Ein Mahnmal für die Frankfurter Sinti und Roma!
Die Rede, die wir hier wiedergeben, wurde von Herrn Adam vom Hessischen Landesverband Deutscher Sinti und Roma am 27. Januar während eines Konzerts gegen Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung gehalten, das von der Arbeitsgruppe ausgegrenzte Opfer im Historischen Museum veranstaltet worden war.
<p>Meine Damen und Herren<p>Ich will heute nicht die Wichtigkeit des 27. Januars für die Überlebenden hervorheben. Ich will auch nicht darauf eingehen, dass die Nachkommen der Überlebenden nur zu Ihnen sprechen können, weil die Überlebenden von den Barbaren befreit wurden. Mein Vater und meine Mutter sind Überlebende von Auschwitz un konnten deshalb eine Familie gründen. Meine Mutter starb an den Folgen der medizinischen Versuche.<p>... heute will ich hauptsächlich daran erinnern, dass unsere Forderung, für die Frankfurter Sinti und Roma, die Opfer des Holocaust wurden, ein Mahnmal zu errichten, weder von der Stadt Frankfurt noch von den Parteien unterstützt wird.<p>Eine kurze Bemerkung zum heutigen Tag: In Frankfurt hat es den Anschein, dass die unsäglichen Worte von Martin Walser noch nachwirken. In der Paulskirche waren die Reihen dicht besetzt, als Walser das Gedenken an die Holocaust-Opfer mit Begriffen wie Moralkeule und als nicht mehr zeitgemäßes Ritual herabwürdigte ...<p>Was ist das für eine Moral, wenn uns Sinti und Roma gesagt wird, mit der Einweihung von vier Gedenktafeln in Frankfurt wurde der Holocaust an Sinti und Roma genug gewürdigt. Eine kurze Anmerkung hierzu: Drei der vier Tafeln wurden durch Spenden ermöglicht ...<p>Was ist bis jetzt geschehen? Schon 1993 forderte ich bei einem Gespräch mit dem damaligen Oberbürgermeister Andreas von Schoeler die Errichtung eines würdigen und zentral gelegenen Mahnmals. Andreas von Schoeler unterstützte meine Forderung, aber die Umsetzung lässt seit sieben Jahren auf sich warten. In einem Schreiben an Herrn Stadtrat Dr. Nordhoff vom April 1999 erneuerte ich meine Forderung. Auf ein Antwortschreiben von ihm warte ich bis heute. Es gab auch keine Einladung zu einem klärenden persönlichen Gespräch. Können Sie sich vorstellen, dass sich Herr Nordhoff gegenüber dem Vorsitzenden der jüdischen Gemeinden in Hessen, Moritz Neumann, sich ebenso wie mir gegenüber verhalten würde? Ich glaube, wenn dies so geschehen würde, würden einige Parteien in Frankfurt das Verhalten von Herrn Nordhoff als skandalös bezeichnen. Wahrscheinlich sogar seine eigene Partei ...<p>Ich gehe davon aus, dass Herr Nordhoff sich auch mit den Parteien in Frankfurt abgestimmt hat. Meine Annahme stützt sich vor allem auf ein mir vorliegenden Entwurf der Grünen-Fraktion im Römer. Leider wurde aber dieser Antrag für die Errichtung eines zentralen Mahnmals nie eingebracht, und meine Nachfrage an den Fraktionsvorsitzenden der Grünen nach dem Warum nie beantwortet.<p> Das einzige, was der Landesverband von einem Mitarbeiter von Herrn Nordhoff zu hören bekam, war: der Landesverband könne ja im Arbeitskreis ,Topographie der NS-Zeit in Frankfurt die Forderung nach einem Mahnmal vortragen und der Arbeitskreis solle darüber befinden.<p> ... , ich möchte dem Arbeitskreis nicht zu nahe treten, aber dieser Vorschlag wird von mir nicht akzeptiert. Herr Nordhoff gibt vor, die Entscheidung an einen Arbeitskreis delegieren zu wollen. Nur: der Arbeitskreis hat überhaupt keine Entscheidungskompetenz ... Was Herr Nordhoff wirklich will und zu welcher Strategie er sich entschlossen hat, dürfte ziemlich klar sein. Entweder will herr Nordhoff kein Mahnmal für die ermordeten Franfurter Sinti und Roma, oder er ist ein Opportunist und passt sich dem Geist der Stammtische an ... Das ist das Gegenteil von Klarheit und aufrechtem Gang. <p>... , der hessische Landesverband und die Roma-Union fordern nach wie vor ein würdiges und zentral gelegenes Mahnmal ..., ein angemessener Ort könnte das Areal vor dem ehemaligen IG-Farben-Haus sein. Wir bitten Sie um Ihre Unterstützung. Dies im Gedenken an die ermordeten Sinti und Roma. Dies im Wissen, dass der rassistische Anti-Ziganismus die geistige Wurzel des hunderttausendfachen Mordes an Sinti und Roma war. Dies in der Anerkennung einer Emnid-Umfrage 1993, nach der bei 37 Prozent der Bevölkerung der rassistische Anti-Ziganismus noch als fester Bestandteil verankert ist ...<p> ... , der Landesverband will seinen Beitrag dazu leisten, dass Menschlichkeit und die darin enthaltene Solidarität wieder einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft bekommt.<p><i> Adam, Hessischer Landesverband Deutscher Sinti und Roma