Cuba im Film 2018

erstellt von Cuba im Film/DritteWelt Haus — zuletzt geändert 2018-05-22T09:03:03+01:00
Willkommen zum 23. Festival „Cuba im Film“ vom 23. Mai bis 2. Juni im Filmforum Höchst.

Programm 2018: Programmkalender

Wenn unser Festival eröffnet wird, gehört die Ära Castro der Vergangenheit an. Zum ersten Mal wird dann ein Präsident die Geschicke des Landes leiten, der nicht zur ersten Generation der Revolutionäre gehört. Ob er über eine ähnliche Integrationskraft verfügen kann wie die Castros, bleibt abzuwarten, denn was dieser Wechsel für die sich immer weiter ausdifferenzierende kubanische Gesellschaft bedeutet, ist derzeit nicht zu überblicken.

Der kubanische Film, der immer eng mit der kubanischen Wirklichkeit verflochten war, wird gewiss gewollt oder ungewollt auch in Zukunft als Seismograph der kubanischen Entwicklung fungieren.

Die aktuellen Produktionen aus und über Kuba beschäftigen sich mit ganz unterschiedlichen Momenten der kubanischen Geschichte.

Unser Eröffnungsfilm Sergio y Serguéi von Ernesto Daranas war der Gewinner des Publikumspreises auf dem letztjährigen Filmfestival in Havanna. Einerseits ist er eine schrille Komödie, die zum Teil in einer russischen Raumkapsel spielt, andererseits ist er zeitlich in der traumatischen Phase der sogenannten Sonderperiode im Kuba der 1990er Jahre angesiedelt. Die bedrückenden Erfahrungen dieser Epoche tauchen auch in dem Dokumentarfilm Cuba and the cameraman von Jon Alpert auf, der in einer Langzeitstudie ganz normale Durchschnittskubaner mit der Kamera begleitet hat.

"Ebenfalls in der Sonderperiode spielt Boleto al paraíso. Er begleitet den neuen Film Los buenos demonios von Altmeister Gerardo Chijona. Los buenos demonios oszilliert zwischen Komödie und Drama und ist voller scharfsinniger gesellschaflicher Anspielungen. Gerardo Chijona ist in diesem Jahr Gast von Cuba im Film, ebenso wie Hector Noas, einer der beiden Protagonisten in Sergio y Serguei, sowie Eduardo del Llano, der wieder mehrere Kurzfilme aus der satirischen Nicanor-Reihe mitbringt.

Der Dokumentarfilm Las islas del metal von Nelson Varas-Díaz zeigt die Emanzipation einer für die karibischen Inseln höchst exotischen Subkultur, die des Heavy Metal. Der Weg von der Marginalisierung hin zur späten Anerkennung verlief in den unterschiedlichen Gesellschaftssystemen von Kuba und der Dominikanischen Republik durchaus ähnlich.

In diesem Jahr haben wir einen Schwerpunkt auf die kubanische Filmgeschichte gelegt und präsentieren ausgewählte Werke aus den frühen Jahrzehnten. Altmeister T.G. Aleas böse Bourgeoisiesatire Los Sobrevivientes lief bei uns im ersten Festival 1996 am Eröffnungstag und ist nun zum ersten Mal wieder zu sehen.

Bekannter ist das Meisterwerk La última cena vom selben Regisseur mit seiner an Luis Buñuel erinnernden Filmsprache. Retrato de Teresa von Pastor Vega war in seiner Auseinandersetzung mit dem Machismo und der Rolle der Frau in der neuen Gesellschaft richtungsweisend. Santiago Álvarez drehte 1968 und 1969 - als ebenso wie bei der hiesigen Studentenbewegung auch in Kuba die Solidarität mit dem Vietcong und den Nordvietnamesen im Fokus stand - mit Hanoi, martes 13 und 79 Primaveras zwei Filme, die Vietnam thematisierten und die in die Dokumentarfilmgeschichte eingingen.

Im vergangenen Jahr starb der argentinische Regisseur Fernando Birri, Mitbegründer der Escuela Internacional de Cine y Television in San Antonio de los Baños in der Nähe von Havanna. Birri lebte und arbeitete über viele Jahre auf Kuba. Mit seinem Film Che – Tod der Utopie? erinnern wir sowohl an ihn als auch an seinen vor 50 Jahren ermordeten Landsmann. Letzterer steht auch im Mittelpunkt der französischen Produktion Che Guevara – naissance d'un mythe von Tancrède Ramonet.

Zum 10. Kurzfilmwettbewerb Junger Cubanischer Film laden wir die Regisseurin Rosa María Rodríguez ein. Sie erhält den Kurzfilmpreis für La Costurera, der vielfältige Medien und Formen nutzt, um das Thema Kindesmissbrauch aufzugreifen. Sissel Morell zeigt in Palante welche Perspektiven der Reggeaton den Jugendlichen eröffnet und in Gloria eterna zementiert Yimit Ramírez die Erinnerung an Vorbilder. Camila Carballo zeigt Lobos (Wölfe) mit menschlichem Antlitz. Im Fokus persönlicher Porträts stehen ein Tai Chi-Lehrer in Lecciones de Tai Chi von Diego Rodríguez, und das heranwachsendes Mädchen Melaine in G11 Doce von Maria del Mar Rosario.

Als weiteres Kurzfilmprogramm zeigen wir fünf Kurzfilme die 2017 unter Anleitung von Werner Herzog in der Filmwerkstatt der spanischen Produktionsfirma „Black Factory Cinema“  in Havanna von jungen Filmemacher/innen gedreht worden sind.

Am Samstag, den 26. Mai 2018, 15:30 Uhr, laden wir ins filmforum höchst zu Information und Austausch ein: „Gelebte Alternativen - Urban Gardening auf kubanisch“. Die Frage der nachhaltigen Versorgung der städtischen Bevölkerung mit frischem Gemüse und Obst werden mit Vertreterinnen des Vereins EcoMujer aufgegriffen.

Begleitausstellung zu unserem Festival ist „Cuba-Momente - momentos cubanos“ mit Fotografien von Gabriele Janku im Foyer des Filmforums. Sie gibt einen Einblick in das Leben der Menschen von Havanna, Trinidad und Cienfuegos.

Als Auftaktkonzert haben wir mit der Pianistin Lazara Cachao & Band ein besonderes Schmankerl: Sie stammt aus der wohl bedeutendsten Musikerdynastie Kubas. Ihr Vater Orlando "Cachaito" López wurde als Bassist und Gründungsmitglied des Buena Vista Social Club  weltbekannt. Ihr Großvater Orestes López und ihr Großonkel Israel "Cachao" López gelten als Begründer des Mambo. Freuen Sie sich mit uns auf ein tolles Konzert am 23.5. um 20.30 Uhr im Orange Peel.