We can't believe, we still have to protest this shit!

erstellt von diskus — zuletzt geändert 2018-05-11T12:54:16+01:00
Für das Recht auf Abtreibung und körperliche Selbstbestimmung

Vortragsreihe, die das Bündnis für körperliche Selbstbestimmung Frankfurt (BfkS FfM) und die Studierendenzeitschrift diskus im Frühjahr/Sommer 2018 gemeinsam veranstalten. Das BfkS FfM hat sich im November letzten Jahres anlässlich der Verurteilung der Allgemeinmedizinerin Kristina Hänel aufgrund von unerlaubten „Werbens“ für den Schwangerschaftsabbruch gegründet und eine Demonstration unter dem Motto „Für die Abschaffung aller Anti-Abtreibungsparagraphen“ in Frankfurt organisiert. Die Vortragsreihe soll sich aus verschiedenen Perspektiven mit Diskursen und Kämpfen um das Recht auf Abtreibung auseinandersetzen und dabei einerseits vergangene feministische Kämpfe vorstellen, als auch diese Kämpfe verorten.

Die Sprecherin Martina Wronka erklärte dazu:
„Unsere Vortragsreihe heißt ‚We can’t believe we still have to protest this shit‘, weil wir eigentlich das Gefühl haben, dass zum Thema Schwangerschaftsabbrüche schon alles gesagt ist. Die Frauenbewegung in Deutschland hat in der Weimarer Republik sowie in den 70er und 80er Jahren bereits überzeugend erklärt: Jede Schwangere muss einen kostenfreien und legalen Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen als Instrument der Reproduktionskontrolle haben! My Body, My Choice!

Dass Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland immer noch stigmatisiert sind, zeigt die aktuelle Gesetzeslage, die Abtreibungen immer noch als illegale aber unter bestimmten Umständen straffreie Rechtsverstöße einstuft. Die verdruckste Debatte um die Streichung des §219a StGB zum Werbungsverbot zeigt, dass klassische feministische Forderungen wie die Streichung ALLER Paragraphen, die Abtreibungen als Straftatbestand fassen, nicht mehr präsent, sondern im Gegenteil sogar tabuisiert sind.

Wir fordern eine feministische Offensive, die sich dem gesellschaftlichen Rechtsruck und dem Trend zum Antifeminismus entgegenstellt. Dazu gehört auch, dass Mindeststandards einer demokratischen Gesellschaft wie die umfassende Legalisierung von und Zugänglichkeit zu Schwangerschaftsabbrüchen als Mittel der körperlichen Selbstbestimmung von Frauen erstritten und verteidigt werden. Wir wollen uns daher auch nicht mit der Forderung nach der Streichung des §219a StGB begnügen. Wir fordern die Abschaffung ALLER Anti-Abtreibungsparagraphen. Die Regelung eines medizinischen Eingriffs wie dem Schwangerschaftsabbruch gehört nicht ins Strafgesetzbuch. Weg mit §218 ff. StGB! Wer mehr dazu wissen will, ist herzlich zu unserer Vortragsreihe eingeladen.“

Mehr Informationen sowie Werbematerialien finden Sie auf unserer Homepage: https://bfksffm.wordpress.com/

 

Termine

 

Pressemitteilung vom 8. Mai 2018

Das Recht auf körperliche Selbstbestimmung und das Recht auf Abtreibung sind in einer Demokratie nicht verhandelbar!

Die CDU Frankfurt Westend hat das Bündnis für körperliche Selbstbestimmung Frankfurt (BfkS FfM) zu ihrer Podiumsdiskussion zum Thema „Demo vor der Schwangerschaftsberatung?“ am 8. Mai in der Evangelisch-Reformierten Gemeinde (Freiherr-vom-Stein-Str. 8, Frankfurt a.M) eingeladen. Auf dem Podium sitzen Dr. Ursula Schoen, Prodekanin des Evangelischen Stadtdekanats Frankfurt am Main; Prof. Dr. Dr. h.c. Frank Louwen, Goethe-Universität, Geburtshilfe, Vorsitzender des Landesvorstands Pro Familia; Cornelia Kaminski, Vorsitzende der Christdemokraten für das Leben in Hessen und stellv. Bundesvorsitzende der Aktion Lebensrecht für Alle; und Michael zu Löwenstein, CDU-Fraktionsvorsitzender im Römer.

Begründet wird die Veranstaltung folgendermaßen: „Anlass hierfür ist die bis kurz vor Ostern abgehaltene Mahnwache der Gruppe „40 Tage für das Leben“ vor der Beratungsstelle Pro Familia am Palmengarten. Im Mittelpunkt der Diskussionsveranstaltung wird das Spannungsverhältnis zwischen dem Selbstbestimmungsrecht der Frauen und dem Schutz des ungeborenen Lebens stehen.“

BfkS FfM, Martina Wronka: Diese sogenannten Demos vor der Schwangerschaftsberatung sind auch als „Gehsteigberatung“ bekannt. Sie werden von fundamentalistischen ‚Lebensschützern‘ organisiert, um dort ratsuchende Schwangere zu terrorisieren und dienen dazu, die neutrale Beratung einer staatlich finanzierten und kontrollierten Einrichtung zu beeinflussen. Die Beratung soll dadurch gestört werden und Frauen emotional erpresst werden. Nicht ohne Grund gibt es deswegen in manchen Städten Gerichtsurteile, die eine Bannmeile um Schwangerschaftsberatungen verhängen.

Die CDU Westend begründet ihre Podiumsdiskussion damit, dass „Information, Diskussion und Austausch, geradezu kontroversen Themen“ wichtig sei.

BfkS FfM, Martina Wronka: Das Recht auf körperliche Selbstbestimmung insbesondere für ungewollt Schwangere ist KEIN kontroverses Thema, hier gibt es Nichts abzuwägen.

Staatliche Institutionen sollen kein Zugriffsrecht auf die Organisation der Reproduktion haben und keine Schwangere darf dazu genötigt werden, ein Kind auszutragen, wenn sie das nicht möchte!

Kontrovers sind ganz andere Fragen!

Wie können Unterstützungsangebote für Schwangere geschaffen werden, so dass der finanzielle Hintergrund keine entscheidende Rolle bei der Entscheidung für oder gegen ein Kind spielt?

Wie kann die Versorgung mit Hebammen verbessert werden, sodass alle gewollt Schwangeren die bestmögliche Versorgung erhalten? Wie kann das Betreuungsangebot für Kinder kostenlos so umfangreich angeboten werden, sodass sich auch berufstätige Schwangere für ein Kind entscheiden können, ohne mit beruflichen Nachteilen rechnen zu müssen?

Wie kann man die Vereinbarkeit von Elternsein und Arbeit erhöhen? Wie kann Kinderarmut wirksam entgegengetreten werden, sodass Kinder auch als geborenes Leben bestmöglich unterstützt werden?

Wie können Eltern von behinderten Kindern besser unterstützt werden, sodass eine festgestellte Behinderung des Ungeborenem nicht mehr als unüberwindbare Herausforderung scheint?

Wie kann die Behindertenfeindlichkeit in der deutschen Gesellschaft und Arbeitswelt abgebaut werden?

Und weiter:

Wie kann die gesellschaftliche Stigmatisierung und Tabuisierung von Schwangerschaftsabbrüchen aufgelöst werden, sodass niemand ein Kind bekommen muss, das nicht gewollt ist?

Wie kann der gesellschaftliche Diskurs so verändert werden, dass Mutter-Sein kein gesellschaftlicher Zwang mehr ist, sondern eine freiwillige Entscheidung? Wie kann es geschafft werden, dass Politiker*innen aufhören, Frauen* vorzuschreiben, wie sie leben und sich entscheiden sollen?

BfkS FfM, Martina Wronka: Ein erster Anfang wäre die Streichung der §218 ff. aus dem Strafgesetzbuch und die Regelung von Schwangerschaftsabbrüchen als medizinische Eingriffe, die komplett von der Krankenkasse finanziert werden. Ein weiterer Schritt wäre die Einrichtung flächendeckender und kostenfreier Beratungs- und Unterstützungsangebote für Schwangere – egal ob sie das Kind behalten wollen oder nicht.

Zudem sollten reaktionäre und frauenfeindliche Positionen, wie sie von der Podiumsteilnehmerin Cornelia Kaminski vertreten werden, keine Bühne bekommen. Nur weil eine Meinung existiert, heißt das noch nicht, dass sie gehört werden muss.

Wer wie Frau Kaminski eine führende Position in der reaktionären, ausländerfeindlichen Kleinstpartei ALFA des ehemaligen AfD-Vorsitzenden Lucke einnimmt, hat sich als Diskussionspartner in einer am Grundgesetz orientierten Debatte bereits disqualifiziert. Wer zudem wie Frau Kaminski als Rednerin beim reaktionären, religiös-fundamentalistischen „Marsch für das Leben“ in Berlin auftritt, zeigt deutlich, dass hier Ideologie wichtiger ist als das Leben bereits lebender ungewollt Schwangeren. Eine gewinnbringende Diskussion mit Claudia Kaminski über die für uns kontroversen Fragen ist nicht vorstellbar.