Bausünde Technisches Rathaus Frankfurt/Main

Wie in Frankfurt Geld gespart wird

Im Dezember 1969 fingen wir Frankfurter an zu sparen: Da wurde nämlich der Bau des Technischen Rathauses zwischen Römerberg und Dom beschlossen. Eigentlich ist es ja nur ein Bürogebäude für die technischen Ämter der Stadt. Jedenfalls war damals schon klar, dass der Neubau mehr als die vorgesehenen 28 Mio DM kosten würde: 45,7 Mio DM für 13.000 qm. Es gab auch Proteste gegen den Neubau: Im Januar 1970 verteilten die „Freunde Frankfurts“ und andere Bürgerinitiativen 100.000 Flugblätter in Frankfurt mit der Forderung, den „Platz für ein Privattheater, ein Kabarett, für Ausstellungsräume für moderne Kunst ... nicht aber für Großhotels oder Großunternehmen“ zu nutzen. Es wurde trotzdem gebaut.

Als die Abrechnung nach Fertigstellung kam, waren die Kosten auf 56,7 Mio DM angewachsen. Grund: Fehlkalkulationen bei Baustelleneinrichtung, Baukonstruktion, Lüftung, Heizung, Aufzug und vielen weiteren Posten. Und: dazu kamen noch mal 55,5 Mio DM für Mobiliar und Gesamtausstattung. Aber: es war zu klein, nicht alle technischen Ämter hatten darin Platz. Vierundzwanzig Jahre lang.

Da kam im November 1994 der Grünen-Kämmerer Thomas Koenigs auf die Idee das Technische Rathaus zu verkaufen und gleich wieder zurückzumieten. Um Geld zu sparen, weil die Stadt hohe Zinsen und Tilgung für das Darlehen zahlen musste. So wurde das Technische Rathaus für 148 Mio DM an die Deutsche Immobilien-Leasing GmbH, Tochter der Deutschen Bank, verkauft und gleich wieder angemietet. Nach 12 Jahren sollte es zurückgekauft werden für 135 Mio. DM. Während dieser 12 Jahre wurden 136 Mio DM Miete gezahlt. Einsparung: 11,2 Mio DM.

Der Vertrag läuft bis 2007. Da aber jetzt schon eine Sanierung des mit Asbest verseuchten Gebäudes und in 6 Jahren die Rückkaufsumme droht, denkt man wieder ans Sparen: Im Dezember 2000 kam Baudezernent Wentz (SPD) mit dem Vorschlag, den Vertrag vorzeitig zu kündigen, das Rathaus abzureißen und das Gelände an einen Investor zwecks Neubau eines Luxushotels zu verkaufen. Allerdings fallen dafür Kosten an: 10 Mio DM für Sanierung und Abriss, 39,9 Mio DM Entschädigung an die Leasing-Firma, 30 Mio DM Zinsen, 12 Mio DM Entschädigung an die Bank, 1,5 Mio DM Entschädigung an die 40 Ladenmieter und ca. eine halbe Mio DM für die Anmietung neuer Räume für die städtischen Bediensteten pro Monat.

Aber CDU und Grüne wollen nicht sparen. Diese Lösung sei nicht durch einen Investoren-Wettbewerb zustande gekommen und überzeuge städtebaulich nicht. Schwarz-Grün hat nun im Januar 2001 beschlossen, einen Ideen-Wettbewerb auszuschreiben, da auch sie im Jahr 2007 den Abriss planen. Aber bis dahin muss das Gebäude saniert und sicherheitstechnisch aufgerüstet werden. Geschätzte Kosten: zwischen 7 und 40 Mio DM.

Frage 1: Was kostet der Ideen-Wettbewerb?
Frage 2: Wieviel hat die Stadt insgesamt gespart?

ie, Quelle: Archiv der Frankfurter Rundschau

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Stadtentwicklung