Mahnwache gegen die Verherrlichung lettischer NS-Kollaborateure

erstellt von VVN-BdA Frankfurt — zuletzt geändert 2018-03-14T19:29:14+01:00
Freitag, 16. März, 17 Uhr, Frankfurt, Hauptwache

Am 16. März wird es in der lettischen Hauptstadt Riga – wie jedes Jahr seit 1991 – zu einem Gottesdienst, einem Ehrenmarsch und einer fahnengesäumten Kundgebung am Freiheitsdenkmal zu Ehren der lettischen Einheiten der Waffen-SS kommen.

Lettland gehört mit Estland, Litauen, der Ukraine und Bulgarien zu den osteuropäischen Staaten, in denen Einheiten der Waffen-SS und andere mit den Nazis kollaborierende antisemitische Todesschwadronen als nationale Idole gefeiert werden – mit staatlicher Duldung und teilweise offener Unterstützung durch Behörden.

Der Rigaer „Ehrenmarsch“ ist eine unerhörte Provokation für die Angehörigen der Opfer der lettischen Polizei und SS-Verbände und für jüdische, russischsprachige und andere Minderheiten im Land. Er steht nicht nur im Gegensatz zu den Grundwerten der Europäischen Union, ... sondern ist auch eine Provokation gegenüber der Russischen Föderation und eine Gefahr für den Frieden.

In Lettland werden antifaschistische Demonstrant*innen erheblichen Repressalien ausgesetzt (Telefonüberwachung, Reisebeschränkungen, Behördenschikanen, Polizeiwillkür, staatliche Einflussnahme auf Hotels und Veranstaltungsunternehmen). Dies gilt auch für Unterstützer*innen, die aus Deutschland und anderen Ländern anreisen.
Umso wichtiger ist es, Solidarität mit den lettischen Antifaschist*innen zu zeigen.

Die VVN-BdA und die Mitgliedsverbände der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) rufen dazu auf, am 16. März in Rom, Brüssel, Budapest, Athen und auch in deutschen Städten vor lettischen Botschaften und Konsulaten oder auf öffentlichen Plätzen in Europa gegen die Verherrlichung von NS-Kollaborateuren und Massenmördern zu protestieren und Freiheit für Lettlands Antifaschist*innen zu fordern.

PM, VVN-BdA Frankfurt

 

Unser Protest richtet sich gegen die Verherrlichung der lettischen Waffen-SS!

„Zu Ehren“ der lettischen Legion, die zur nazideutschen Waffen-SS gehörte, finden in Lettlands Hauptstadt Riga alljährlich am 16. März, dem „Tag der Legionäre“, ein Gottesdienst, ein „Ehrenmarsch“ und eine fahnengesäumte Kundgebung statt.

Lettland zählt – wie Estland, Litauen, die Ukraine und Bulgarien – zu jenen osteuropäischen Staaten, in denen die Kollaboration mit der Nazi-Besatzung der Jahre 1941 bis 1945 vielfach verharmlost wird und die Erinnerung an deren Repräsentanten sowie an die mörderischen Organisationen nicht nur staatlich geduldet, sondern auch offen unterstützt wird.

Wesentlicher Teil der lettischen SS-Legion waren die lettischen Polizei- und Sonderkommandos, die mit Beginn der deutschen Besatzung zusammen mit der deutschen Wehrmacht, der SS und dem SD tausendfach jüdische Frauen, Männer und Kinder ermordet haben und ebenso weitere Vernichtungsaktionen und Massenerschießungen durchführten.

Die lettischen faschistischen Einheiten und Kommandos sind für die Ermordung von 50.000 lettischen Juden verantwortlich.

Der Rigaer „Ehrenmarsch“ ist eine unerhörte Provokation für alle Hinterbliebenen und Angehörigen der Opfer des Terrors der lettischen Polizei- und SS-Verbände, wie auch für die jüdischen, die russisch-sprachigen und andere Minderheiten im Land. Er steht im Gegensatz zu den Grundwerten der Europäischen Union, deren sonstige Vorzüge der lettische Staat andererseits gerne entgegennimmt. Er ist wegen der damit verbundenen Provokation der Russischen Föderation auch eine Gefahr für den Frieden in Europa.

Mit unserem Protest wenden wir uns gegen die Verherrlichung ehemaliger SS-Verbände und die damit verbundene Missachtung und Verunglimpfung des Andenkens an die Opfer der faschistischen Verbrechen.

Wir dulden keine Verherrlichung des Faschismus

Wir fordern

  • Schluss mit der Ehrung der lettischen Waffen-SS
  • Schluss mit der Verharmlosung lettischer Kollaboration mit der Nazi-Besatzung
  • Meinungs- und Demonstrationsfreiheit für die lettischen Antifaschisten

Aufgerufen zum Protest haben in Europa die Internationale Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) und in der Bundesrepublik Deutschland die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA).

Aus diesem Grund demonstrieren wir am Freitag, dem 16. März 2018, um 17.00 Uhr, in Frankfurt am Main an der Hauptwache

Den Aufruf zum Protest in Frankfurt am Main haben u.a. unterzeichnet: Otti Altmann; Thomas Altmeyer; Wolfgang Artelt; Dieter Bahndorf; Angelika Balzer; Berthold Balzer; Martin Birkle; Barbara Birkle; Norbert Birkwald; Michael Boedecker; Jörg Cezanne; Andreas Dickerboom; Annette Dietrich; Renate Dreesen; Hajo Dröll; Peter Eickmann; Hans Einbrocht; Thomas Eiters; Martina Feldmayer; Klaus Fichter; Doris Fisch; Bruni Freyeisen; Gerd Gessner; Florian Gessner; Gretel Ghamsharick; Silvia Gingold; Conni Hechler-Birkwald; Mirjam Heydorn; Wilma Irien; Philipp Jacks; Christoph Jetter; Anne Kahn; Gabriele Kailing; Ellen Katmic; Christiane Klöß; Horst Koch-Panzner; Hans-Peter Köhler; Günther Kohn; Ursula Krause-Schmitt; Dirk Krüger; Martin Laeuen; Gudrun Lang; Rudi Lang; Gunter Lausmann; Barbara Leissing; Gernot Lennert ; Wolfgang Link; Monika Link; Björn Luley; Heinz Lüßmann; Cora Mohr; Jochen Nagel; Ulli Nissen; Ulrike Noll; Jossy Oswald; Gabriele Prein; Lutz Reimers; Peter Ripken; Monika Schieder; Walter Schmidt; Gudrun Schmidt; Horst Schmitthenner; Hannelore Schmitthenner-Bob; Ella Schrempp; Ursula Schumm-Garling; Bernhard Schütz; Axel Seiderer; Rosemarie Steffens; Hermann Unterhinninghofen; Martin van de Rakt; Willi van Ooyen; Rainer Venzke; Dr. Fabian Virchow; Angelika Wahl.

 

Protestbrief an den Konsul von Lettland

Herrn Konsul Professor Dr. Rüdiger Freiherr von Rosen
c/o Wedding & Partner
Biebergasse 6-10
60313 Frankfurt am Main

Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, Landesvereinigung Hessen, Eckenheimer Landstraße 93, 60318 Frankfurt am Main

Frankfurt, den 10. März 2018

Protest gegen die Ehrung der lettischen Waffen-SS

Sehr geehrter Herr Konsul Dr. Freiherr von Rosen,

unsere Organisation, die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA), und die Mitgliedsverbände der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) haben zu Protesten gegen den Aufmarsch „zu Ehren“ ehemaliger Angehöriger der lettischen Waffen-SS und deren Anhänger, der alljährlich Mitte März in Riga stattfindet, aufgerufen.

Wir werden diesem Aufruf folgen und am 16.März an der Hauptwache in Frankfurt am Main protestieren. Der Aufruf zu dem Protest in Frankfurt wird von über hundert Bürgerinnen und Bürgern, darunter mehrere Mandatsträgerinnen und Mandatsträger und Vertretern unterschiedlichster Organisationen, unterstützt.

Gerade als ein Verband, der von ehemals Verfolgten und Opfern des Naziregimes und von Widerstandskämpfern gegen das NS-Regime gegründet wurde, halten wir es für unerträglich, dass ehemalige SS-Angehörige und deren Freunde die Gelegenheit zu einem solchen Aufmarsch bekommen und dass Proteste dagegen in Lettland behindert oder gar verhindert werden.

Wir möchten Ihnen gegenüber zum Ausdruck bringen, dass sich unser Protest nicht gegen Ihre Person richtet, stattdessen aber gegen die geschilderte Haltung der Regierung der Republik Lettland, die Sie hier vertreten und repräsentieren.

Wir bitten Sie um Ihre Stellungnahme, die wir gerne bei unserer Mahnwache verlesen möchten.

Mit freundlichen Grüßen

Rosemarie Steffens, Norbert Birkwald
(Sprecher der VVN-BdA Hessen)