Geburtstagsständchen für Rudi Arndt

erstellt von Hartmut Barth-Engelbart — zuletzt geändert 2007-10-07T03:19:27+01:00
<p>zum 70. oder 75. von Rudi Arndt schleimt alles ganz toll rum, dabei hat der werte Herr nicht schlecht auf Kosten der Leut in Frankfurt gehaust:<br> Zum Geburtstag von Dynamit-Rudi alles Gute und zwei Ständchen:<p>
Rudis Dynamit (1974/75?)
Nach der Melodie "Ein Jäger aus Kurpfalz"

zum Kampf gegen das Großkraftwerk auf dem Fechenheimer Mainbogen (ein in den Mittsiebzigern beliebter Schlager im Osten Frankfurts ((wegen der vorherrschenden Westwinde und der meilenweiten Entfernung zwischen Zeils- und Fechenheim))
Die Auseinandersetzung um die Nutzung des Mainbogens hielt bis in die 90er Jahre an.

Für die Nachgeborenen: Rudi Arndt (Spitzname: Rudi Dynamit) war Frankfurts dynamischer Oberbürgermeister, zur Verhinderung eines Jugend- und Kulturzentrums in der alten Oper, wollte er die Ruine lieber in die Luft jagen, er war (fast) erster Hochhaus-Fetischist, Selmi-Unterstützer, Ignaz Bubis-Vollstrecker beim Abriß der besetzten Wohnhäuser an der Bockenheimer Landstraße, betonköpfiger Westend-Vernichter und Chef der südhessischen SPD.

Er war nicht nur betonköpfig. Zusammen mit Hans Matthöfer (Bundesminister für Wissenschaft unf Forschung) und etwas Armin Clauss bildete er auch den Atomsprengkopf der hessischen SPD. Matthöfer spielte eine hervorragende Rolle als Zuchtmeister gegen kritische Wissenschaftler besonders im Nuklearbereich: als Mitarbeiter des halbstaatlichen Batelle-Instituts in Frankfurt mit brisanten Nuklear-Forschungsergebnissen an die Öffentlichkeit gehen wollten, bedrohte er sie persönlich: "Wenn einer von Ihnen auch nur einen Buchstaben rausläßt, kriegt er von mir eins in die Fresse!" berichteten damals von den ministeriellen Diszis bedrohte Mitarbeiter.

Als FAG-Oberst hat Rudi Arndt dem Dachlatten-Börner den Weg zur Startbahn-West geebnet. Den Kash Karry-Preisabsprachen beim Bau der Frankfurter U-Bahn hat der Rudi Dynamit so manche Bresche freigesprengt und damit die Gelder auch richtig durch die Tunnels fließen konnten, hat er die öffentlichen Verkehrsmittel mit knüppeldicken Preiserhöhungen attraktiver gemacht. Auch dazu gibts ein schönes Lied. (Das ist saulang und folgt erst nach dem "Rudi-Song"). Dem KBW war es sehr suspekt, weil die Spontis es - allen voran Danny Cohn-Bendit, Jonny Klinke und Joschka Fischer - am lautesten mitgesungen haben. Allerdings in der "radikaleren" Spontiversion:
im Orginal lautete die Forderung "keinen Pfennig mehr, als bisher!",
die Spontis sangen getreu dem Motto ihres Zentralorgans "Wir wollen Alles/PFLASTERSTRAND":
"Keinen Pfennig mehr, Nulltarif muß her!"

Und nur, weil der Joscha Schmierer vom KBW-ZK sich nicht mit dem Polyvirat vom "Revolutionären Kampf" (Dany, Jonny, Joschka u.a.) einigen konnte und die DKP nicht mit wildgewordenen Kleinbürgern zusammenarbeiten wollte, siegte am Schluß der Rudi Arndt über die seit dem mittelalterlichen Fettmilchaufstand gegen Bierpreiserhöhungen wichtigste Frankfurter Volkserhebung. (wenn man den Häuserkampf mitzählt).
((Vorsicht: dieser Vergleich provoziert eine Intervention durch Ignaz Bubis dergestalt, daß er sagen wird: der Fettmilchaufstand endete in antisemitischen Pogromen. Der Häuserkampf auch! Mit nichten! Dem Ignaz Bubis gehörte nicht das ganze Westend, sondern nur ein kleiner Teil. Die meisten besetzten Häuser waren nicht in seinem Besitz, sondern im sicheren Griff deutscher und europäischer Banken, bzw. im Besitz von Unternehmen, die ihrerseits wieder im Besitz ebendieser Banken waren. Und dem Kapital und dem Wildwuchs seiner Verwertungsinteressen ist die Religionszugehörigkeit seiner Protagonisten heute zumindest ziemlich egal. (Und wem die Bubis'schen Häuser denn nun letztlich wirklich gehörten....?)

Ach ja, Ironie des Schicksals: die schicken Büroräume des "PFLASTERSTRAND"-Nachfolgers "journal-frankfurt" befinden sich just im von Rudi Arndt leergeprügelten Westend, man sollte mal nachsehen, welche Besetzer das Haus in der Ludwigstraße vor dem Abriß gerettet haben. Wenn's welche aus der Journal-Autoren-Crew waren, dann hätte sich der Einatz von damals wenigstens ein wenig gelohnt. Und ein bißchen Häuserkampf ist immer noch drin - im Journal - zwischen Sex als Job, Hurenalltag, Freierwünschen und Liebe, Lust und mehr gibt es Streit um die Stadt von morgen, in der Nummer 15 vom July 97, es geht dabei weniger um erneut notwendige Wohnhausbesetzungen als um Hochhausbesitzungen und -planungen. Der "revolutionäre Kampf" findet zeitgemäß auf höherer Ebene statt. (Man merkt doch deutlich, dass dieser Text aus einem Programm mit schon fast schulpflichtigem Alter stammt.)

Zeitreise, retour in die 70er, herab in die Niederungen des gemeinen Volkes:

Der Rudi Arndt will baun
ein Großkraftwerk am Main
das Kapital kriegt Billigstrom
den Dreck kriegt Fechenheim
da fällt er aber rein

Refrain: Rudi, Rudi,
das Großkraftwerk stinkt uns schon jetzt
der Bauplatz wird besetzt
der Bauplatz wird besetzt

Das Großkraftwerk, das stinkt
und spuckt giftiges Gas
auf Frankfurt und auf Offenbach
da macht das Leben Spaß
doch dich macht das nicht naß

Refr..: Rudi, Rudi,....

Es macht den Main schön warm,
damit die Fische nicht erfriern
aus seinem Kühlturm quillt der Smog
wenn wir dadrin krepiern
tuts dich nicht intressiern

Das Großkraftwerk, das brummt
so laut bei Tag und Nacht
davon wer'n wir in Fechenheim
um unsern Schlaf gebracht,
so hast du's dir gedacht.

Klares Wasser, reine Luft,
verspricht der Rudi laut
durch einen Fachmann von der Firma,
die das Kraftwerk baut.
Wir ha'm das Spiel durchschaut

Die PREAG will Profit
dazu braucht sie den Staat
Per Zufall sitzt der Rudi Arndt
im Preag Aufsichtsrat,
was nichts zu sagen hat

Das Großkraftwerk bringt Strom
zum rationalisiern
für uns springt raus, daß wir dabei
den Arbeitsplatz verliern
wenn die nur profitiern

Der Rudi hat rotiert,
die Zeitung vollgeschmiert,
der Matthöfer kam angereist
hat uns für dummm erklärt
und daß uns nix passiert.

Doch als Versammlung war
mit Arndt in Fechenheim
da haben alle NEIN gesagt
zum Großkraftwerk am Main
der Rudi stand allein.
(Genauso muß es sein!)

Der Rudi Arndt hat Angst,
die Polizei kam mit,
die schützt den Rudi und den Dreck
den Staat und den Profit
mit Rudis Dynamit.

Das saulange Lied gegen die Fahrpreiserhöhung bei der Frankfurter Straßenbahn 1975:

"Deshalb haben wir das Blechen satt!"

Den Fahrpreis erhöht ihr um dreißig Prozent
und plant noch mehr fürs Frühjahr schon,
damit ihr dem Kapital was bieten könnt
raubt ihr mit Steuern und Gebühren unsern Lohn
Den Strom- und Gaspreis habt ihr zweimal erhöht
die Industrie zahlt den Billigtarif
und wird fürs Kapital die Energie zu knapp
kriegt sie ein Großkraftwerk und wir den Mief

Refrain:
Deshalb, werte Herrn vom Magistrat
lassen wir keine Ruhe mehr
deshalb haben wir das Blechen satt
Wir fordern: Keinen Pfennig mehr, für den Nahverkehr
Wir fordern: Keinen Pfennig mehr als bisher.

Schneller Warentransport sichert den Profit
auf unsre Kosten für das Kapital
baut ihr Autobahnen durch das Wohngebiet
und schlagt den Riederwald halb kahl
Die Stadtautobahnen für den Warenverkehr
die U-Bahn für den Arbeitsviehtransport
Für die Großindustrie muß die Müllverbrennung her
Wir müssen zahlen und bezahlen unsern Mord

Refrain: Deshalb, werte Herrn vom Magistrat..

Mit der einen Hand treibt ihr den Fahrpreis hoch
schließt mit der andern ein Kinderkrankenhaus
erhöht den Beitrag für die Krankenkassen
dafür pflegen wir die Kinder selbst zuhaus
Unsre Kinder spielen in Gestank und Lärm
Es gibt kein Spielplatz, keinen Kinderhort
und wenn sie aus Protest die Straße sperrn
jagt sie eure Polizei mit Giftgas fort

Refrain: Deshalb, werte Herrn..

Der FVV wird attraktiver, ham die Herrn uns gesagt
doch für wen, damit ham sie nicht rausgerückt
Hätt sich einer von den Herrn mal in den Viehtransport gewagt
wir hätten ihn schon ohne Absicht totgedrückt
Und wolln wir abends mal einen Freund besuchen
der im Nachbarstadtteil wohnt
werden wir vergebens nach der Straßenbahn suchen,
weil sich die für euch nicht lohnt

Refrain: Deshalb, werte Herrn..

Unsre Lebenshaltungskosten stiegen sieben Prozent
Arbeitslosigkeit und Inflation
und die Kurzarbeit nimmt uns fünf Prozent
erhöhte Steuer frißt den Rest vom Lohn.
Wenn die Herrn von Industrie und Banken pfeifen
tanzt der ganze Magistrat,
bietet denen -und die brauchen nur zuzugreifen
was er bei uns geplündert hat.

Refrain: Deshalb, werte Herrn...

Schlagfertig überzeugt ihr uns von eurer Politik
darauf wird die Polizei dressiert,
und das Spitzelheer und den Knüppel im Genick,
das habt ihr mit unsern Steuern finanziert
Ihr plündert uns aus und jagt uns weg
wie und wo wir leben, das ist euch egal,
ihr kassiert doch nur für einen Zweck
ihr plant die Stadt fürs Kapital

Refrain: Deshalb, werte Herrn...

Es gibt Defizite im Nahverkehr
und die zahlt die öffentliche Hand
und wo nimmt diese Hand die Gelder her?
die hat sie bei uns mit Steuern abgesahnt.
Und woher kommt denn nur das Defizit
wo gehn denn unsre Steuern hin?
In die Taschen der Konzerne, für ihren Profit
langt ihr bei uns gleich zweimal hin

Refrain:
Deshalb, werte Herrn vom Magistrat,
lassen wir das uns nicht länger gefallen
deshalb haben wir das Blechen satt,
die den Profit kassieren sollen zahlen.
Wir fordern: Keinen Pfennig mehr, für den Nahverkehr...

Und ihr, werte Herrn vom Magistrat
macht dabei selbst einen glänzenden Schnitt
ihr hockt nicht nur beim FVV im Aufsichtsrat
und kassiert dort kräftig mit
Ihr hockt auch noch auf zig anderen Posten
habt die Schäfchen ins Trockne gebracht
lebt wie die Maden im Speck auf unsre Kosten
auch euch wird die Rechnung aufgemacht.

Refrain: Deshalb, werte Herrn vom Magistrat..

Dieses Lied wurde auf Drängen mehrerer tausend Besucher bei einer Veranstaltung im Günthersburgpark nach langem Widerstand der Veranstalter ins Programm aufgenommen und lag ab diesem Tag für Wochen auf Platz eins der Frankfurter Straßencharts. Im Lied wurde deutlich, was sich auch auf den Straßen und teilweise in den Betrieben und Büros entwickelte: es ging schon nicht mehr nur um den Fahrpreis, es ging um die Macht im Staat, genauer in der Stadt. "Dieser Magistrat ist reif, dieser Magistrat muß weg!", röhrten die Sprechchöre über die Zeil bis in die Stadtteile. Aber was dann? Der Frankfurter Magistrat unter Rudi Arndt hatte es auch so verstanden und die Herren hinter und über ihm auch. Sie ließen eine mittlere Bürgerkriegsarmee aufmarschieren. Die Männerfreundschaften zu den entscheidenden oberen Gewerkschaftsetagen fuktionierten gut. Die unteren Ebenen rührten sich nicht organisiert dagegen. Die wackeren Straßen(bahn)kämpfer wurden und hatten sich isoliert. Der Rest war Knüppelroutine.