Der IST-Zustand ist die Vollkatastrophe!

Der IST-Zustand ist die Vollkatastrophe!

Familien in der Krise zu den geplanten Lockerungen im Bereich der Schulen.

Wir begrüßen die Stellungnahme der Kultusministerkonferenz zu der Öffnung der Schulen und das Anerkennen der Rechte der Kinder – insbesondere das Recht auf Bildung – sehr: „Die Kultusministerkonferenz ist sich einig: Unsere Schülerinnen und Schüler haben ein Recht auf Bildung. Und dieses Recht kann am besten in einem möglichst normalen Schulbetrieb umgesetzt werden.“

Dies ist, unter Berücksichtigung der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse, vor allem derjenigen aus unseren Nachbarländern, der einzig logische und richtige Schritt.

Besorgt sind wir jedoch über einige Äußerungen aus den Reihen der Politik sowie der Elternvertreter und dem Verband für Bildung und Erziehung, der Tagesschau vom 05.06.2020 um 20:00 Uhr entnommen:

  • Frau Giffey, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, knüpft die Öffnung der Schulen an die Bedingungen, „dass das Infektionsgeschehen so bleibt, wie es ist“, die Hygienepläne auf dem neuesten Stand sind und die personellen Strukturen es zulassen.
  • Frau Karliczek, Bundesministerin für Bildung und Forschung, warnt vor „überhastetem Wiedereinstieg – Schulen dürfen nicht zu Infektionsherden werden“.
  • Die Kultusministerkonferenz plädiert für rasche Wiederaufnahme, sofern es das Infektionsgeschehen wieder zulässt.
  • Warnung der Elternvertreter wegen Ansteckungsgefahr vor einer „Vollkatastrophe“
  • Udo Beckmann vom Verband Bildung und Erziehung spricht von einem „Spiel mit dem Feuer“, weiter führt er aus, dass nach den wissenschaftlichen Erkenntnissen die Abstandsregelungen das Sicherste sind für den Infektionsschutz
  • Anke Staar von der Landeselternkonferenz NRW warnt, Eltern könnten nicht beurteilen, ob das Infektionsrisiko groß oder klein ist.
  • Das Bundesbildungsministerium fordert, ohne Impfstoff muss der allergrößte Schutz für Schulen herrschen.

Wir wehren uns vehement gegen diese Aussagen, die die Wiederaufnahme des regulären Betriebs von Kitas und Schulen ausbremsen und Ängste schüren, die in keinem Verhältnis zu den Lockerungen in anderen Lebensbereichen stehen.

Begründung:

Verfolgt man die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse in Bezug auf die Gefahr durch Kinder und die Rolle von Kindern bei der Pandemie, so wird, wenn wir in die Nachbarländer blicken, schnell deutlich, dass gerade kleinere Kinder im Kita- und Grundschulalter nicht die Treiber der Pandemie sind. Die NRW-Schulministerin Frau Gebauer berichtet, dass in NRW ab dem 15.06. alle Grundschüler täglich unterrichtet werden dürfen. Sie beruft sich dabei auf die neuesten Erkenntnisse der Wissenschaft in Bezug auf die Ansteckungsgefahr der Kinder und betont, dass die Abstandsregeln jetzt fallen dürfen.

Was es bedeutet, dass „das Infektionsgeschehen bleibt, wie es ist“, kann nicht objektiv beurteilt werden und lässt viel Interpretationsspielraum zu, was gerade für Eltern weiterhin keine Planungssicherheit und keine Perspektive gibt.

Ein Affront ist die Aussage, dass eine Öffnung der Schulen eine Vollkatastrophe sei, denn

der Ist-Zustand ist die Vollkatastrophe,

vor allem aus der Sicht der Kinder. Eine Aussage wie diese fördert die Zweifel, Ängste und Sorgen der Familien. Ignoriert wird vollends, wie die Schere im Bildungssektor weiter auseinander geht. Bildung wird für Kinder zum Glücksspiel. Allerdings entscheidet nicht mehr nur die Herkunft über diese Frage, sondern immer mehr auch der Wohnort und welcher Ministerpräsident im jeweiligen Bundesland regiert.

Inwiefern ein regulärer Schulbetrieb erst dann stattfinden kann, wenn ein Impfstoff gefunden wurde, stellt eine extreme Verletzung der Grundrechte der Kinder, aber auch ihrer Eltern dar. Bis heute ist nicht bekannt, ob es jemals einen Impfstoff geben wird, und die Frage ist dann umgekehrt zu stellen: Wie können all diese Lockerungen stattfinden, wenn es doch noch keinen Impfstoff gibt? Angesichts dessen stellt #FamilieninderKrise die Verhältnismäßigkeit der Mittel in Frage.

Wir fordern

  • Kitas und Schulen vollständig zu öffnen, mit vernünftigen, alltagstauglichen und kindgerechten Hygienekonzepten und die katastrophale Lage der Kinder und ihrer Eltern umgehend zu beenden.
  • die Politik auf, das Schüren von Ängsten und das Erzeugen von Panik zu unterlassen und stattdessen vernünftig und mit Verstand aufzuklären. Bis zum heutigen Tag ist uns weltweit kein Superspreading-Ereignis bekannt, dass durch ein Kindergartenkind oder einen Grundschüler erfolgte. Was man von Erwachsenen, deren Begegnungsorte und wieder gewonnenen Freiräumen nicht behaupten kann. Und dennoch folgt eine Lockerung auf die nächste.
  • Kinder und Eltern nicht vom allgemeinen Lockerungsprozess auszuschließen und ihnen endlich, nach über 11 Wochen, realistische Perspektiven und Verlässlichkeit im Bereich der Betreuung und Schule zu liefern. Die Verhältnismäßigkeit für einen derart tiefen Eingriff in die Rechte der Kinder und Eltern ist nicht mehr gegeben.
  • bei einem Anstieg der Infektionszahlen die Kindergärten und Schulen unberührt von generellen neuen Einschränkungen zu lassen und stattdessen – wie bei Erwachsenen auch nur die Teilbereiche zu schliessen, die unmittelbar betroffen sind.

Die Zurückhaltung bei den Schulen und Kitas wird in der Regel damit begründet, dass Kinder die Abstandsgebote nicht einhalten (können). Aber auch Erwachsene übertreten häufig die wichtigsten Regeln, so wurden z. B. In der Tagesschau von heute mehrere Politiker*innen gezeigt, die sich mit Handschlag begrüßten ( Tagesschau, 5.06.2020, 20 Uhr, 15:38 min.) und nicht den nötigen Abstand einhielten, Masken konnten nirgends gesehen werden.

#FamilieninderKrise, Pressemitteilung, Wiesbaden, 05.06.2020