„Ausstellungseröffnung“ zur Schändung der Gedenkstätte für die Opfer des Naziterrors

erstellt von Courage gegen Rassismus e.V. — zuletzt geändert 2017-04-16T12:58:47+01:00
Eine ungewöhnliche "Ausstellungseröffnung“: In einem großen Werbe-Schaukasten sollen 650 Namen von Menschen stehen, die den Text des Aufrufs „Gemeinsam gegen Nazis“ umschließen. Anlass dieser Erklärung ist die Schändung der Gedenkstätte für die Opfer des Naziterrors, am Ort der zerstörten Synagoge in Frankfurt-Rödelheim, durch antisemitische Schmierereien im November 2016.
  • „Ausstellungseröffnung“ zur Schändung der Gedenkstätte für die Opfer des Naziterrors
  • 2017-04-26T17:00:00+02:00
  • 2017-04-26T23:59:59+02:00
  • Eine ungewöhnliche "Ausstellungseröffnung“: In einem großen Werbe-Schaukasten sollen 650 Namen von Menschen stehen, die den Text des Aufrufs „Gemeinsam gegen Nazis“ umschließen. Anlass dieser Erklärung ist die Schändung der Gedenkstätte für die Opfer des Naziterrors, am Ort der zerstörten Synagoge in Frankfurt-Rödelheim, durch antisemitische Schmierereien im November 2016.
  • Wann 26.04.2017 ab 17:00 Uhr (Europe/Berlin / UTC200)
  • Wo Bahnhof Rödelheim
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Herr Dr. Mendel, der  Leiter der Bildungsstätte Anne-Frank, wird die Rödelheimer Vorkommnisse mit der Arbeit dieses Instituts in Beziehung setzen.

Aus dem Kreis der Erstunterzeichner werden einige kurz erläutern, warum ihre Organisation oder sie als Person den Aufruf mit initiiert haben.

Die Veranstaltung soll so vielfältig und widersprüchlich werden wie die beteiligten Organisationen bzw. deren Logos dies auf dem Plakat andeuten. Sie dokumentieren zugleich die gemeinsame Entschlossenheit, sich bei Diskriminierungen einzumischen und die Rechte der Ausgegrenzten zu verteidigen. „Wir wollen über weltanschauliche Differenzen hinweg zeigen, dass wir mit Respekt, Neugier und Toleranz zusammenleben wollen. Minderheiten und Flüchtlinge sollen sich sicher fühlen.“
 
Einen so breiten Zusammenschluss hat es bisher im Stadtteil noch nicht gegeben.
Fast alle Fraktionen im OBR, der Vereinsring, autonome Jugend-Initiativen und ein ungewöhnlich breites Spektrum von Institutionen und Initiativen unterzeichnete in kurzer Zeit den Aufruf: „Gemeinsam gegen Nazis“.
Der zunächst nur von Organisationen bzw. deren Repräsentanten getragene Aufruf stand dann allen BürgerInnen, die ihn unterstützen wollten, offen.

Nun ist es soweit! Bei mehr als 650 UnterzeichnerInnen soll die Liste nun öffentlich ein Zeichen setzen. Das wird in Rödelheim wörtlich genommen:
Neben den Straßenschildern gibt es nun auch die Liste der Bürgerinnen und Bürger, die indirekt ausdrückt: „Wir lassen uns nicht einschüchtern!“ Direkt versichern die UnterzeichnerInnen: „Die Täter haben uns gezeigt, dass wir uns gemeinsam noch stärker als bisher für ein respektvolles, gleichberechtigtes und wertschätzendes Zusammenleben aller Menschen in unserer Nachbarschaft engagieren müssen!“

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Ergänzende Punkte
    * Einige Gruppen im Stadtteil hatten sich lange über die Konzeption zur Neugestaltung der Gedenkstätte im Brentanopark auseinandergesetzt und einen Kompromiss erarbeitet. Ein Jahr nach der würdigen Einweihung und kurz vor der jährlichen Gedenkstunde an die Zerstörungen in der Pogromnacht wurde die Gedenkstätte Anfang Nov. 2016 mit einer volksverhetzenden, antisemitischen Parole mit weißer Farbe besprüht.
    * Auf die Untat der schändlichen Schmierer reagierten die Rödelheimer schnell. Junge Leute aus Autonomen Gruppen verhüllten die antisemitische Parole sogleich unter dem Transparent „Nie wieder Faschismus“. Mitglieder der antirassistischen Vereine und Kulturinitiativen im Stadtteil verbreiteten die Nachricht.
    * Der Heimat- und Geschichtsverein drängte bei der Stadt auf die schnelle Entfernung der Farbe. Damit wurde den Tätern gezeigt, dass ihre Provokation nicht fruchtet, obwohl andererseits die Gefahr besteht, dass durch die Reinigung die Schändung in Vergessenheit gerät. Der Aufruf erinnert auch nach 1/2 Jahr noch daran, dass mit der Wiederherstellung der Gedenkstätte nichts ‚erledigt‘ ist.
    * Der Heimat-und Geschichtsverein erstattete Anzeige. Die Beteiligten waren sehr erstaunt, dass die Ermittlungen bereits nach kurzer Zeit eingestellt wurden.
    * Viele Menschen, auch aus anderen Stadtteilen, kamen ein paar Tage später zur Gedenkstunde zum 9. November, die noch nie so gut besucht war.
    * Der Zeitpunkt und die Tatausführung mit einer Schablone, später noch an zwei weiteren Orten im Stadtteil, deutet auf die Planung einer Gruppe hin. Gerade wegen der jahrzehntelangen historischen, politischen und kulturellen antifaschistischen Aktivitäten diverser Stadtteilgruppen sowie unter dem Schirm der Cyriakusgemeinde sollten diese vermutlich gewarnt und eingeschüchtert werden.
    * An vielen Orten wird seit vielen Jahren von vielen Politikern, bis hin zur Bundeskanzlerin, gefordert, dass man öffentliche Zeichen gegen Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit setzen solle. Was das konkret heißt, bleibt unklar. Meist werden empörte Petitionen gefasst und dann abgeheftet. In Rödelheim wurde die Aufforderung schon vor Jahren wörtlich genommen, inzwischen begrüßen vier Schilder die Bewohner und Gäste in alle Himmelsrichtungen: ‚Stadtteil gegen Rassismus‘. Auch jetzt wird mit der wechselseitigen Ermutigung von Anwohnern in dem großen Schaukasten auf dem Baruch-Baschwitz-Platz vor dem Bahnhof ein konkretes Zeichen gesetzt.