"Die Welt steht auf dem Kopf" - eine Fotoausstellung in Mainz zur Eröffnung der neuen Frankfurter Landebahn

erstellt von Clemens Molinari — zuletzt geändert 2011-10-17T21:58:17+02:00
14. bis 22. Oktober: Zahlreiche Demonstrationen im Rhein-Main-Gebiet begleiten die Eröffnung der umstrittenen neuen Landebahn des Frankfurter Flughafens am 21. Oktober. Seine eigene Form des Protests hat der Fotograf Clemens Molinari gewählt und zeigt ab 14. Oktober im Mainzer Kulturverein "Pengland" großformatige Fotos von Naturzerstörungen durch Flughäfen.

Er bezeichnet seine neue Ausstellung nicht ohne Ironie als "persönlichen Glückwunsch zum erfolgreichen Ausbau des Frankfurter Flughafens". Das Titelbild des Plakats ziert ein auf dem Kopf stehendes Porträt von Roland Koch - "Die Welt steht auf dem Kopf" heißt die Ausstellung, denn Molinari findet es absurd, daß ausgerechnet für den Klimakiller Flugzeug Wälder zerstört werden und gewählte Volksvertreter Lobbyisten der Luftfahrtbranche helfen, den vom Fluglärm betroffenen Bürgern noch mehr Fluglärm zu bescheren.

"Wenn es heutzutage normal ist, das Gegenteil des Richtigen zu tun, dann kann die Ausstellung auch auf dem Kopf stehen. Deshalb beginnt sie mit der Finissage am 14. und endet mit der Vernissage am 22.," erläutert der Fotograf und verspricht, daß alle anderen Bilder richtig herum gezeigt werden. Neben den Fotos sind weitere Exponate zu sehen, unter anderem Karten der geplanten Flugrouten, Informationen zu den sozialisierten Kosten der Massenfliegerei und einige historische Plakate aus Zeiten der Proteste gegen die Startbahn West. Am 14.10. spricht dazu auch der Vorsitzende der Interessengemeinschaft zur Bekämpfung des Fluglärms (IGF) e. V., Dirk Treber. Anschließend spielen im Pengland die Bands "Tapete & Crying Wölf". Am Mittwoch, den 19. Oktober, wird im Pengland um 19 Uhr der Dokumentarfilm "267 Tage im Wald - Chronik eines Widerstands" von Martin Höcker. Die Ausstellung endet am 22.10.2011, dem Tag, an dem die neue Landebahn des Frankfurter Flughafens in Betrieb geht. Ab 19 Uhr spielen die Bands bendersnatch, The Aesthetic Voyager und ramschladen. Weitere Vorträge sind geplant.

Vor fünf Jahren, als Clemens Molinari damit begann, diese Bilder zu machen, war das Problem des Ausbaus des Frankfurter Flughafens vielen noch nicht präsent. "Wen immer man fragte, jeder glaubte den hehren Versprechungen, daß mehr Fliegen automatisch auch mehr Arbeitsplätze bedeute, und vor allem: daß es schon nicht so schlimm kommen werde, denn es würde nachts nicht geflogen," so der Fotograf. "Seitdem ist viel geschehen. der Flughafen wurde tatsächlich ausgebaut, es wurden Fakten geschaffen, aber keine dauerhaften Arbeitsplätze. Von einem Nachtflugverbot ist nicht mehr die Rede, dafür wurden die Flugrouten so gelegt, daß die relative Ruhe in Mainz und Umgebung passé ist. All die Versprechungen waren offenbar wertlos. Den Nutzen des Flughafens haben andere während die Bürger die Nachteile tragen."

Molinari versteht seine Bilder nicht in erster Linie als Protest gegen den wachsenden Fluglärm: "Das Flugzeug ist mit Abstand das umweltschädlichste Verkehrsmittel. Es wird dank der günstigen, weil vom Steuerzahler subventionierten Flugpreise meist vergessen, daß der Preis eines Flugtickets nicht nur aus dem besteht, was man als Passagier und Steuerzahler dafür bezahlt. Die Kosten für die Zerstörung der Umwelt sind immens, die Kosten des Klimawandels nicht mehr zu beziffern. Meine Bilder sollen einen Eindruck davon verschaffen, welche Kosten wir zusätzlich zu den Kosten eines Flugtickets bezahlen. Wir zahlen mit der Umwelt, dem Klima, unserer Ruhe. Die undemokratische Art und Weise, wie mit den Rechten der Bürger dabei umgegangen wird zeigt leider auch, daß wir Teile unserer Demokratie opfern."

Der Eintritt im Pengland ist grundsätzlich frei.

Adresse:
PENG - Gesellschaft zur Förderung von Design, Kunst und Kommunikation e. V.
Rheinallee 79-81, 3. Stock
55118 Mainz