Erneute Absage: Stadt Frankfurt fährt Bahnhofsviertelnacht an die Wand!

Am 3. Juni 2022, unmittelbar vor dem Pfingstwochenende, hat die Stadt Frankfurt in einer knappen Email an Einrichtungen, die traditionell die Bahnhofsviertelnacht gestalten, unter fadenscheinigen Vorwänden die allenthalben in Planung befindliche „13. Bahnhofsviertelnacht 2022“ abgesagt. Damit fällt die Frankfurter Bahnhofsviertelnacht nun zum dritten Mal in Folge aus.

Die jetzige Absage ist ein Schlag ins Gesicht der rund 40.000 interessierten Menschen, die in der Regel, zuletzt im Vorpandemie-Sommer 2019, die Frankfurter Bahnhofsviertelnacht und dessen prägende Einrichtungen aufgesucht haben.

Die Absage von Seiten des städtischen „Hauptamt und Stadtmarketing“ erfolgte mit einer an den Haaren herbeigezogenen Begründung:

 „Die Vielzahl der sich präsentierenden Programmpunkte erfordert eine lange und aufwändige Vorbereitung. Leider konnte wegen der Corona-Pandemie nicht eher mit dem Erarbeiten des Programmkonzepts begonnen werden. Die verbleibende Zeit erlaubt es nicht, ein Fest zu organisieren, das der Pluralität und Vielfalt des Bahnhofsviertels gerecht wird“,

heißt es in dem mit Rechtschreibfehlern gespickten und offenbar auf die Schnelle fabrizierten Schreiben. Weiter heißt es:

„Hinzu kommen logistische und sicherheitsrelevante Leistungen, die infolge der Corona-Pandemie und des aktuellen Arbeitskräftemangels im Veranstaltungssektor nicht erbracht werden können.“

Offensichtlich ist es dem Veranstalter „Tourismus + Congress GmbH“ adt Frankfurt möglich, trotz „Arbeitskräftemangels im Veranstaltungssektor“ im Juni 2022 eine „Frankfurt Fashion Week“ und vom 26. bis 28. August 2022 das Museumsuferfest stattfinden zu lassen. Nur mit der Bahnhofsviertelnacht, ebenfalls von der Tourismus+Congress GmbH ausgerichtet, scheint das nicht zu klappen.

Wer dabei im Juni 2022 (!) mit Verweis auf die „Corona-Pandemie“ erklärt, man habe „nicht eher mit dem Erarbeiten des Programmkonzeptes“ beginnen können, sodass die „verbleibende Zeit“ nicht ausreiche, die Bahnhofsviertelnacht zu organisieren, der hat einfach den falschen Job. Sind die Leute etwa immer noch im Home-Office und kommen nicht in die Puschen?

Der für das „Citymarketing“ zuständige Eduard M. Singer, der noch im Januar 2021 erklärte: „Wir haben uns ehrgeizige Ziele gesetzt, angefangen bei der Unterstützung der Fashion-Week bis zur Bahnhofsviertel-Nacht, wo wir Mitveranstalter sind.“ (FNP, 9.1.2021), sollte nun, nach der wiederholten unnötigen Absage der Bahnhofsviertelnacht, seinen Job quittieren.

Entweder ist man mit der Organisation der immerhin schon seit 2010 stattfindenden Bahnhofsviertelnacht urplötzlich überfordert oder – was wahrscheinlicher ist – man will im Windschatten von Corona das schon immer als „unkontrollierte Riesenparty“ beargwöhnte und von einigen diffamierte Event auf kaltem Wege abschaffen.

Schon 2016 gab es bekanntlich von städtischer Seite den reichlich abstrusen Vorschlag, die lange Nacht im Bahnhofsviertel als reine Indoor-Veranstaltung fortan in den November zu verlegen. Das wusste OB Feldmann seinerzeit abzuwenden, als ihn das politische Gespür noch nicht verlassen hatte.

Im darauffolgenden Jahr 2017 nahm der mittlerweile zuständige Amtsleiter Tarkan Akman ohne vorherige Rücksprache mit Doña Carmen e.V. die von den Besucherinnen stets geschätzten Bordellführungen des Vereins eigenmächtig aus dem Programm der Bahnhofsviertelnacht mit der sachlich falschen Begründung, hier ginge es um Werbung für Prostitution. Dennoch hat Doña Carmen e.V. es sich nicht nehmen lassen, weiterhin die viel beachteten Bordellführungen im Rahmen der Bahnhofsviertelnacht durchzuführen. Die städtische Intervention lief damit verdientermaßen ins Leere.

Auch für die Absage von 2022 werden „programmatische“ Aspekte für die Nichtdurchführung der Bahnhofsviertelnacht ins Feld geführt, ohne diese jedoch transparent zu kommunizieren und zu erläutern.

Das eigenmächtige und problematische Gebaren der Stadt Frankfurt im Hinblick auf Organisation und (Nicht-)Durchführung der Bahnhofsviertelnacht wurde auch bei der diesjährigen Terminierung deutlich.

Die ursprünglich für den 18. August 2022 vorgesehene Bahnhofsviertelnacht fällt aufgrund des späteren Beginns der Hessischen Sommerferien erstmals genau in die Mitte der Ferienzeit und stellt ehrenamtlich arbeitende Vereine wie Doña Carmen e.V. vor erhebliche Probleme. Auch hier haben Mitarbeiter*innen Familie, Kinder und Urlaubsplanungen, was mit einer Präsenz in der Mitte der Sommerferien nur schwer in Einklang zu bringen ist.

Anstatt sich starr an den August-Termin zu klammern, hätte die Stadt Frankfurt – wie in den Vorjahren auch – von Beginn an den Zeitpunkt für die Bahnhofsviertelnacht auf die letzte Woche der Sommerferien legen müssen. Doch so viel Weitsicht und Flexibilität ist den Planer*innen im abgehobenen „Hauptamt und Stadtmarketing“ offenbar nicht zuzumuten.

Stattdessen erneut eine eigenmächtig entschiedene, mit lausigen Begründungen daherkommende Absage der gesamten Frankfurter Bahnhofsviertelnacht. Das schlägt dem Fass den Boden aus! Ein derart befremdliches Agieren wirft die Frage auf, ob die „Lange Nacht im Bahnhofsviertel“ – statt sich fragwürdigen Vorgaben eines „Citymarketings“ zu unterwerfen – nicht wieder in Regie des „Fördervereins Bahnhofsviertel“ stattfinden sollte, der ihn ursprünglich aus der Taufe gehoben und organisiert hat.

Für das Jahr 2022 fordert Doña Carmen e.V.

► die umgehende Rücknahme der durch nichts zu rechtfertigenden Absage der Bahnhofsviertelnacht;

►die Ersetzung der politisch Verantwortlichen durch kompetentes Personal;

► die Verlegung der Bahnhofsviertelnacht auf den 3. September 2022.

Mit einem erneuten beherzten Eingreifen in dieser Angelegenheit könnte OB Feldmann dem Bahnhofsviertel einen letzten Dienst erweisen.

Pressemitteilung 05.06.2022