Aus dem Rahmen fallen

erstellt von protagon e.V. — zuletzt geändert 2021-06-11T17:47:28+01:00
Die Theatermacher*innen von antagon theaterAKTion sehen der kommenden Saison entgegen – und waren im Lockdown alles andere als untätig. Das kollektive Lebens-und Arbeitskonzept erleichterte dem antagon-Ensemble während der Pandemie weiter gemeinsam zu proben und zu arbeiten. So entstehen aktuell auf dem Kulturgelände im Frankfurter Osten vielfältige Projekte. Wer sich selbst ein Bild machen möchte, ist herzlich zur öffentlichen Generalprobe des Stücks „Frame Games“ am Freitag, den 18. Juni 2021 eingeladen.

Theater machen in der Pandemie

Zwar trafen die Einschränkungen der Coronapandemie auch die Theatermacher*innen von antagon theaterAKTion, dass die 20 Mitglieder des Ensembles auf dem selbst geschaffenen Kulturgelände in der Orber Straße jedoch nicht nur zusammen arbeiten, sondern auch gemeinsam leben, erwies sich in den letzten Monaten als große Erleichterung.

Gründer und künstlerischer Leiter Bernhard Bub sieht darin eine Bestätigung des seit über 30 Jahren gelebten Arbeitskonzeptes: „Das Leben im Kollektiv verleiht unserer Theaterarbeit seit den Anfängen eine besondere Form. Das dafür in der außergewöhnlichen Situation des letzten Jahres entstandene Interesse hat uns natürlich nicht nur gefreut, sondern auch bekräftigt.“ Die Künstler*innen nehmen den Kollektivgedanken ernst: „Wir verstehen uns als Netzwerk von auf unterschiedlichste Weise tätigen Theaterschaffenden. Künstler*in zu sein bedeutet für uns, das Theater möglich zu machen. Der Moment, in dem sich Schauspieler*innen und Publikum begegnen, ist dabei nur der letzte Schritt eines langen Prozesses mit vielen Beteiligten – von Organisation und Öffentlichkeitsarbeit bis hin zu Kochen und Renovieren.“          

Von Beginn an ist es aber auch immer der Blick über den Tellerrand der eigenen Kultur und das Interesse am Anderen gewesen, die das Theater der Gruppe prägten. Auf Touren und Projektreisen nach Südamerika, Asien und Afrika, aber auch durch die internationale Zusammensetzung des Ensembles selbst, entstand wertvoller Austausch und Inspiration – immer geleitet vom grundsätzlichen Respekt vor anderen Perspektiven und Lebensweisen. Dass heute Themen wie Kolonialismus und Rassismus größeren gesellschaftlichen Stellenwert erhalten, sieht die Gruppe als wichtiges Zeichen für die Aktualität ihrer Arbeit. „Mittlerweile wird ja auch in Deutschland begonnen, die eigene Kolonialgeschichte aufzuarbeiten und etwa der Völkermord in Namibia anerkannt. Das ist ein wichtiger Hintergrund der Themen, die wir seit vielen Jahren in unseren Stücken verarbeiten“, betont Bub. Im Rahmen eines von Barbara Luci Carvalho geleiteten Erasmus+-Projekts beschäftigt sich antagon in Kooperation mit Theatergruppen aus Italien und Zypern gerade ganz konkret mit Dekolonialisierung. Unter dem Titel „Reconnect” wird eine Performance erarbeitet, die 2022 zur Aufführung kommen soll.

 

Einladung zur „Frame Games“ Wiederaufnahme-Premiere

Daneben wird in Vorbereitung auf die aktuelle Saison in der Orber Straße intensiv geprobt. Nach „Time Out“ und „Package“ wird am 18. Juni 2021 um 21:30 Uhr die öffentliche Generalprobe des dritten Stücks der diesjährigen Spielzeit „Frame Games“ gezeigt. Eine Erzählung von moralischen Zwangsjacken und goldenen Käfigen, im Zentrum die Frage: Was geschieht, wenn wir uns aus den uns umgebenden Rahmen herauslehnen, den Ausbruch wagen? Was, wenn gar alles aus dem Rahmen zu fallen droht? Ganz ohne Worte füllen die Protagonist*innen die überdimensionalen Rahmen des Bühnenbildes mit poetischen Bildern, um dann und wann in furiosem Tanz und unbeschwert eleganter Stelzenartistik aus ihnen herauszubrechen.

Mit adäquaten Hygienemaßnahmen dürfen mittlerweile wieder Zuschauer*innen vor der Bühne in der Orber Straße 57 begrüßt werden – die Zahl ist jedoch begrenzt und so wird um vorherige Anmeldung an office@antagon.de gebeten.

Hintergrund

Antagon theaterAKTion wurde 1990 von Bernhard Bub gegründet und ist heute eines der größten und bekanntesten freien Theaterensembles in Deutschland. Die Theatergruppe lebt und arbeitet im Kollektiv im Osten Frankfurts. Im Zentrum der Arbeit steht die Idee, den Menschen im öffentlichen Raum Theater und Tanz näher zu bringen und diese Orte in kulturelle Orte zu verwandeln. Antagon verwendet eine nonverbale, emotionale Art der Kommunikation, die auf der ganzen Welt verstanden wird und die Gruppe schon in viele Länder wie Kamerun, Laos, Kuba, Costa Rica, Mexiko, Iran, Armenien, Brasilien, Singapur, Russland und in fast alle Länder Europas führte.