Ausstellung zur Bücherverbrennung vor 75 Jahren: INDISKRET oder: ”Mein lieber Geliebtester, Einziger, Liebster -“

erstellt von redaktion — zuletzt geändert 2008-03-31T14:43:26+02:00
Vom 1. April bis 31. Mai 2008 in der Stadtbücherei Frankfurt: "Verfemte Intellektuelle - Autorinnen, Wissenschaftlerinnen, Künstlerinnen - wenden sich nach 1933 in Briefen und Tagebüchern an die Menschen, die ihnen am nächsten stehen, schreiben ganz spontan über ihre Liebe als überlebensnotwendigen Halt in einer Welt ohne Heimat.

Die Künstlerin Tanja Leonhardt wählte beeindruckende Persönlichkeiten aus und druckte deren Portraits zusammen mit handschriftlichen Textfragmenten auf großformatige Seidenbahnen. Eine ungewöhnliche und spannende Annäherung an bekannte und noch zu entdeckende Exilautorinnen; die transparente Seide in ihrer Bewegung, die Gesichter und Handschriften und die etwas indiskrete Textauswahl ermöglichen einen sehr persönlichen, nahen Blick auf diese Frauen und ihre Liebesfähigkeit in einer unmenschlicher Zeit." 

(aus der Ankündigung)






Die Künstlerin auf ihrer Homepage http://www.atelierleonhardt.de zur Ausstellung: 

"Indiskret" ist eine Weiterentwicklung der Ausstellung "Die Spur der Anderen", die 2007 im Klingspor Museum gezeigt wurde. Die Bibliothek bat mich, zur 75ten Jährung der Bücherverbrennung 1933 eine ähnliche Arbeit anzufertigen, jedoch zum Thema verfemte Autorinnen der Nazizeit und deren Texte. Da ich mich schon im Studium mit Exilautorinnen befasst habe, hat mir der Vorschlag sehr gefallen. Ich wollte aber nicht die bekannten Lyrik- und Prosatexte verwenden, sondern suchte nach einem neuen Zugang zu der hinter dem Werk weitgehend verborgenen Person.

Meine Auswahl: 

1)    Hannah Arendt an Heinrich Blücher

2)    Nelly Sachs an Paul Celan

3)    Käthe Kollwitz (Tagebuch)

4)    Anna Freud (aus einem Interview)

5)    Erika Mann an Pamela Wedekind

6)    Annemarie Schwarzenbach an Erika Mann

7)    Elisabeth Langgässer an ihre Tochter Cordelia

8)    Else Lasker-Schüler an Ernst Simon

9)    Mascha Kaléko an ihren Sohn (Tagebuch)

Für diese Ausstellung suchte ich in Briefwechseln, Tagebüchern, Interviews, etc. nach spontanen Äußerungen der verfemten Frauen. Wo sind sie uns über die Zeitgrenze hinweg noch ganz unmittelbar zugänglich. Treffen wir sie "universellen Chatroom" der Liebesempfindungen. Das unredigierte "Ich liebe Dich" - von ihr an den geliebten Mann oder die geliebte Frau, zu Vater, Tochter, Sohn. 

Die Fundstücke schrieb ich in Handschriften, die ich den Originalen nachempfunden habe. In der Wahl des Schreibinstruments und der Schrift-Darstellung spiegelt sich (sehr verhalten) meine künstlerische Interpretation. Diese Handschriften druckte ich zusammen mit den Portraits der Frauen auf 3 m lange Pongé-Seidenbahnen, die im großen und hohen Saal der Zentralbibliothek installiert werden.

Höhepunkt der Ausstellung wird die Lesung der kompletten Textauswahl (auf den Seiden finden sich nur Fragmente) durch die Schauspielerin Birgitta Assheuer. Die Harfenistin Kasia Lewandowska komponierte zu diesem Anlass eigenen Stücke zu den Texten. Ich werde die Veranstaltung moderieren. Bitte vormerken: 23. April, 20:00 Uhr, wir freuen uns auf Sie/Euch!

 

Eine Ausstellung in der Zentralbibliothek Frankfurt a.M.

1. April. - 31. Mai 2008  

Lesung (= Vernissage) am Mittwoch, 23.4.2008, 20:00 Uhr 
mit Birgitta Assheuer,
Moderation Tanja Leonhardt
musikalische Begleitung an der Harfe: Kasia Lewandowska

 Ort:

Zentralbibliothek Frankfurt

Hasengasse 4 (Innenstadt, gegenüber der Kleinmarkthalle und dem "Büchermarkt")

Mit öffentlichen Verkehrmitteln:
S- und U-Bahnstation Konstablerwache, Ausgang „Karstadt“, dann direkt in die Hasengasse ca. 50m Richtung Dom laufen.
Öffnungszeiten: Mo. - Fr. 11 - 19 Uhr, Sa. 11 - 16 Uhr