2000 demonstrieren gegen rechte Brandanschläge

erstellt von Bündnis Frankfurt Nazifrei — zuletzt geändert 2018-12-22T21:35:05+01:00
In Frankfurt demonstrierten heute rund 2000 Menschen gegen Brandanschläge auf linke Wohnprojekte und Zentren in der Region Rhein-Main.

Das aufrufende Bündnis aus Betroffenen und Unterstützer*innen bezieht damit Position gegen rechte Hetze und Gewalt und für eine offene und solidarische Gesellschaft.

Timo Brym, Sprecher des Bündnis Frankfurt Nazifrei, zum Anliegen der Demonstration:

"Wir gehen heute auf die Straße, weil die Brandserie an linken Projekten bisher in der Öffentlichkeit kaum Beachtung gefunden hat. Wir wollen nicht zulassen, dass rechte Gewalt als unpolitisch oder Einzelfälle abgetan wird. Dass sich rechte Brandstifter*innen berufen fühlen ihren Gewaltfantasien Taten folgen zu lassen, ist kein Zufall, sondern Ausdruck eines anhaltenden gesellschaftlichen Rechtsrucks. Nicht nur bei offenen Nazis und der AfD ist Abschottung, Ausgrenzung und Abwertung anderer en vogue. Hetze gegen Geflüchtete, Minderheiten und Linke ist mittlerweile weit verbreitet und wird in Frankfurt auch von Politiker*innen von CDU und FDP befeuert. Wer als Antwort auf die sozialen und ökologischen Schieflagen in unserer Welt nur noch mehr Ausgrenzung und Abschottung fordet, braucht sich nicht zu wundern, dass in Deutschland wieder Menschen gejagt werden und Häuser brennen."

Die Demonstration zog vom Frankfurter Zoo zum Walther-von-Cronberg-Platz, wo sich das Büro der Frankfurter AfD befindet. Unterwegs passierten die Demonstrierenden das 1. Polizeirevier, das linke Zentrum Klapperfeld, die Zentrale der CDU, und das Museum Judengasse.

Am 1. Revier der Frankfurter Polizei wurden symbolisch Streichhölzer niedergelegt, um auf die kürzlich bekannt gewordenen rechten Netzwerke in der hessischen Polizei und in der Bundeswehr hinzuweisen.

Vor dem Museum Judengasse erinnerte eine Vertreterin der jüdischen Zeitschrift Jalta an die historischen Konsequenzen von Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus und zeigte sich besorgt angesichts der derzeitigen Entwicklungen: "Dagegen müssen alle demokratischen Akteure gemeinsam und entschlossen Stellung beziehen. Wer aber im Angesicht von Morddrohungen und Brandanschlägen die Gleichsetzung sogenannter „Linksextremisten“ mit Neonazis und völkischen Hetzern betreibt, wer gemeinsam mit der AfD Stimmung macht gegen jene, die nicht der deutschen Leitkultur entsprechen, wer die Verschiebung des öffentlichen Diskurses nach rechts damit weiter befeuert, hat wahrlich nichts aus der Geschichte gelernt."

Die migrantische Initiative Project Shelter und der Förderverein Roma stellten heraus, dass ihre Mitglieder auch in Frankfurt zunehmenden rassistischen Anfeindungen auf der Straße, aber auch Schikanen durch die Frankfurter Politik ausgesetzt sind: "Unsere Gruppe wurde wiederholt von den meisten Frankfurter Politiker*innen im Stich gelassen. Gleichzeitig sind auch wir Opfer rechter Gewalt geworden. Am 9. Dezember 2016 haben Rechte die Scheiben des Project Shelter Bistros eingeschlagen und eine teerähnliche Substanz versprüht. Die Täter*innen hinterließen uns einen Brief mit rassistischen Beschimpfungen und Drohungen."

Auch die von den Brandanschlägen betroffenen Projekte kamen zu Wort:

Eine Bewohnerin des im September 2018 abgebrannten Wohnprojekts Knotenpunkt in Schwalbach/Taunus berichtete von ihrer Situation: "Vom einen auf den anderen Tag haben wir unser Zuhause verloren: Viele persönliche Erinnerungen, Alltagsgegenstände, jahrelange harte Arbeit. Wir halten diese Brandserie für einen gezielten Angriff auf unsere solidarischen Lebensweisen. Möglich gemacht werden solche Attacken durch den sich seit mehreren Jahren entwickelnden rechten Diskurs in Teilen der Öffentlichkeit."

"Dass gezielt versucht wird Wohnprojekte anzuzünden, zeigt die Brutalität und die Gefährlichkeit dieser Anschläge. Neu sind derartige Angriffe jedoch nicht: Geflüchtete, Migrant*innen und People of Colour bekommen die Folgen des gesellschaftliche Rechtsrucks noch viel deutlicher zu spüren", sagte eine Vertreterin des linken Zentrum Klapperfeld.

Für Presseanfragen stehen wir gerne zur Verfügung. Sie erreichen uns per E-mail (gemeintsindwiralle@riseup.net) oder telfonisch unter 0152/11862462.


Pressegruppe des Bündnis Frankfurt Nazifrei, 22.12.2018