Radioaktiver Wurmschiss aus Hanau

Das außerhalb der früheren Hanauer Atomfabriken in „Wohn- und Waldgebieten herumliegende radioaktive Material von mehreren hundert Kilogramm“ wird von Behörden und Politikern als Wurmkot identifiziert. Es gibt dabei nur ein kleines Problem: Wurmschiss strahlt bekanntlich nicht. Aber allem Anschein nach ist rund um die Atomanlagen vieles Unmögliche möglich. Der Fall ist seit über einem Jahr bekannt. Doch erst durch Fernseh- und Presseberichte erfuhr davon die Öffentlichkeit.

> Bis Ende Juni will nun die Staatsanwaltschaft dazu einen Bericht abgeben.<br> Im Hanauer Atomdorf wurde tatsächlich zwischen 1972 und 1988 etwas produziert, das nach längerem Liegen im Erdreich Wurmkot ähnlich sein könnte. Eine Tochterfirma des RWE-Atomstromkonzerns stellte eine besondere Sorte von Brennelementen her. Diese waren bestimmt für das seinerzeitige Abenteuer &#132;Kugelhaufenreaktor&#147; (Thorium-Hochtemperaturreaktor) im westfälischen Hamm.<br> In Milliarden Stückzahlen wurden winzige Kügelchen (maximal 0,5 mm Durchmesser) hergestellt. Als Material diente Thorium, Plutonium und/oder das bis auf 93 % hochangereicherte, und damit ebenfalls bombenfähige, Uran. Zwecks Oberflächenstabilisierung wurden diese Kügelchen bis auf 2.000 Grad erhitzt. Rund 40.000 von ihnen wurden in Tennisball große (6 cm Durchmesser) Grafitkugeln gestopft. Rund 670.000 dieser Tennisbälle mit je 40.000 Kügelchen bildeten eine Füllung des Kugelhaufenreaktors in Hamm. Das entspricht knapp 27 Milliarden dieser Kügelchen. Der über Erwarten häufige Bruch und Abrieb dieser &#132;Tennisbälle&#147; war einer der wahren Gründe, weshalb &#132;aus politischen Gründen&#147; das Kugelhaufenabenteuer 1988 endete.<br> Die verstrahlten Brennelementkugeln wurden sodann ins Atommülllager nach Ahaus gekarrt. Es ist aber durchaus denkbar, dass zumindest ein Teil des Bruchs nach Hanau zurück kam, um Nachbesserungen zu bewerkstelligen. Doch darüber hat man nie etwas in Erfahrung bringen können.<br> Erstaunlich ist, wie bedeckt sich all die Jahrzehnte die Europäische Atomenergiebehörde Euratom gehalten hat. Den offiziell gehört ihr alles bombenfähige Atommaterial. Verarbeiter wie die RWE-Tochter Hobeg bekommen im Allgemeinen nur Verfügungsrechte über das brisante Material. Diese Euratom-Behörde wurde übrigens in Hanau gerne zitiert zum Beweis dafür wie sicher und amtlich Alles geprüft und kontrolliert wird. Außer dem &#132;Wurmkot&#147; offenbar. Klaus Seibert

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