Protest gegen Massaker an politischen Gefangenen in der Türkei

by Jürgen Krautwald veröffentlicht 23.12.2000 , zuletzt geändert 07.10.2007

<p>Mit Bestürzung mussten wir aus den Medien entnehmen, dass die türkische Regierung am Dienstag und Mittwoch zwanzig Gefängnisse gewaltsam gestürmt hat. Nach offiziellen Meldungen von Reuters sind dabei mindestens 19 Menschen ums Leben gekommen. Die türkische Menschenrechtsorganisation IHD geht von mindestens 30 toten Gefangenen aus.

Nach Angaben des Justizministeriums sollen gegenwärtig 250 Gefangene in Hochsicherheitsknäste, die sogenannten F-Typ Gefängnisse, verlegt werden. Nach den Worten von Innenminister Tantan wurden diejenigen Gefangenen, die nun in Einzelzellen verbracht werden, sorgfältig ausgesucht. Es handele sich bei Ihnen um die Anführer des Hungerstreiks. Rund 280 Gefangene hatten 61 Tage jede Nahrung verweigert, um so gegen die Inbetriebnahme des neuen Gefängnistyps zu protestieren. In dem Gefängnis von Bayrampasa beträgt die Zahl der massakrierten Gefangenen über 20.

Der türkische Staat alleine trägt die Verantwortung für die getöteten und verletzten Gefangenen. Das es durch eine militärische Operation zu Dutzenden von Toten kommen würde, war jedem bewusst.

Die bis jetzt bekannt gewordenen Namen der getöteten Gefangenen:

Bayrampasa Gefängnis:
Sadi Naci Özpolat
Yazgülü Güder Öztürk
Serdar Karaçelik
Sefinur Tezgel
Seyhan Dogan
Özlem Ercan
Nilüfer Alcan
Aydin Hambayat
Gülser Tuzcu
Rahsan Kayser
Serdar Karacelik
Gülseren Öztürk
Ali Ekber Düzova
Halil Önder
Dursun Önder

Ümraniye Gefängnis
Ahmet Ibili

Çanakkale Gefängnis
Fidan Kalsen
Dursun Özdemir

Bursa Gefängnis
Mesut Örs
Murat Özdemir
Ali Ihsan Özkan

Aydin Gefängnis
Burhan Gardas

Çankiri Gefängnis
Irfan Ortakçi
Hasan Güngörmez

Aktion am 21.12.2000 (Frankfurt/Main)

Gegen 13.00 Uhr trafen sich ca. 20 deutsche und türkische Leute an der Bockenheimer Warte. Wir gingen dann zum türkischen Konsulat um unseren Protest zu bekunden. Das Gelände des Konsulates war auf und wir gingen hinein bis zum Hauseingang. Dort wurden wir von einem Mann, der angab türkischer Polizist zu sein, aufgehalten. Er forderte uns lautstark (auf türkisch) auf das Gelände zu verlassen, und wurde auf unsere verbale Gegenwehr handgreiflich gegen eine junge Frau. Wir bestanden darauf einen Konsulatsangehörigen zu sprechen, um unsere Protestnote zu übergeben. Ein Journalist, der auch zugegen war, photographierte die Aktion.

Als der türkische Polizist bemerkte, dass photographiert wurde, schrie er uns auf türkisch an, griff an seine Waffe und forderte uns erneut auf zu gehen. Daraufhin wollten einige Teilnehmer von uns das Gelände verlassen, wobei der Angestellte des Konsulates, der an der Pforte stand, nur deutsche Teilnehmer hinausließ. Die türkischen Kollegen wurden aufgefordert ihre Personalien und den Photoapparat herzugeben. Als die restlichen türkischen und deutschenTeilnehmer nach vorne zur Pforte kamen, nahm der Disput sein Ende und es wurde uns gesagt, dass wir erst nach Benachrichtigung des Konsuls das Gelände verlassen könnten. Nach ungefähr 10 Minuten wurden wir dann endlich hinausgelassen. Als wir uns draußen mit den deutschen Polizisten unterhielten, kamen Konsulatsangehörige heraus und meinten zu den Polizisten, sie wollen Beschwerde einreichen.

Wir protestieren aufs Schärfste gegen das Verhalten der türkischen Regierung. Desweiteren fordern wir unsere Politiker dazu auf, zu den Vorfällen in der Türkei Stellung zu beziehen, und die türkischen Verantwortlichen zur Rede zu stellen.

Pressemitteilungen amnesty international - Bezirk Frankfurt, 21.12.2000

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