftung, dem AStA der Goethe-Universität und dem Amt für Wissenschaft und Kunst gefördert.

Die Ausstellung wurde von den Instituten der Resistenza von Modena, Parma und Reggio Emilia (ISTORECO) erstellt. In Bild und Text informiert sie ausführlich über den Faschismus in Italien, die deutsche Besatzung, die verschiedenen Aspekte, die für die Geschichte der Resistenza von Bedeutung sind, wie ihre Widerstands- und Organisationsformen, die Befreiung und den Stellenwert der Erinnerung an die Resistenza in der Zeit danach. Der These, der italienische Widerstand sei eine isolierte Erscheinung gewesen, wird entgegentreten, indem deutlich gemacht wird, dass er in der Bevölkerung verankert war und von breiten Schichten getragen wurde.

Mit den Veranstaltungen und einem Informationsheft mit dem Titel Vergessene Kämpfe, das sie eigens für diesen Anlass vorlegen, möchten die Organisatorinnen darüber hinaus zwei inhaltliche Schwerpunkte setzen: die Rolle, die Frauen in der Resistenza spielten, und die Beteiligung von italienischen Jüdinnen und Juden an den Kämpfen der Resistenza.

Wichtige Akteurinnen und Akteure der Resistenza wurden in der Vergangenheit in vielen Fällen von der Geschichtsschreibung nicht wahrgenommen, sie und ihre Rolle als handelnde Subjekte unsichtbar gemacht. Die Beteiligung der italienischen Jüdinnen und Juden an der Resistenza ist inzwischen dokumentiert - viele von ihnen waren führende Köpfe des Comitato di Liberazione Nazionale innerhalb der Brigaden "Giustizia e Libertà". Die Zahl der Frauen in der Resistenza wird von der aktuellen Forschung auf ein Vielfaches der am bewaffneten Kampf Beteiligten geschätzt. Die Erkenntnis, dass der zivile Widerstand im Kampf gegen Faschismus und deutsche Besatzung eine mindestens so große Rolle gespielt hat wie der Kampf mit den Waffen, hat dazu geführt, dass sich die Wahrnehmung vom Krieg und die Geschichtsschreibung der Resistenza inzwischen verändert hat.

Beabsichtigt ist dabei auch, Darstellungen der Resistenza, die ihre ideologische und politische Einheit behaupten, die nach Meinung der Organisatorinnen "ein völlig falsches Licht auf ihren Charakter werfen", entgegenzutreten und ein differenziertes Bild der Resistenza zu zeigen. Die vielfältigen Widerstandsformen sollen dokumentiert und auch Kritik und Selbstkritik der PartisanInnen eine Stimme verliehen werden. Die Resistenza war von politischen Unterschieden geprägt, von Debatten über das zukünftige Gesellschaftssystem, über die Rolle der Frauen, die Erziehung der Kinder, über eine moderne Agrarwirtschaft und neue Prioritäten in der industriellen Produktion.

Die Organisatorinnen hoffen sehr, mit Ausstellung, Veranstaltungen und dem Heft Vergessene Kämpfe Anlass zu fruchtbaren Diskussionen zu geben und auch dazu ermutigen zu können, gegen neonazistische und neofaschistische Tendenzen in der heutigen Zeit aktiv zu werden.

 

Die Ausstellung findet im Foyer des Casinos des IG-Farben-Hauses statt.
Sie ist noch bis zum 1. Dezember 2001 an Werktagen (Mo-Sa) von 14.00 bis 20.00 Uhr geöffnet.
Führungen für Schulklassen und Gruppen können beim Institut für Romanische Sprachen und Literaturen angemeldet werden.

Weitere Informationen unter: 069/798-32202
oder per eMail: r.schleicher@em.uni-frankfurt.de (Regina Schleicher)
novelli.gmx.net (Liana Novelli Glaab)

Veranstaltungsreihe

Dienstag, den 6. November, 19 Uhr 30:
"Die Blume der Freiheit".
Partisanenlieder gesungen von Elena Primavera
mit einer Einführung von Anna Maria Cardone.
Ort: Casino, EG, Raum 823

Mittwoch, den 7. November, 15.30 bis 18 Uhr:
Informationsveranstaltung der GEW, Landesverband Hessen, und der CGIL für Lehrerinnen und Lehrer zur Vorbereitung eines Ausstellungsbesuchs mit Schulklassen mit anschließender Führung.
Ort: Casino, 1. OG, Raum 1.801

Donnerstag, den 8. November, 19 Uhr 30:
Partisan in Italien.
Zeitzeugengespräch mit Peter Gingold.

In Zusammenarbeit mit dem DGB-Kreis Frankfurt/M. und ARBEIT UND LEBEN (DGB/VHS) Frankfurt/M.
Ort: Casino, 1. OG, Raum 1.801

Sonntag, den 11. November, 11 Uhr:
Der italienische Kriegsopfer-Friedhof in Westhausen.
Ein geschichtlicher Rundgang mit Ursula Krause-Schmitt.

In Zusammenarbeit mit dem DGB-Kreis Frankfurt/M. und ARBEIT UND LEBEN (DGB/VHS) Frankfurt/M.
Treffpunkt: Haupteingang des Friedhofs Westhausen (zu erreichen mit der U6 Station Friedhof Westhausen)

Montag, den 12. November, 19 Uhr 30:
Eine jüdische Kindheit im besetzten Italien.
Aldo Zargani liest aus seinem Buch "Für Violine solo".

Den deutschen Text liest Christoph Winkelmann.
In Zusammenarbeit mit dem DGB-Kreis Frankfurt/M. und ARBEIT UND LEBEN (DGB/VHS) Frankfurt/M.
Ort: Casino, 1. OG, Raum 1.802

Dienstag, den 13. November, 19 Uhr 30:
"La donna nella Resistenza".
Dokumentarfilm von Liliana Cavani (Originalfassung).
Mit einer Einführung von Marisa Buovolo, Mainz.
Ort: Casino, 1. OG, Raum 1.801

Donnerstag, den 15. November, 19 Uhr 30:
"Politische Soldaten" und "ganz normale Männer":
SS, Polizei und Wehrmacht in Italien 1943-1945.

Vortrag von Carlo Gentile, Köln
In Zusammenarbeit mit der Deutsch-Italienischen Vereinigung e.V.
Ort: Casino, 1. OG, Raum 1.801

Sonntag, den 18. November, 11.30 Uhr:
"Il partigiano Johnny"
(Originalfassung mit Untertitel).
Filmmatinée mit einer Einführung von Marisa Fenoglio-Faussone: Beppe Fenoglio - Schriftsteller der Resistenza.
In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Filmmuseum Frankfurt/M.
Ort: Kino im Filmmuseum, Schaumainkai 41
(Kartenreservierung unter Tel. 069/212-38830)

Dienstag, den 20. November, 19 Uhr 30:
Frauen in der Resistenza:
Ziviler Ungehorsam und bewaffneter Kampf.

Vortrag von Liana Novelli Glaab, Frankfurt/M.
In Zusammenarbeit mit dem DGB-Kreis Frankfurt/M. und ARBEIT UND LEBEN (DGB/VHS) Frankfurt/M.
Ort: Casino, 1. OG, Raum 1.801

Donnerstag, den 22. November, 19 Uhr 30:
Die Resistenza in der italienischen Literatur und ihre Rezeption in den beiden Deutschlands der Nachkriegszeit.
Vortrag von Prof. Titus Heydenreich, Nürnberg-Erlangen.
In Zusammenarbeit mit der Büchergilde - Buchhandlung Galerie, Frankfurt/M.
Ort: Casino, 1. OG, Raum 1.801

Samstag, den 24 November, 10 bis 17 Uhr:
Jüdischer Widerstand und Hilfe für Verfolgte.
Studientag in Zusammenarbeit mit dem Fritz Bauer Institut:
Viviana Ravaioli, London: Juden in der Resistenza.
Alberto Cavaglion, Turin: Die Tagebücher von Emanuele Artom.
Moderation: Prof. Micha Brumlik
Übersetzung: Liana Novelli Glaab, Gudrun Jäger
Ort: Casino, 1. OG, Raum 1.801

www.studienkreis-widerstand-1933-45.de