Brentano-Hochhaus

erstellt von Mieterinnen und Mieter des Brentano-Hochhauses — zuletzt geändert 2019-08-13T18:14:50+01:00
Amtsgericht Frankfurt stoppt überzogene Mieterhöhungsverlangen der Schader-Stiftung .
  • Schader-Stiftung unterliegt mit Behauptungen zum Baualter des Brentano-Hochhauses vor Gericht
  • Entmietung im Brentano-Hochhaus schreitet wegen Baustellen-Belastung unaufhaltsam voran
  • Schader-Stiftung verlangt bei Neuvermietung für „modernisierte“ Wohnungen Wuchermieten

Trotzdem es in den letzten Monaten ruhiger geworden ist um den Kampf gegen Mietenwahnsinn und Entmietung im Brentano-Hochhaus, hat sich die Situation für die verbliebenen Mietparteien nicht verbessert. Im Gegenteil: Seitdem die Hausverwaltung VEGIS im Auftrag der Vermieterin Schader-Stiftung Ende 2018 Mieterhöhungsverlangen an dutzende Mietparteien im Brentano-Hochhaus verschickte, befanden sich ca. 20 Mietparteien im Rechtsstreit mit der Schader-Stiftung. Prinzipieller Streitpunkt war das Baualter des Hauses, der jetzt zu Gunsten der Mieter/innen entschieden wurde.

Die Mieterhöhungsverlangen aus 2018 waren begründet mit einer Anpassung an den Frankfurter Mietspiegel. „Als uns der Brief erreichte, ertrugen wir bereits über ein Jahr die belastende Baustelle mit Lärm, Dreck, wiederkehrenden Ausfällen von Aufzug und Wasserversorgung und dann kam die Mieterhöhung. Das wollten wir uns nicht gefallen lassen.“, berichtet Mieter Malte Stieber.

Die Mieterhöhungen waren angreifbar. „Insbesondere das von der Schader-Stiftung behauptete Baualter 1978 für das Brentano-Hochhaus widersprach den von den Mietern und Mieterinnen zusammengetragenen Informationen.“ erinnert sich der von MIETER HELFEN MIETERN Frankfurt e.V. beauftragte Anwalt, der mehrere Mietparteien im Haus anwaltlich vertritt. Im Streitfall bedeutet die Frage nach Baujahr 1977 oder 1978 eine um 29 Cent niedrigere oder höhere Basis-Nettomiete pro Quadratmeter. Daraufhin ließen viele Mieter/innen die Mieterhöhung prüfen. „Viele von uns gaben lediglich Teilzustimmungen zu den verlangten Mieterhöhungen und ließen es auf eine Klage durch die Schader-Stiftung ankommen, um die Frage nach dem Baualter ein für alle Mal gerichtlich klären zu lassen.“, berichtet Mieterin Anna Steenblock. Mit Erfolg. „Jetzt freuen wir uns nicht nur darüber, dass auch das Gericht 1977 als Baualter anerkannt hat. Mit dem Urteil wurde den überzogenen Mieterhöhungsvorstellungen der Schader-Stiftung Grenzen gesetzt. Genauso werden wir auch gegen die uns bevorstehenden Modernisierungsmieterhöhungen vorgehen.“, ergänzt Steenblock.

Als betroffene Mieter/innen wollen wir aber darauf hinweisen, dass dieser Teilerfolg den voranschreitenden Entmietungsprozess im Brentano-Hochhaus nicht aufzuhalten vermag. Wir erleben in den letzten Monaten vermehrt wie unsere Nachbar/innen dem anhaltenden Druck durch die Baustellen-Situation und der Ungewissheit um die zukünftige Miethöhe nachgeben müssen und ausziehen. Auf manchen Stockwerken leeren sich die Wohnungen zusehends. Wir schätzen, dass min. 40 der 150 Wohneinheiten leer stehen gelassen werden. Ein Skandal bei dieser Lage auf dem Wohnungsmarkt.

Mittlerweile ist auch bezifferbar, welche Mondpreise die Schader-Stiftung in den „modernisierten“ Wohnungen erzielen will. Im ersten Obergeschoss des fünfzehnstöckigen Wohnhochhauses werden derzeit zwei „modernisierte“ Wohnungen zur Vermietung angeboten zu Quadratmeterpreisen von 12,80 € für eine 147-Quadratmeter-Wohnungen bzw. 14 € kalt für eine 75-Quadratmeter-Wohnung (siehe Inserat im Anhang). In uns bekannten vergleichbaren Bestandswohnungen zahlen Mieter derzeit max. 10€ kalt pro Quadratmeter. Im Rahmen der „Modernisierung“ der Wohnung wurden zwar neue Böden verlegt und neue Bäder verbaut, die Originalfenster aus den siebziger Jahren sind freilich noch die alten. Die überalterten Fenster der „modernisierten“ Wohnungen zeigen das Dilemma der Bewohner/innen: Der Sanierungsstand im Haus ist dermaßen hoch, dass die Baustellensituation noch über Monate und Jahre anhalten könnte. Der Abschluss der laufenden „Modernisierungsphase“ war bereits für Jahresende 2018 angekündigt worden, doch eine Beendigung der Bauarbeiten ist nach wie vor nicht annähernd in Sicht. Seit einem Jahr steht im Haus mit über 100 Mietparteien einer von zwei Aufzügen permanent still, ein außenliegender Bauaufzug verdeckt den Einzimmerwohnungen die einzigen Fenster. Dreck von den Bauarbeiten und Lärm aus dem Haus und von der angrenzenden Baustelle auf der ein REWE-Supermarkt errichtet wird, belastet uns täglich und hinzu kommen Einschränkungen wie fehlende Fahrradabstellmöglichkeiten und regelmäßige Nicht-Einhaltung von zugesagten Lärmpausen.

Seit zwei Jahren leiden wir Mieter und Mieterinnen des Brentano-Hochhauses in Rödelheim unter den belastenden Bauarbeiten im und rund um das 15-stöckige Wohnhochhaus. Nach Abschluss der Arbeiten sollen unsere Mieten um 2,50€ pro Quadratmeter also um bis zu 47% steigen. Viele von uns können sich das nicht leisten und fürchten um unsere Wohnung und die Verdrängung aus Rödelheim und Frankfurt durch unsere Vermieterin, die gemeinnützige Schader-Stiftung.

Mieterinnen und Mieter des Brentano-Hochhauses, Frankfurt, 13.08.2019