Zeitzeugnisse als Broschüre erschienen: Philipp Benz als Historiker

Philipp Benz ist mit 98 Jahren nicht nur der letzte noch lebende Häftling des frühen Konzentrationslagers Osthofen, er ist als Zeitzeuge auch ein profunder Kenner des antifaschistischen Widerstands und der politischen Nachkriegsentwicklung in seiner Region.

In dieser Eigenschaft hat er, als die Geschichtsvergessenheit auch im Westen dieser Republik deutlich zunahm, als Zeitzeuge in Schulklassen und Jugendgruppen gewirkt, aber auch eigene Aufsätze zum Weg in den Faschismus, zum Widerstand und zum demokratischen Neubeginn geschrieben.

Anlässlich seines 98. Geburtstags im März 2010 wurde eine Sammlung dieser Beiträge von der VVN-BdA Starkenburg unter dem Titel „Zeitzeugnisse“ vorgelegt. In diesem Band sind auf 176 Seiten über zwanzig Texte veröffentlicht, die Philipp Benz entweder für die »Zeitung für Darmstadt« oder Radio Darmstadt geschrieben hat. Dies prägt in gewisser Weise den Charakter der Texte, die weniger von der Unmittelbarkeit der Sprache des Zeitzeugen, sondern mehr von der analytischen Aufklärung geprägt sind.

Benz schlägt in dieser Sammlung einen großen inhaltlichen Bogen, beginnend mit der Erinnerung an den Mord an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Er behandelt den Weg in den Faschismus und benennt dabei die Planung des faschistischen Terrors in den Boxheimer Dokumenten. Natürlich spricht er über seine eigenen Erlebnisse im Widerstand und als Häftling des KZ Osthofen. Den chronologischen Abschluss bilden Texte über die bundesdeutsche Friedensbewegung, u.a. die Aktionen der Friedenskräfte in den 50er Jahren gegen den KoreaKrieg.

Dabei würdigt er auch Mitstreiter und politische Weggefährten, wie Georg Fröba, Kommunist und Widerstandskämpfer, der im Oktober 1944 in Frankfurt - Preungesheim hingerichtet wurde, den Buchenwald-Häftling Wilhelm Hahmann, der sich große Verdienste bei der Rettung der Kinder erwarb, die kommunistische Reichstagsabgeordnete Franziska Kessel, die im April 1934 im Frauenzuchthaus Mainz ums Leben kam, die Landtagsabgeordnete der KPD Cäcilie Schäfer oder Renate Riemeck, die er als profilierte Vertreterin der bundesdeutschen Friedensbewegung beschrieb. Nicht zu vergessen beispielsweise Martin Niemöller, der spätere Kirchenpräsident der evangelischen Landeskirche von Hessen-Nassau, oder der Darmstädter Deserteur Georg Schnauber.

Den Abschluss dieser eindrucksvollen und informativen Aufsatzsammlung bildet ein Interview, das Hanni Skroblies von der Geschichtswerkstatt Darmstadt mit Christine Benz, der Ehefrau und langjährigen politischen Weggefährtin von Philipp Benz, geführt hat. Diese Aufsatzsammlung ist mehr als eine gelungene Geburtstagsgabe. Erfahrungen werden weitergegeben.

Ulrich Schneider

Bezug der Broschüre über VVN-BdA Starkenburg, p.A. LinksTreff Georg Fröba, Landgraf-Philipp-Anlage 32, 64283 Darmstadt, Preis: 5 Euro zzgl. Versandkosten.