Buchtipps
Die Redaktion empfiehlt: "Hessen riskant; Orte des Scheiterns in Hessen" und "Die Detektivin, Frankfurt in Jahr 1882",
Hessen riskant
so hieß, untertitelt mit Orte des Scheiterns in Hessen, eine Sendefolge im HR2 im Herbst des vergangenen Jahres. Nun ist sie erfreulicherweise als Buch herausgekommen. Und der neugierige Leser kann sich über Unbekanntes und Unbekannte wie den Messias von Offenbach (nein, nicht Grandke ist gemeint, sondern ein Prophet namens Proli Anfang des 19. Jahrhunderts) informieren oder die Marburger Luftbahn, den Weilburger Lahnschiffstunnel oder Denis Papins U-Boot-Experiment in Kassel. Aber auch über Musicals in Hessen, die Deutsche Bank im urbanen Rausch und natürlich die Startbahn West. 30 Beiträge, überwiegend von Autoren des HR, enthält das Bändchen, und nicht mit jedem, mit jeder Einschätzung wird man einverstanden sein. Manches überflüssig empfinden, manches vermissen. Aber spannend ist das Thema allemal, pendelnd von Komik zur Tragik und wieder zurück. Und besser ist man als Bettlektüre zwischen BigBrother (pardon, natürlich dem Arte-Feature) und dem Einschlafen selten unterhalten worden.
-ll-
Martin Maria Schwarz und Ulrich Sonnenschein (Hg.): Hessen riskant: Orte des Scheiterns in Hessen Jonas Verlag Marburg, geb., 144 Seiten
Frankfurt im Jahr 1882
Viktoria, 23 Jahre, Tochter aus einer großbürgerlichen und einflussreichen Frankfurter Familie hat keine Lust auf Handarbeiten, Klavierstunden und eine standesgemäße Heirat. Statt dessen stiehlt sie sich heimlich in die Bibliothek und liest Bücher und Zeitungen über Medizin und Kriminalistik. Sie fühlt sich in ihrer gesellschaftlichen Rolle eingeengt und forscht auf eigene Faust nach ihrem verschwundenen Dienstmädchen. Dabei kommen weitere dunkle Punkte in ihrer Familie ans Tageslicht, die mit Schweigen, Intrigen und Unterdrückung vertuscht werden sollen.
Um die anstehenden Vermissten- und Mordfälle in Frankfurt zu lösen, wird aus Berlin ein preußischer Kommissar nach Frankfurt geschickt, der es schwer hat, hier Fuß zu fassen. Doch sein Assistent weist ihn in Frankfurter Geschichte und Gebräuche ein und Viktoria setzt alles daran mitzumischen. Nach langem Gekabbel sind die beiden erfolgreich.
Das ist kein Kriminalroman, kein Geschichtsbuch, kein Liebesroman, sondern ein spannender, fakten- und geschichtenreicher Schmöker über das historische Frankfurt, den man erst zur Seite legt, wenn alles erklärt und aufgeklärt ist.
Wie kann man eine Stadt lieben? Vielleicht sind es die Sagen, die ihre Häuser erzählen, die Geheimnisse ihrer verwinkelten Gässchen und Gemäuer? Vielleicht sind es aber auch die Fabeln und Legenden, die sich um eine steinerne Brücke ranken, oder das uralte Gebot, auf ihr den Frieden zu wahren? lässt die Autorin den preußischen Kommissar sagen. Und wer ist sie, die Autorin? Eine Kriminaloberkommissarin aus Offenbach! Eine, die weiß, wovon sie schreibt und die es uns Frankfurtern zeigt, wie man gute und unterhaltsame Bücher macht.
ie
Nikola Hahn: Die Detektivin Ullstein-Taschenbuch, 440 Seiten, DM 16,90