Besuch von Ausstellungen im Klapperfeld kriminalisiert

by Faites votre jeu! veröffentlicht 08.10.2015

Stellungnahme der Initiative »Faites votre Jeu!« zu den Repressionen gegen Besucher*innen der Ausstellungen im ehemaligen Polizeigefängnis 'Klapperfeld' am 3. Oktober 2015:

Wie jeden Samstag hatten im ehemaligen Polizei- und Abschiebegefängnis in der Klapperfeldstraße 5 auch am 3. Oktober 2015 die beiden Dauerausstellungen im Keller (zum Klapperfeld als Gestapo-Gefängnis) und im 2. Stock (Inschriften aus Abschiebehaft) für Besucher*innen geöffnet.
Anlässlich der parallel in Frankfurt stattfindenden Feierlichkeiten zum sog. „Tag der deutschen Einheit“, die unter dem zynischen Motto „Grenzen überwinden“ zelebriert wurden, hatte der Arbeitskreis 2. Stock außerdem zu zwei Führungen (um 15 Uhr und 16.30 Uhr) durch das ehemalige Polizeigewahrsam und Abschiebegefängnis eingeladen. Diese Führungen waren auf der Internetseite der Initiative „Faites Votre Jeu!“, die das Klapperfeld seit 2009 als selbstverwaltetes Zentrum nutzt, angekündigt worden (http://faitesvotrejeu.blogsport.de/programm/) und im Vorhinein über Handzettel und eine Pressemitteilung breit beworben worden. Während der gesamten drei Stunden Öffnungszeit war ein Aufsteller, der beidseitig auf die Ausstellung hinwies, deutlich auf dem Bürgersteig neben der Eingangstür platziert.

Am 3. Oktober selbst hielt sich nun seit dem Morgen ein großes Polizeiaufgebot mit mehreren Hundertschaften in der Klapperfeldstraße auf, beobachtete dabei unter anderem den Eingang zum ehemaligen Polizeigefängnis und fotografierte und filmte systematisch Menschen ab, die das Haus betraten. Die Personalien von Personen, die das Haus verließen, wurden mit Verweis auf „verdachtsunabhängige Personenkontrollen“ und „Präventivmaßnahmen“ hin kontrolliert und teilweise wurden ihre Taschen durchsucht, obwohl das Klapperfeld deutlich außerhalb der für die Feierlichkeiten vorgesehenen Zone liegt.

Im Verlaufe des Nachmittags verschlimmerte sich der Belagerungszustand um die Klapperfeldstraße 5 herum, in dem Polizeibeamt*innen systematisch den Bürgersteig links und rechts vom Eingang des Hauses versperrten und zudem verhinderten, dass Personen ohne Polizeikontrolle die Straßenseite wechselten. Es wurden nun die Personalien ausnahmslos aller Personen aufgenommen, die das Haus verließen, inklusive der Besucher*innen der Ausstellung. Auch nach Schließen der Ausstellung war die Polizei bis in die Nacht weiter in der Klapperfeldstraße präsent, beobachtete das Gebäude und filmte Menschen ab, die das Haus betraten und verließen.

„Diese Repressionen reihen sich in die unzähligen willkürlichen Personenkontrollen und Platzverweise ein, die an diesem Tag in der ganzen Stadt stattgefunden haben. Die Polizei demonstrierte damit in unmittelbarer Nähe zur gewollt fröhlichen und ausgelassenen Festtagsstimmung das wahre Gesicht der Veranstaltung und die alles andere als überwundenen Grenzen der Bewegungsfreiheit“, so Maja Koster von der Initiative „Faites votre Jeu!“.

Dass diese Kontrollen alle Personen, die sich in und um das 'Klapperfeld' aufhalten, pauschal kriminialisiert und Besucher*innen einer öffentlich beworbenen Ausstellung unter Generalverdacht gestellt wurden, ist für die Initiative vollkommen unverständlich. „Der Auftritt der Polizei am 3. Oktober war die unverblümte Kriminalisierung des gesamten Umfeldes von ‚Faites Votre Jeu!‘ und allem, was die Polizei dafür hält. Wir sprechen uns in aller Deutlichkeit gegen einen solchen Generalverdacht aus. Wir lassen uns unseren Raum nicht streitig machen“, erklärt Koster weiter.
Ob die Polizei von einer Ausstellung tatsächlich nichts wusste, wie es einzelne Beamt*innen auf Nachfrage behaupteten, oder den deutlich sichtbaren Aufsteller vor der Tür schlichtweg nicht sehen wollten, konnte an diesem Tag nicht geklärt werden. „Wir möchten unser Bedauern ausdrücken gegenüber denjenigen Menschen, die, unserer Programmankündigung folgend, am vergangenen Samstag zur Ausstellung ins Klapperfeld gekommen sind und in diesem Zusammenhang mit einer solch massiven Polizeiwillkür konfrontiert wurden.“ erklärt Maja Koster.

Die Initiative „Faites votre Jeu!“ erwägt ein rechtliches Vorgehen gegen diese Repressionen.

Faites votre jeu! | Klapperfeldstraße 5 | 60313 Frankfurt
Infotelefon: 0157 83644064 | E-Mail: faitesvotrejeu@yahoo.com | Web: www.faitesvotrejeu.tk

Besuchen Sie auch unsere Website zur Geschichte des ehemaligen Polizeigefängnisses Klapperfeld: www.klapperfeld.de