„Schlaflos in Frankfurt“: Besetzung der Schumannstraße 60

erstellt von „Schlaflos in Frankfurt“ — zuletzt geändert 2011-10-20T22:34:22+01:00
Am heutigen Donnerstag den 20.10. haben Studierende der Frankfurter Goethe-Universität nach einer studentischen Vollversammlung auf dem IG-Farben Campus ein leerstehendes Haus in der Schumannstr. 60 besetzt. Mit der Besetzung soll auf den Widerspruch zwischen dem derzeit bestehenden Mangel an bezahlbaren Wohnungen und dem hohen Leerstand von Gebäuden in Frankfurt verwiesen werden. Für Studierende, die zu beginn des Wintersemesters noch keine Wohnung in Frankfurt gefunden haben soll damit zugleich Wohnraum erschlossen werden.

Für Kim Fröhlich von der Gruppe „Schlaflos in Frankfurt“ ist die Besetzung Teil eines studentischen Protestes gegen die gegenwärtigen Studienbedingungen an den Frankfurter Hochschulen: „Die Wohnsituation in der sich derzeit viele Studierende in Frankfurt befinden, die entweder teure Mieten zahlen oder gar keine Wohnung gefunden haben, macht ein Studium in Frankfurt unzumutbar.“ Gleichzeitig verweist die Besetzung aber auch auf eine allgemeine Situation von der vor allem sozial Benachteiligte betroffen sind: „Es fehlt in Frankfurt an bezahlbaren Wohnraum. Wer trotz der hohen Mieten in Frankfurt wohnen bleibt, um z.B. ein gesichertes soziales Umfeld nicht mit einem Umzug aufgeben zu müssen, ist genötigt große Teile des Lebensunterhaltes für die Miete auszugeben. Damit verbunden bleibt neben Lohnarbeit und Hausarbeit, neben Lohnarbeit und Studium kaum Zeit an kulturellen und politischen Prozessen in der Stadt teil zu haben.“

Um diese Zustände zu thematisieren hat „Schlaflos in Frankfurt“ zu Beginn dieser Woche eine Broschüre herausgegeben, in der ökonomische und politische Hintergründe des bestehenden Wohnungsmangels beschrieben werden. Insbesondere weist Fröhlich daraufhin, dass es in Frankfurt/Main keinen Mangel an Wohnraum geben müsste: „In der Stadt stehen fast ein Fünftel aller Gewerbeflächen leer. Das entspricht der Fläche von 27000 Wohnungen. Ein Teil davon könnte in Wohnraum umgewandelt werden. Ein ernsthaftes Engagement der städtischen Politik den Wohnraummangel zu beheben ist aber derzeit nicht zu erkennen.“

Tatsächlich wurde die Zahl der städtischen Sozialwohnungen in den letzten Jahren - trotz anhaltenden Bedarfs - kontinuierlich reduziert. Die Stadt Frankfurt beruft sich zwar auf ein Stadtentwicklungskonzept mit dem Titel „Frankfurt für alle“; vorangetrieben wird jedoch vor allem der Umbau der Innenstadtteile zu Konsum- und Erlebnisräumen.

„Diese Umstände“, sagt Fröhlich, „nehmen wir nicht einfach mit einer Protestnote an die Politik hin. Wenn der Nutzen von Häusern dermaßen vernachlässigt wird, dass sie leer stehen, halten wir es für legitim sich die Räume zu nehmen, die wir brauchen, um in Frankfurt am Main leben zu können.“

Aus der Besetzung der Schumannstr. 60 soll langfristig ein selbstverwaltetes Wohn- und Kulturzentrum entstehen. Dafür laden die Besetzer_innen am morgigen Freitag den 21.10. zu einem öffentlichen Plenum in der Schumannstr. 60 ein. Dieses wird um 19.00 Uhr beginnen.

In den nächsten Tagen wird es zudem ein vielfältiges Programm aus Vorträgen und Workshops zu Themen der Städte- und Bildungspolitik geben. Dieses wird auf der Internetseite von „Schlaflos in Frankfurt“ abrufbar sein.

Wer die Besetzer_innen mit Solidaritätserklärungen unterstützen möchte, kann diese an die Adresse schlaflos.frankfurt@yahoo.com senden.

Aktuelle Informationen unter http://schlaflosinfrankfurt.blogsport.de/