GegenBuchMasse 2017 (bis 15.10.)

erstellt von GegenBuchMasse — zuletzt geändert 2017-10-03T20:11:58+01:00
“GegenBuchMasse“ vom 4. bis 15. Oktober 2017 mit informativen und spannenden Neuerscheinungen aus kleineren und linken Verlagen wird von verschiedenen Gruppen und Initiativen getragen, die kritischen Gedanken ein Forum geben wollen.
  • GegenBuchMasse 2017 (bis 15.10.)
  • 2017-10-04T00:00:00+02:00
  • 2017-10-15T00:00:00+02:00
  • “GegenBuchMasse“ vom 4. bis 15. Oktober 2017 mit informativen und spannenden Neuerscheinungen aus kleineren und linken Verlagen wird von verschiedenen Gruppen und Initiativen getragen, die kritischen Gedanken ein Forum geben wollen.
  • Wann 04.10.2017 00:00 bis 15.10.2017 00:00 (Europe/Berlin / UTC200)
  • Wo Frankfurt
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www.GegenBuchMasse.de

Alle Veranstaltungen der GegenBuchMasse kosten keinen Eintritt, sie werden durch das Engagement der beteiligten Personen sowie durch Spenden finanziert.

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  • MITTWOCH _ 4.10.2017 _ 19:00 UHR
    Café ExZess, Leipziger Str. 91

Ladyfest-Aktivismus
queer-feministische Kämpfe um Freiräume und Kategorien. Buchvorstellung mit Alek Ommert.

Ladyfest-Aktivismus ist ein Beispiel für queer-feministischen Aktivismus, der sich seit den 2000er Jahren mit Bezug auf Ideen des riot-grrrl- und DIY-Aktivismus entwickelt hat. Das Buch rekonstruiert und diskutiert die queer-feministische Praxis des Ladyfest-Aktivismus entlang der Debatten um Ein- und Ausschluss, um Identitätspolitiken und Kategorienkritik. Alek Ommert schlägt vor, das utopische Potenzial im Ringen um Begriffe und Kategorien als plurale, transkategoriale Bündnispolitik zu verstehen und für den queer-feministischen Aktivismus weiter zu denken. Anknüpfend an die Ergebnisse der Forschungsarbeit soll deswegen mit den Aktivist_innen Hannah Fitsch und Emel Schattner über vergangenen und gegenwärtigen queer-feministischen Aktivismus diskutiert werden.
Open for all gender.
Veranstalter*innen: Fransenbar & transcript Verlag

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  • MONTAG _ 9.10.2017 _ 20:00 UHR
    Café ExZess, Leipziger Str. 91

Urteile
Ein dokumentarisches Theaterstück über die Opfer des NSU. Mit Texten über alltäglichen und strukturellen Rassismus. Lesung mit Mortazavi, Önder, Umpfenbach (Hrsg.)

Warum konnte eine rassistische Mörderbande 10 Jahre lang ungestraft aus dem Untergrund ihr Unheil treiben? Warum führte ein gigantischer polizeilicher Ermittlungsaufwand nicht zur Aufdeckung der Untaten? Warum wurden die Täter nur im Umkreis der Familie und Freunde gesucht? Welche Rolle spielten Medien, Verfassungsschutz und Politik? Das dokumentarische Theaterstück Urteile von Christine Umpfenbach und Azar Mortazavi, uraufgeführt im Residenztheater München, beantwortet dies, indem es konsequent die Perspektive der Opfer einnimmt. So deckt es Leerstellen und Strukturen auf, die das Versagen der Sicherheitsbehörden und Medien möglich gemacht ­haben.
Vertiefend zum Stücktext kommen im vorliegenden Buch, das Umpfenbach und Mortazav zusammen mit Tunay Önder im Unrast Verlag herausgegeben haben, Autor_innen wie Bilgin Ayata, Heike Kleffner, Kien Nghi Ha, Massimo Perinelli, Azadeh Sharifi und Deniz Utlu zu Wort um unterschiedliche Dimensionen von strukturellem Rassismus und diskriminierenden Routinen zu beleuchten ist.

Veranstalter*innen: P.A.C.K. & Unrast Verlag

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  • DIENSTAG _ 10.10.2017 _ 20:00 UHR
    Café ExZess, Leipziger Str. 91

Unter Sachsen
Zwischen Wut und Willkommen. Lesung mit Heike Kleffner, Matthias Meisner, Ali Schwarzer

Sind die sogenannten sächsischen Verhältnisse mit der Pegida-Bewegung und den vielen rechten Gewalttaten ein auf den Freistaat begrenztes Phänomen? Oder muss die zunehmende Radikalisierung der gesellschaftlichen Mitte als Vorbote künftiger politischer Veränderungen in ganz Deutschland verstanden werden?
Die Frage »Warum Sachsen?« wird von vielen gestellt. In diesem Buch begeben sich über 40 Autor*innen auf die Suche nach Antworten. In Analysen, Interviews, literarischen Texten und sehr persönlichen Kommentaren beleuchten sie beispielsweise den Zustand der sächsischen CDU, die Hintergründe der Pegida-Bewegung und der AfD in Sachsen oder die eigenen Erfahrungen mit Rassismus. Zahlreiche Reportagen zeigen die Verhältnisse vor Ort, in Leipzig oder Dresden ebenso wie im Erzgebirge und in Bautzen. Dazu gehört auch die Kreativität der Zivilgesellschaft, die vielerorts mit dem Rücken zur Wand demokratische Werte verteidigt.

Veranstalter*innen: P.A.C.K. & Ch. Links Verlag

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  • MITTWOCH _ 11.10.2017 _ 20:00 UHR
    Café ExZess, Leipziger Str. 91

Über Grenzen
Vom Untergrund in die Favela. Lesung mit Lutz Taufer

Von der RAF in die Favela: Das Leben Lutz Taufers gleicht einer Suchbewegung, in der das Terrain der westdeutschen radikalen Linken vermessen wird: Rebellion gegen die verkrusteten Verhältnisse der Adenauerära, 1968 in Freiburg, Basisgruppe Politische Psychologie in Mannheim, Sozialistisches Patientenkollektiv in Heidelberg, Mitglied des Kommandos Holger Meins der RAF, Besetzung der deutschen Botschaft in Stockholm, mitverantwortlich für die Erschießung von zwei Geiseln, 20 Jahre Haft, ein Dutzend Hungerstreiks bis an den Rand des Todes, nach der Freilassung ein Jahrzehnt Basisarbeit in den Favelas von Rio, heute im Vorstand des Weltfriedensdienstes.
„Lutz Taufer hat in den Extremkonstellationen der linksradikalen Geschichte agiert, und da er darüber ohne jede Beschönigung und in uneingeschränkter Konfrontation mit den begangenen Fehlern schreibt und nachdenkt, wird sein Buch tatsächlich zu einem Schlüsselwerk der 1960er bis 1980er Jahre“ (Karl Heinz Roth).

Veranstalter*innen: P.A.C.K. & Verlag Assoziation A

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  • MITTWOCH _ 11.10.2017 _ 20:00 UHR
    Club Voltaire, Kleine Hochstraße 5

Wirtschaftsverbrechen
und andere Kleinigkeiten. Lesung mit Gerd Bedszent

Ist der Kapitalismus insgesamt kriminell, jeder Kapitalist ein Wirtschaftsverbrecher? Das sicher nicht. Kapitalismus basiert allerdings in weiten Teilen auf Raub. Räuberische Aneignung kann illegal sein. Sie kann aber auch in Übereinstimmung mit den gültigen Gesetzen erfolgen.
Die Grausamkeiten des Frühkapitalismus sind bekannt, wurden lediglich während des ideologischen Durchmarsches des Neoliberalismus in den letzten Jahrzehnten weitgehend aus dem öffentlichen Bewusstsein verdrängt. Der Autor schildert Beispiele von gemeinem Diebstahl und Massenmord während dieser frühen Phase. Andere Beiträge dokumentieren Bubenstücke der jüngeren Vergangenheit – Skandale und Skandälchen, räuberische Aneignung und kriminelle Machenschaften dubioser Krisengewinner.
Die Geschichte der kapitalistischen Moderne ist zwar nicht nur eine Abfolge von Gewaltakten, von Erpressung, Unterschlagung und Raubmord. Dass sie eine solche aber auch ist: daran kann in unserer Gegenwart nicht oft genug erinnert werden.

Veranstalter*innen: Business Crime Control (BCC), attac, Club Voltaire & Nomen Verlag

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  • MITTWOCH _ 11.10.2017 _ 20:00 UHR
    Fanhaus Louisa, Schwarzsteinkautweg 5 a

Fieberwahn
Wie der Fußball seine Basis verkauft. Lesung mit Christoph Ruf

Hinter der glitzernden Fassade des Profifußballs brodelt es. Fans fühlen sich entmündigt und schikaniert, die Proteste gegen Kommerzialisierung und Kollektivstrafen nehmen an Vehemenz zu und werden längst nicht nur von Ultras getragen. An der Basis, von den Amateurvereinen bis zur 3. Liga wächst die Wut auf Verbände, die sich nur noch um die Branchenriesen kümmern. Und vor der Tür lauern Veränderungen, die das Ende des Volkssports Fußball einläuten. Christoph Ruf hat mit Fans, Funktionären und Trainern gesprochen. Sein Fazit: Der Deutsche Fußball sägt gerade den Ast ab, auf dem er sitzt.

Veranstalter*innen: Fanprojekt Eintracht Frankfurt/Main, P.A.C.K., Initiativkreis GegenBuchMasse, Verlag Die Werkstatt

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  • MITTWOCH _ 11.10.2017 _ 19:30 UHR
    NIKA.haus, Niddastraße 57

Das Hochhaus
102 Etagen Leben. Lesung mit Katharina Greve

Mordgelüste, Frisurenprobleme, Wohnungssuche: Das sind einige der Zutaten für Das Hochhaus, ein Web-Comic-Bauprojekt.
Jede Woche wächst das Gebäude um ein neues Stockwerk in die Höhe – bis auf 102 Etagen. Wie bei einer technischen Zeichnung ist das Haus aufgeschnitten: Der Blick ins Innere der Wohnungen zeigt eine Momentaufnahme des Lebens der Bewohnerinnen und Bewohner.
Baubeginn war im September 2015, fertig gestellt wurde Das Hochhaus im September 2017 mit dem Dachgeschoss. Zeitgleich erschien das Buch. Die Szenen in den Wohnungen sind mal in sich geschlossen, mal haben sie über die Etagen hinweg miteinander zu tun. Die Episoden kommentieren zwischenmenschliche, aber auch politische Themen – der Längsschnitt zeigt einen Querschnitt durch den Alltag.

Veranstalter*innen: Hausprojekt NiKa, P.A.C.K. & avant-verlag

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  • DONNERSTAG _ 12.10.2017 _ 19.00 UHR
    FALZ, Friedberger Anlage 24

Wenn arme Leute sich nicht mehr fügen…!
Bemerkungen über den Zusammenhang von Alltag und Protest

Lesung unter Verwendung von Videomaterial mit Harald Rein

Veranstalter*innen: Frankfurter Arbeitslosenzentrum, AG-SPAK Verlag

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  • DONNERSTAG _ 12.10.2017 _ 20:00 UHR
    Café ExZess, Leipziger Str. 91

„Jedermann sei untertan“
Deutscher Protestantismus im 20. Jahrhundert.
Irrwege und Umwege. Lesung mit Karsten Krampitz

Die ersten vier Jahrhunderte ihrer Geschichte standen die evangelischen Kirchen unter dem „landesherrlichen Regiment“ und dementsprechend immer auf der Seite der Obrigkeit. Doch mit der Weimarer Reichsverfassung wurden die Kirchen in die Freiheit entlassen. Der Schriftsteller und Historiker Karsten Krampitz hat eine kritische Überblicksgeschichte der Evangelischen Kirchen in Deutschland (EKD) und ihrer Vorläuferorganisationen geschrieben. Er beschäftigt sich mit deren Rolle als Sargnagel der Weimarer Republik und untersucht, warum sich kein anderes Sozialmilieu so offen und aufnahmebereit für die Ideologie der Nazis zeigte wie das kleinbürgerlich-evangelische. Anhand neuer Quellen und Dokumente erzählt er von der Mittäterschaft der Kirche an der Ermordung der europäischen Juden und entlarvt die Schilderung vom Widerstand der Bekennenden Kirche im Dritten Reich als Lebenslüge der EKD. Zudem zeigt er die Entwicklung der evangelischen Kirchen in BRD und DDR.

Veranstalter*innen: P.A.C.K. & Alibri Verlag

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  • DONNERSTAG _ 12.10.2017 _ 20:00 UHR
    Club Voltaire, Kleine Hochstraße 5

Frankreich: Nazi-Verbrechen
Antifaschistischer Widerstand – Verfolgung – Erinnerung. Lesung mit Silvia Gingold + Florence Hervé + Ulrich Schneider + Hermann Unterhinninghofen

Drei Bücher über Naziverbrechen, Verfolgung und antifaschistischen Widerstand in Frankreich werden vorgestellt: An das Massaker von Oradour-sur-Glane vom 10. Juni 1944 erinnern Florence Hervé und Hermann Unterhinninghofen in Bildern und Texten.
Den Bild- und Textband zum ehemaligen KZ Natzweiler-Struthof (1941 – 1944) und den Umgang mit der Erinnerung in der heutigen Gedenkstätte stellt Florence Hervé ebenfalls vor.
Einen Kontrapunkt bilden die Erinnerungen des Frankfurter jüdischen Kommunisten Peter Gingold, der als Emigrant an der Seite der französischen Résistance kämpfte. Seine Tochter Silvia Gingold und Ulrich Schneider tragen Auszüge vor.
Nach der Lesung stehen die AutorInnen zum Gespräch zur Verfügung.
Dieser Abend soll nicht nur an die Geschichte Frankreich aus antifaschistischer Perspektive erinnern. Im PapyRossa Verlag sind auch Bücher zum Handeln in der Gegenwart, z.B. gegen den Vormarsch des Front National erschienen.

Veranstalter*innen: Club Voltaire + Studienkreis Deutscher Widerstand 1933-1945 + Etti und Peter Gingold Initiative + Förderverein Gedenkstätte KZ Katzbach + FIR – Internationale Föderation der Widerstandskämpfer + VVN-BdA Hessen + VVN-BdA Frankfurt & PapyRossa Verlag

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  • DONNERSTAG _ 12.10.2017 _ 20:00 UHR
    In der Au 14 – 16

Begrabt mein Herz am Heinrichplatz
Lesung mit Zeitzeug*innen und Herausgeber*innen und französisch inspirierte Vokü - lecker essen für wenig Geld

Eine Reise in 45 Szenen durch die Welt einer untergegangenen Bewegung und erinnerte Bilder an eine sagenumwobene Halbstadt, die es nicht mehr gibt. Die Geschichte wird von den Siegern geschrieben, so heißt es. Doch jene Bewegung, die im Schatten der besetzten Häuser in West-Berlin entstand, hatte nie im Sinn, Geschichte zu schreiben. Sie war sich ihrer Vergänglichkeit ebenso bewusst wie ihrem Unvermögen, an den bestehenden Verhältnissen etwas Grundsätzliches zu ändern. Niemand glaubte mehr an den Strand unter dem Pflaster, die Zürcher Genossen hatten schon vorgegeben, dass „Beton nicht brennt“, und so wurde „Was ist uns geblieben außer zu kämpfen und zu lieben“ zum Soundtrack der letzten Revolte.
Vieles hat sich so zugetragen, wie es in den folgenden Zeilen geschildert wird. Etliches ist frei erfunden. Viele Details sind aus naheliegenden Gründen verändert worden. Alle handelnden Personen sind frei erfunden, soweit sie nicht Personen der Zeitgeschichte sind. 

Veranstalter*innen: P.A.C.K. & bahoe books

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  • DONNERSTAG _ 12.10.2017 _ 20:30 UHR
    Land in Sicht, Rotteckstraße 13

Diktatoren als Türsteher Europas
Wie die EU ihre Grenzen nach Afrika verlagert. Lesung mit Christian Jakob, Simone Schlindwein und Mamadou Konaté

Europa zieht seine Grenzen durch Afrika. Migrationskontrolle ist in der EU zu einer Frage von höchster innenpolitischer Bedeutung geworden. Mit Hochdruck baut sie daher ihre Beziehungen zu den Regierungen auf dem afrikanischen Kontinent aus. Diese sollen ihre Bürger daran hindern, nach Europa zu gelangen. Die EU bietet dafür Militär- und Wirtschaftshilfe in Milliardenhöhe. Sie arbeitet mit Regimen zusammen, die schwere Menschenrechtsverletzungen begehen, und bildet deren Polizei und Armeen aus. Die Bewegungsfreiheit in Afrika wird eingeschränkt, Entwicklungshilfe wird umgewidmet und an Bedingungen geknüpft: Wer Migranten aufhält, bekommt dafür Geld. Am meisten profitieren IT-Unternehmen sowie Rüstungs- und Sicherheitskonzerne in Europa.
Seit Jahren recherchieren Simone Schlindwein und Christian Jakob zu diesem Thema. Ihr Buch ist die erste umfassende Darstellung der neuen europäischen Afrikapolitik. Welche konkreten Auswirkungen diese Politik hat, berichtet Mamadou Konaté am Beispiel unfreiwilig Zurückgekehrter im westafrikanischen Mali.

Veranstalter*innen: medico international e.V. &
Christoph Links Verlag

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  • DONNERSTAG _ 12.10.2017 _ 20:00 UHR
    NIKA.haus, Niddastraße 57

Die Poesie der Klasse
Romantischer Antikapitalismus und die Erfindung
des Proletariats. Lesung mit Patrick Eiden-Offe

Mit der Durchsetzung des Kapitalismus entsteht im frühen 19. Jahrhundert aus verarmten Handwerkern, städtischem Pöbel, ländlichen Unterschichten und prekären Intellektuellen jenes neue soziale Kollektiv, das man bald das Proletariat nennen wird. Die Träume und Sehnsüchte dieser allen ständischen Sicherheiten entrissenen Gestalten fanden neue Formen des Erzählens in romantischen Novellen, Reportagen und sozialstatistischen Untersuchungen. Doch schon bald wurden sie – ungeordnet, gewaltvoll, nostalgisch und irrlichternd, wie sie waren – von den Vordenkern der Arbeiterbewegung als reaktionär verunglimpft, weil sie nicht in deren lineare Fortschrittsvision passen wollten.
In seiner Studie verhilft Patrick Eiden-Offe dem lange verdrängten romantischen Antikapitalismus zu seinem Recht und befreit die Sozial- und Literaturgeschichte aus ihren eindimensionalen Sichtachsen. Dabei zeigt sich eine verblüffende Ähnlichkeit zwischen der historischen, poetisch besungenen Klasse und heutigen Figuren von Prekarität.

Veranstalter*innen: Hausprojekt NiKa & MSB Matthes & Seitz Berlin

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  • DONNERSTAG _ 12.10.2017 _ 20:00 UHR
    Verband alleinerziehender Mütter und Väter e.V., Adalbertstraße 15

Michael Englishman
163256: laut und klar. Aus der Asche des Holocaust. Lesung mit Übersetzer*in Katja Anton Cronauer

Eine erstaunliche Geschichte von Mut, Einfallsreichtum und Charakterstärke des niederländischen Juden Michael Englishman während des Zweiten Weltkriegs und danach. Beginnend mit der Besetzung der Niederlande durch die Deutschen 1940, führt sie uns durch Englishmans Haftzeit in mehreren Todes- und Arbeitslagern, in denen er dem Tod wiederholt entrinnt. Wagemutig hilft Englishman anderen Gefangenen zu fliehen und beteiligt sich aktiv am Widerstand. Obwohl seine Frau und Kinder den Holocaust nicht überleben, lässt sich Englishman nicht unterkriegen. Er sucht, wie versprochen, nach den Kinder eines ermordeten Freundes und baut sich mit ihnen und ihrer Mutter ein neues Leben in Kanada auf, wo er sich bis zu seinem Tod gegen Rassismus, Hass und Neonazis engagierte.

Veranstalter*innen: VAMV e.V. & Verlag Edition AV

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  • FREITAG _ 13.10.2017 _ 19:30 Uhr
    Centro Frankfurt, Alt-Rödelheim 6

David Gribble: Überlebensschule
Ausgegrenzte Kinder lernen in Freiheit (Mandelbaum 2016), übersetzt und vorgetragen von Lotte Kreisler

»Überlebensschule« beschreibt vier Bildungseinrichtungen mit aktiver Beteiligung von benachteiligten Jugendlichen, darunter »Butterflies«, ein selbstorganisiertes Lernprojekt von Straßenkindern in Delhi; Moo Ban Dek, ein demokratisch strukturiertes Projekt für Waisen und verstoßene Kinder in Thailand; eine von SchülerInnen mitgegründete High School im ärmsten Viertel Chicagos sowie ein historisches Projekt von sogenannten unerziehbaren Burschen in Schottland. Die Kinder und ihre BegleiterInnen erzählen von existenziellen Problemen, von Leben und Tod, Gewalt in der Familie, vom Verhungern und von Bandenkriegen ... und vom Lernen in Freiheit. David Gribble wirkt mit dem Buch dem Vorurteil entgegen, nur wohlhabende Kinder der Mittelschicht könnten verantwortungsvolles Han¬deln lernen und freies Lernen verkraften. Er wendet sich dagegen, arme Kinder würden ihre Zeit verschwenden, wenn sie nicht strengs¬tens zur Eingliederung in die Gemeinschaft erzogen würden. Als verachtete Klasse bliebe ihnen bloß die Armutsfalle, Prostitution oder das Gefängnis. Gribble beweist, dass Vertrauen in die Kinder ihr Leben existenziell verändern kann.

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  • FREITAG _ 13.10.2017 _ 20:00 UHR
    Café ExZess, Leipziger Str. 91

DISRUPT!
Der technologische Angriff. Lesung mit Lars Wehring von der Gruppe çapulcu

DISRUPT! beschreibt die Versuche, das menschliche Dasein den Anforderungen einer reduktionistischen künstlichen Intelligenz zu unterwerfen. Der Anpassungsdruck des Menschen an die Maschine wirkt bereits jetzt – weit vor einer vollständigen Vernetzung aller mit allem. Das redaktionskollektiv çapulcu dechiffriert diese – oft unhinterfragte – Entwicklung als Angriff auf unsere Autonomie und analysiert seine entsolidarisierende Wirkung. Denn Technologie ist nie neutral, sondern immanent politisch.
Mit Macht vorangetriebene technologische Schübe sind schwer und selten umkehrbar, sobald sie gesellschaftlich erst einmal durchgesetzt sind und der darüber geprägte ›Zeitgeist‹ selbstverstärkend für die notwendige Stabilisierung gesorgt hat. Warten wir, bis sämtliche Erscheinungsformen und Konsequenzen dieses Angriffs auf unsere Sozialität (all-)gegenwärtig geworden sind, haben wir verloren. Es bliebe uns dann nur noch eine Analyse der vermeintlichen ›Entwicklung‹ in Retrospektive. Ein Gegenangriff auf die Praxis und die Ideologie der totalen Erfassung erscheint deshalb zwingend notwendig. Die Autor*innen plädieren für die
Wiederbelebung einer praktischen Technologiekritik zwischen Verweigerung und widerständiger Aneignung spezifischer Techniken.

Veranstalter*innen: P.A.C.K. & Unrast Verlag

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  • FREITAG _ 13.10.2017 _ 20:00 UHR
    Club Voltaire, Kleine Hochstraße 5

Polyamorie
Reflexionen zu alternativen Beziehungsformen. Lesung mit Dominique Zimmermann

Die Scheidungsraten zeigen: was Menschen üblicherweise von intimen Beziehungen erhoffen, führt nicht selten zu großem Leid und Einsamkeit, zu Streit und Eifersucht.
Wie kann ein zeitgemäßes Beziehungskonzept aussehen, das der Vielfalt der Lebensstile und den generell unsteten Lebensentwürfen gerecht wird? Welche Regelungen braucht es für Formen der Partnerschaft, die auch für Mehrfachbeziehungen offen sind?
Polyamorie: neues Zauberwort oder Fortsetzung des kapitalistischen Wunsches, alles zu optimieren? Auf Einladung von 42 e.V. und mit freundlicher Unterstützung der Giordano-Bruno-Stiftung stellt Zimmermann nicht-totalitäre Beziehungskonzepte vor. Sie liest aus „Das Maß der Liebe“ und „Die andere Beziehung“; ihr Focus liegt beim ethisch „richtigen“ Umgang miteinander: frei gewählten Gemeinschaften und Liebesbeziehungen, die füreinander einstehen, ohne totalitär über den anderen verfügen zu wollen. Ob hetero-, homo-, bi- oder asexuell: alles soll Platz haben in Care-Gemeinschaften.

Veranstalter*innen: 42 e.V. und Club Voltaire mit Unterstützung der Giordano-Bruno-Stiftung & Schmetterling Stuttgart

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  • FREITAG _ 13.10.2017 _ 19:30 UHR
    DFG-VK, Mühlgasse 13

Anarchismus Hoch 3
Utopie, Theorie, Praxis. Interviews und Gespräche. Lesung mit Dr. Bernd Drücke

Zu Wort kommen u.a. die Hausbesetzerinnen Emma, Marion und Mikky, die Projekt-A-Filmemacher Moritz Springer und Marcel Seehuber, der Krankenpfleger Heiko Maiwald (FAU), der Griechenland-Kenner Ralf Dreis, Knobi, der Büchernomade, Andreas Ess vom Projekt A, die Verleger Theo Bruns und Rainer Wendling von Assoziation A, Jörn Essig, Martin Schüring und Markus Kampkötter vom Unrast Verlag, Sania und Denise Kästner vom roots of compassion-Kollektiv, Hanna Mittelstädt und Katharina Picandet von der Edition Nautilus, der russische Historiker Vadim Damier, der Soziologe Andreas Kemper, die Indonesien-Kennerin Anett Keller sowie der Politikwissenschaftler Ismail Küpeli.

Veranstalter*innen: Bildungswerk DFG-VK Hessen, Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen Frankfurt, FAU Frankfurt & Unrast Verlag

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  • FREITAG _ 13.10.2017 _ 19:30 UHR
    Internationale Buchhandlung Südseite, Kaiserstr. 55

Palästina – Vertreibung, Krieg und Besatzung
Lesung mit Annette Groth

Seit Israel die palästinensischen Gebiete und Ost-Jerusalem besetzt hält, werden Palästinenser/innen aus ihren Heimatorten vertrieben, ihrer Rechte und ihres Besitzes beraubt. In dem Buch »Palästina – Vertreibung, Krieg und Besatzung« werden der Siedlungsbau, die Situation von Kindern in israelischen Gefängnissen, die massive Einschränkung der Bewegungsfreiheit durch Checkpoints und Mauer, die Lage in Gaza, die Rolle der UNO und der Abbau demokratischer Rechte in Israel und Palästina erörtert. Die Autorinnen und Autoren aus Israel, Palästina, den USA und Deutschland zeigen die Legitimität des zivilen Widerstands gegen die Verletzung von Völkerrecht und Menschenrechten auf. Sie wollen zu einer Versachlichung der emotional aufgeladenen Debatte beitragen, die gerade in Deutschland oft ohne Faktenkenntnis geführt wird. Annette Groth, 2009 bis 2017 Mitglied des Deutschen Bundestages für die Partei Die Linke und eine der Herausgeberinnen des Bandes, stellt die Inhalte und Thesen des Buches vor.

Veranstalter*innen: Internationale Buchhandlung Südseite & PapyRossa Verlag

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  • SAMSTAG _ 14.10.2017_ab 19:30 UHR
    Café ExZess, Leipziger Str. 91

Lange Lesenacht
Mit leckerem Buffet

19:30 UHR
Überlebensschule
Ausgegrenzte Kinder lernen die Freiheit. Lesung mit Übersetzerin Lotte Kreissler.
David Gribble berichtet in »Überlebensschule« über Bildungseinrichtungen mit aktiver Beteiligung von benachteiligten Jugendlichen, darunter »Butterflies«, ein selbstorganisiertes Lernprojekt von Straßenkindern in Delhi; Moo Ban Dek, ein demokratisch strukturiertes Projekt für Waisen und verstoßene Kinder in Thailand; eine von SchülerInnen mitgegründete High School im ärmsten Viertel Chicagos sowie ein historisches Projekt von sogenannten unerziehbaren Jungen in Schottland. Er lässt die Kinder und ihre BegleiterInnen zu Wort kommen. Sie erzählen von existenziellen Problemen, von Leben und Tod, Gewalt in der Familie, vom Verhungern und von Bandenkriegen aber auch vom Lernen in Freiheit. Das Buch wirkt dem Vorurteil entgegen, nur wohlhabende Kinder könnten verantwortungsvolles Handeln lernen und freies Lernen verkraften, und zeigt, dass mit anderen pädagogischen Ansätzen und Vertrauen das Leben von armen Kinder existenziell verändert werden kann.

20:05 UHR
Feministische Psychiatrie Kritik
Lesung mit Peet Thesing.
Das Thema Psychiatriekritik ist seit Jahren kein großer politischer Kampf mehr. „Helfende“ Maßnahmen werden nicht gesellschaftskritisch analysiert, psychiatrisch-medizinische Ansätze werden nicht auf ihre strukturelle Bedeutung hinterfragt, Geschichte scheint es in der Psychiatrie nicht zu geben.
Wie entstehen eigentlich „psychische Krankheiten“ in dieser Gesellschaft? Wie wird zwischen gesund und krank entschieden? Ist Homosexualität wirklich nicht mehr als Krankheit vorgesehen? Wie wird psychiatrische Gewalt begründet? Wie werden Diagnosen zur Delegitimierung genutzt? Selbstverletzung und Essstörungen – wie lange gilt die feministische Forderung: My body, my choice?
Diese Einführung orientiert sich am Wissen Psychiatrie-Erfahrener. Psychiatrische Ansätze werden aus einer gesellschaftskritischen Perspektive hinterfragt. Das Buch bietet damit ersten Einblick in die verschiedensten Themen feministischer Psychiatriekritik. Es macht deutlich, warum diese Kritk dringend wieder notwendig ist.

20:40 UHR
Alles so hell da vorn
Lesung mit Monika Geier.
In einem Frankfurter Vorstadtbordell empfängt eine viel zu junge Hure einen Stammkunden, einen Kriminalpolizisten. Sie schießt ihn mit seiner eigenen Kanone nieder, knallt gleich noch einen Zuhälter ab, nimmt dessen Wagen und fährt los. Sie weiß genau, wo sie hinwill. Die Ermittlung übernimmt Kommissarin Bettina Boll, eine Kollegin des Ermordeten. Ein Mädchen ohne Namen und ohne Vergangenheit wird zur Rächerin eines verabscheuungswürdigen Verbrechens.
Manga, die Heldin dieses Buches, macht ihre Gegner aus und streckt sie nieder. Sie erschießt zuerst den Bullen, dann den Zuhälter, dann den Schuldirektor. Ob die Wahl logisch und gerecht ist, fragt sie nicht, denn Manga verfolgt ganz pragmatisch ein Ziel – und sie hat nichts zu verlieren. Dass sie dem Bullen seine Dienstpistole klauen kann, ist ihre einzige Chance, das Schicksal zu wenden. Die Lethargie ihrer Zunft schüttelt sie einfach ab. Was gibt ihr die Kraft? Wo kommt die Geschichte her, die sie so gezielt handeln lässt?

21:15 UHR
Assata Shakur.
Eine Autobiografie. Lesung mit Ella Rollnik (Laika-Verlag).
Assata Shakur schreibt eine Geschichte der rassistischen Gewalt im Amerika der 1960er- und 1970er-Jahre und des Kampfes der militanten Befreiungsbewegungen gegen diese Gewalt. Sie zeigt, wie diese Kämpfe die amerikanische Politik mitgestaltet haben, rückt aber auch in den Fokus, wie erschreckend alltäglich die Gewalt von Polizei, Justiz und Erziehungssystem gegenüber der Black Community überall auf der Welt auch heute noch ist. »Sie spricht zu uns allen«, heißt es im Vorwort von Angela Davis, »und ihre Worte erinnern uns daran, dass, wie Walter Benjamin einst bemerkte, nur um der Hoffnungslosen willen uns die Hoffnung gegeben ist.« Eine beeindruckende Frau und Revolutionärin.

21:50 UHR
Helft den Gefangenen in Hitlers Kerkern!
Die Rote Hilfe Deutschlands in der Illegalität ab 1933. Lesung mit Silke Makowski.
Die Rote Hilfe Deutschlands war schon in der Weimarer Republik eine große linke Solidaritätsorganisation, die Ende 1932 fast eine Million Mitglieder umfasste. Nach dem Verbot im Frühjahr 1933 arbeiteten viele RHD-AktivistInnen in der Illegalität weiter – teils in losen Zusammenhängen, teils in gut vernetzten Kleinzellen. Die RHD-Gruppen sammelten Spenden für die zahllosen KZ-Häftlinge und ihre Familien und protestierten mit Flugblättern gegen den NS-Terror. Verfolgte und untergetauchte NazigegnerInnen wurden mit illegalen Quartieren versorgt oder heimlich über die Grenze ins Exil gebracht, wo die EmigrantInnen von den Auslandsbüros der RHD versorgt wurden.In der Roten Hilfe waren auffallend viele Frauen aktiv, die nach den Verhaftungen prominenter – meist männlicher – Mitglieder zentrale Funktionen übernahmen, aber auch „unauffällige“ Hintergrundarbeit leisteten.Selbst nach der offiziellen Auflösung der RHD 1938 führten dezentrale Strukturen die Unterstützung für die Verfolgten fort.

22:25 UHR
Das Fliegende Spaghettimonster
Lesung mit Daniela Wakonigg.
Das Fliegende Spaghettimonster (FSM) ist derzeit in aller Munde. Nicht nur in Form schmackhafter Nudelgerichte, sondern auch in den Medien. Doch was hat es mit dieser merkwürdigen Gottheit auf sich und warum glauben ihre Anhänger, dass nach dem Tod ein Biervulkan auf sie wartet und dass sie den Klimawandel bekämpfen können, indem sie sich als Piraten verkleiden?
Der Spaghettimonster-Glauben entstand 2005 im Zuge der Auseinandersetzungen um den zunehmenden Einfluss der Kreationisten in den USA. Diese Entstehungsgeschichte des Spaghettimonster-Glaubens sowie die skurrilen Elemente des FSM-Kults führen bei vielen Menschen fast reflexartig zu der Auffassung, dass es sich hierbei nicht um eine Religion, sondern um eine Religionsparodie handelt. Doch ist diese Einschätzung tatsächlich richtig? Gibt es nicht vielleicht doch Gründe, die dafür sprechen, dass Die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters eine echte Religion ist?

23:00 UHR
Flucht aus Sobibor
Lesung mit Herausgeber*innen.
Am 14. Oktober 1943 kam es zum Aufstand im NS-Vernichtungslager Sobibor. Die etwa 600 gefangene Juden und Jüdinnen erschlugen ein Dutzend SS-Offiziere und Wächter, rissen den Stacheldrahtzaun nieder und rannten über ein vermintes Feld. Gegen alle Wahrscheinlichkeit gelangten mehr als 300 Gefangene in die rettenden Wälder. Etwa 60 jener Männer und Frauen schafften es, bis zum Kriegsende zu überleben.
Dieses Buch beschreibt anschaulich, basierend auf Interviews und in enger Zusammenarbeit mit 18 Überlebenden, die Flucht aus Sobibor: Ein Buch über den Mut und den erbitterten Willen zu Überleben, um der Welt zu erzählen, was hinter diesem Stacheldraht wirklich geschehen ist.

Veranstalter*innen: P.A.C.K.

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  • SAMSTAG _ 14.10.2017 _ 19:00 Uhr
    Centro Frankfurt, Alt-Rödelheim 6

Dieter Reinisch: Die Frauen der IRA
Cumann na mBan und der Nordirlandkonflikt 1968–1986 (Promedia 2017), vorgetragen von Uschi Grandel

Nordirland durchlebte den längsten und blutigsten Konflikt in Westeuropa nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Sommer 1969 führten die brutale Niederschlagung von Bürgerrechtsmärschen, Pogrome gegen die katholische Minderheit und Attentate zur Entsendung der britischen Armee. Der Krieg sollte fast 30 Jahre andauern und über 3000 Menschen das Leben kosten.
Im Jahr 1998 fand er mit einem Waffenstillstand sein – vorläufiges? – Ende. Als Kriegsparteien kämpften auf der einen Seite die britische Armee, die nordirische Polizei und loyalistische Paramilitärs. Ihnen gegenüber standen republikanische Gruppierungen, die das Ziel einer ungeteilten demokratisch-sozialistischen Republik Irland verfolgten. Die bedeutendste militärische Organisation aufseiten der Republikaner war die Irisch-Republikanische Armee (IRA). Neben der männlich-dominierten IRA existierte jedoch auch eine irisch-republikanische Frauenorganisation namens „Cumann na mBan“ („Organisation der Frauen“).
Das vorliegende Buch ist die erste Studie über die Frauen¬organisation der IRA während des Nordirlandkonflikts. Dieter Reinisch greift dabei auch auf über zwei Dutzend Interviews mit Aktivistinnen der Cumann na mBan zurück, die er selbst führte. Er beschreibt ihren Wandel von einer IRA-Hilfsorganisation in den 1960er-Jahren zu einer effektiven Frauenarmee in den 1970er-Jahren und schließlich ihre darauffolgende Kaltstellung durch die IRA-Führung.

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  • SAMSTAG _ 14.10.2017 _ 20:00 UHR
    Club Voltaire, Kleine Hochstraße 5

Ausgegrenzt! Warum?
Zwangssterilisierte und Geschädigte der NS-„Euthanasie“ in der Bundesrepublik Deutschland. Lesung mit Herausgeberin Margret Hamm

Jahrzehntelang hatten die Opfer von Zwangssterilisation und „Euthanasie“ geschwiegen. Erst viele Jahre nach ihrer Verfolgung im NS-Staat fanden einige von ihnen die Kraft, die Stimme zu erheben und für ihre Anerkennung zu kämpfen. Als sie 1987 den Bund der „Euthanasie“-Geschädigten und Zwangssterilisierten gründeten, konnten sie ihre Interessen erstmals politisch und gesellschaftlich vernehmbar vertreten. Doch ihre Aktivitäten stießen auf Widerstände, da Mechanismen und Strukturen der Ausgrenzung die NS-Zeit überdauert hatten. Denkmuster von „lebensunwertem“ Leben wirkten über Jahrzehnte in der Bundesrepublik fort – und behaupten sich bis in die Gegenwart.

Veranstalter*innen: KunstGesellschaft, Club Voltaire & Metropol-Verlag

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  • SAMSTAG _ 14.10.2017 _ 20.30 UHR
    Centro Frankfurt, Alt-Rödelheim 6

Stefan Dietl: Die AfD und die soziale Frage Zwischen Marktradikalismus und ›völkischem Antikapitalismus‹ (Unrast, 2017), vorgetragen vom Autor.

Die besorgniserregenden Wahlerfolge und die zunehmende Verankerung der AfD in der deutschen Parteienlandschaft führen unter ihren Gegner*innen zu kontroversen Debatten darüber, wie der Rechtspartei zu begegnen sei.
Während einige darauf setzen, die AfD als unsozial zu brandmarken und über ihre neoliberale Programmatik aufzuklären, verweisen andere auf die teils antikapitalistische Rhetorik führender Parteifunktionäre und warnen vor der gefährlichen Kombination aus rassistischer Hetze und sozialer Demagogie. Um zu klären, welche Rolle die soziale Frage in der AfD tatsächlich spielt, untersucht Stefan Dietl die sozialpolitische Ausrichtung der Partei anhand ihres im Mai 2016 verabschiedeten Grundsatzprogramms und der vorhergehenden Debatten zwischen den verschiedenen Flügeln der Partei. Dabei zeigen sich sowohl die marktradikalen Positionen der AfD als auch ihre im »völkischen Antikapitalismus« verwurzelten Inhalte. Dem Autor gelingt eine anschauliche Darstellung der aktuellen sozial- und wirtschaftspolitischen Programmatik der AfD vor dem Hintergrund des Kräftezerrens zwischen Marktradikalen und völkischen Nationalisten. Doch Dietl liefert auch eine Problemanalyse bisheriger Versäumnisse der Gewerkschaften im Umgang mit der AfD und ihrem Klientel – und entwirft gewerkschaftliche Gegenstrategien.

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  • SONNTAG _ 15.10.2017 _ 15.00 UHR
    Centro Frankfurt, Alt-Rödelheim 6

Bozay, Kemal/Kaygısız, Hasan: Der neue Sultan
Die Türkei zwischen Repression und Widerstand (Papyrossa, 2017).

Verhaftungen von Oppositionellen, Massenentlassungen aus dem Staatsdienst, Verfolgung kritischer Medien, eine heilige Jagd auf politische Gegner: Solche Nachrichten aus der Türkei sind allgegenwärtig. Weniger präsent ist der Krieg des NATO-Partners gegen die eigene Bevölkerung: In den kurdischen Gebieten gleichen manche Bilder solchen aus Aleppo. Ein neo-osmanischer Machtanspruch geht einher mit Einmischung in Nachbarländer direkt durch militärische Interventionen wie auch indirekt durch Unterstützung islamistischer Gruppen. Kemal Bozay und Hasan Kaygısız gehen der Frage nach, wie die gezielte Eskalation nach dem Putsch und Gegenputsch 2016 zu erklären ist. Mehr noch: Wie es unter Erdoğan zum Bruch mit dem Kemalismus bei gleichzeitiger osmanischer Rückorientierung kommen konnte. Der dazu nötige Blick in die Geschichte zeigt auch: Ungeachtet der jeweiligen Herrschaftsformen hatte man in Bonn und Berlin meist ein unbeirrtes Interesse an festen Beziehungen zur Türkei. Politische Perspektiven sehen die Autoren in Formen demokratischer Gegenwehr.

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  • SONNTAG _ 15.10.2017 _ 16.30 UHR
    Centro Frankfurt, Alt-Rödelheim 6

Zerocalcare: Kobane Calling
(Avant Verlag, 2017), vorgetragen von Kritik und Praxis.

Als Teil einer Soli-Gruppe bereiste der Comic-Blogger Zerocalcare das türkisch-syrische Grenzgebiet. In den von Kurden beherrschten Gebieten entstand dort die autonome Region Rojava, mit der Stadt Kobane als Symbol für den Widerstand im Kampf gegen den Islamischen Staat. Im Januar 2014 gab sich die von der Bevölkerung aufgebaute demokratische Selbstverwaltung eine soziale Charta: Mit Gleichberechtigung der Frau, Religionsfreiheit und dem Verbot der Todesstrafe. Es sind die Werte, von denen sich die Türkei unter Erdogan immer weiter entfernt. Zerocalcare besuchte die Menschen vor Ort und sein Bericht ist nicht nur eine große Reportage, sondern zugleich ein Apell an die Herzen und ein Aufruf um Unterstützung: Kobane calling!