Es reicht!

erstellt von Rödelheim Solidarisch — zuletzt geändert 2017-08-23T11:56:16+02:00
Protest gegen aggressive Entmietungspraktiken in Rödelheimer Mietshaus: Kundgebung in Rödelheim, Mittwoch, 23.8. 18:30 Uhr, Hattsteiner Straße 19 (Ecke Niddagaustraße

* Rödelheimer Vermieterpaar setzt auf auf illegale Entmietung: Warmwasser gekappt, Toilette ausgebaut
* Gericht erlässt einstweilige Verfügung
* Mieter*innen lassen sich nicht rausschmeißen

Für ein vollvermietetes Haus haben die Vermieter*innen des Wohnhauses Am Alten See 19 Kündigungsschreiben an die Bewohner*innen verschickt und darin Eigenbedarf angekündigt. Sie forderten die Bewohner*innen auf, zum 1. August auszuziehen, damit das Haus grundlegend saniert werden kann. Die Bewohner*innen ließen sich dies aber nicht gefallen, legten mit der Unterstützung eines Anwalts Widerspruch ein und blieben - trotz miserablem Zustand des Hauses und menschenunwürdigen Wohnverhältnissen. An dem Haus wurde jahrelang nichts gemacht. Die Zimmer werden einzeln vermietet, Dusche und Toilette befinden sich im Treppenhaus und müssen von mehreren Mietparteien geteilt werden. Die Miete wird monatlich bar auf die Hand gezahlt und der Putz fällt von den Wänden. Als wenn das nicht genug wäre, werden die Bewohner*innen jetzt auch noch aus ihren Wohnungen geschmissen. Wir alle wissen, wie schwer es ist, in Frankfurt eine Wohnung zu finden. Der Wohnungsmarkt bevorteilt die Leute, die viel zahlen können, und ist durchzogen von Rassismus und Ausgrenzung. Die Bewohner*innen vom Alten See 19 sind bemüht eine neue Wohnung zu finden, aber sie finden nichts.

Seit dem 1. August setzen die Vermieter*innen, selbst anwaltlich tätig, verstärkt Taktiken der Einschüchterung und verbalen Drohungen ein, um die Bewohner*innen vor die Tür zu setzen. Sie legen Zettel im Haus aus, die den Baubeginn und damit verbundene Stromausfälle ankündigen, obwohl klar ist, dass nicht gebaut werden kann, solange noch jemand im Haus wohnt. Am 16. August griffen die Vermieter*innen zu härteren Maßnahmen. Sie stellten die Warmwasserversorgung ein und montierten die Armaturen der Gemeinschaftsduschen ab. Die Bewohner*innen wissen sich aber gegen solche gesetzeswidrigen Entmietungspraktiken zu wehren. Sie erreichten mit anwaltlicher Unterstützung eine einstweilige Verfügung zur Wiederherstellung der Warmwasserzufuhr und Wiederanbringung der Armaturen beim Amtsgericht Frankfurt. Die Vermieter*innen sind nun gezwungen, das warme Wasser wieder anzustellen und die Armaturen wieder anzubringen. Von gerichtlichen Entscheidungen lassen sich die Vermieter*innen in ihrem Vorgehen aber offenbar nicht beirren. Heute Vormittag (22.8.) haben die Vermieter*innen damit begonnen, auch die Toiletten auszubauen. Aktuell können die Bewohner*innen nur noch eine einzige Toilette im Erdgeschoss nutzen.

Wir sagen: Das reicht! Das müssen sich die Bewohner*innen nicht gefallen lassen. Gemeinsam wollen wir zum Haus der Vermieter*innen in Rödelheim gehen und fordern, dass sie mit den illegalen Entmietungspraktiken, Bedrohungen und Schikanierungen aufhören.

+++ Kommt alle am Mittwoch dem 23.8. um 18:30 Uhr in die Hattsteiner Straße 19! +++

Als Stadtteilinitiative Rödelheim Solidarisch unterstützen wir die Bewohner*innen vom Alten See 19 in ihren Belangen. Solche Formen der Entmietung passieren in ganz Frankfurt immer wieder. Besonders Menschen mit wenig Geld und in prekären Lebenslagen müssen sich mit schlechten Wohnverhältnissen abgeben oder werden sogar aus ihren Wohnungen geschmissen. Gemeinsam wollen wir uns bei solchen Problemen im Stadtteil unterstützen, strukturelle Ursachen öffentlich machen und politisch dagegen aktiv werden.
Für die massive Wohnraumnot in Frankfurt trägt die Stadt die politische Verantwortung. Illegale Entmietungspraktiken und mangelnde Instandhaltungen von Mietshäusern werden hier weder ausreichend verfolgt noch werden die am Wohnungsmarkt diskriminierten Personen vor manifester Armut oder Obdachlosigkeit geschützt. Rödelheim Solidarisch macht auf diesen eklatanten Fall von Mietwucher und die Rausschmissversuche von Mieter*innen in unserer Nachbarschaft aufmerksam und fordert die Stadt auf, endlich ihrer Verantwortung nachzukommen, eine soziale Wohnraumversorgung für alle zu garantieren sowie Mietwucher und unwirksame Kündigungsversuche zu ahnden, um Obdachlosigkeit zu verhindern.

Rödelheim Solidarisch, 22.8.2017