Frauen*streik am 08. März 2019 in Frankfurt am Main

erstellt von Frankfurter Frauen*streikbündnis — zuletzt geändert 2019-03-11T13:52:23+01:00
Wenn wir die Arbeit niederlegen, steht die Welt still

Anlässlich des Internationalen Frauen*kampftags am 08. März 2019 rief das Frankfurter Frauen*streikbündnis zu einer inklusiven und kämpferischen Demonstration auf. Über 3500 Demonstrant*innen aus allen Altersgruppen und mit sehr diversen Lebenslagen und Hintergründen sind dem Aufruf unter dem Motto „Wenn wir streiken steht die Welt still!“ gefolgt. „Gründe, die Welt stillzulegen, gibt es genug“, berichtet Gülay Akyol, Pressesprecherin des Bündnisses. „Von der Ausbeutung von Frauen* in der Erwerbsarbeit und durch unbezahlte Sorge- sowie emotionale Arbeit, hin zum Personalnotstand in Pflege- und Erziehungsarbeit, der Altersarmut unter Frauen*, der Gewalt gegen Frauen*, und der Rückschritte hinsichtlich der körperlichen Selbstbestimmung von Frauen*“.

Die Demonstration startete gegen 16 Uhr am Kaisersack, führte über den Willy-Brandt-Platz zur Konstablerwache und über die Zeil zur Hauptwache, wo sie um 19 Uhr endete. Es gab kämpferische und inspirierende Redebeiträge zur Abschaffung der §218/219, aktuellen Streiks und Auseinandersetzungen im Pflegebereich, der Anerkennung unbezahlter Sorgearbeit, Altersarmut von Frauen*, internationalen feministischen Bewegungen und migrantischen Perspektiven sowie queeren Perspektiven vom 8. März Bündnis für queer-/feministische Kampftage. „Wir leben in einer kapitalistisch organisierten Gesellschaft, die grundlegend auf der Ausbeutung von Frauen* beruht“ resümierte die Frauen*streik-Bündnisrednerin* bei der Auftaktkundgebung. Die Samba Gruppe Rhythm of Resistance begleitete die Demonstration und bot zuvor zum warm up auf die Demonstration einen Trommel- Workshop mit Küchenutensilien am Kaisersack an.

Um Punkt 17 Uhr nahmen die Demonstrant*innen auf dem Willy-Brandt-Platz an der weltweiten Aktion global scream teil. Als kollektiver Aufschrei wurde eine Minute lang gegen ausbeuterische und gewaltvolle Verhältnisse angeschrien und gleichzeitig ein kraftvolles Zeichen für Selbstbestimmung und Selbstermächtigung sowie den internationalen und solidarischen Charakter des Frauen*streiks gesetzt. „Ein Schrei des Entsetzens, des Schmerzes, aber auch dieser Schrei kann Veränderungen ausdrücken. So kann er sich auch zum Aufschrei wandeln, und gemeinsam mit vielen Stimmen wird er auch zur Kampfansage!“ hieß es in der Ansage zur Aktion.

Gegen 18 Uhr breitete sich die Demonstration auf dem Börneplatz zu einer Performance aus und legte dabei den Verkehr für 21 Minuten lang lahm, angelehnt an die Zahl des gender pay gap, demnach Frauen* noch immer 21% weniger verdienen als Männer*. „Die Teilnehmer*innen der Demonstration schrieben dabei ihre eigenen Streikforderungen auf Postkarten und hingen diese an Wäscheleinen auf, die über den Börneplatz aufgespannt wurden“, erklärt Cornelia Domino, ebenfalls Pressesprecherin des Bündnisses. „Wir setzen damit ein Zeichen gegen all‘ die Zumutungen, denen wir als Frauen* tagtäglich ausgesetzt sind und die uns von einem guten Leben für alle trennen. Wir haben an dieser Kreuzung auch bewusst den Alltagsverkehr zum Stillstand gebracht, denn wenn wir Frauen* streiken, steht die Welt still!“

Mit einer spontanen Routenänderung nahmen sich die Demonstrant*innen anschließend den Raum zur Demonstration auf der Zeil, wo sie auf reges Interesse und viel Zustimmung bei den Passant*innen stießen. Auch dem Redebeitrag bei der Abschlusskundgebung auf der Hauptwache einer Altenpflegerin* wurde viel Beifall gezollt, da sie auf den wegweisenden Streik der Kolleg*innen der Diakonie Altenpflege in Wetter verwies, die den 8. März zu ihrem ersten Streiktag gemacht haben und damit kirchliche Streikgeschichte schrieben, um für bessere Arbeits- und Gehaltsbedingungen für die 80% Frauen* in der Altenpflege kollektiv einzustehen.

„Die Demonstration sowie die Aktionen werten wir als vollen Erfolg und guten Auftakt für eine Fortführung der Frauen*streikbewegung in Frankfurt“, fasst Gülay Akyol den Frauen*streik zusammen. „Nicht nur schlossen sich über 3500 Menschen dem Frauen*streik in Frankfurt an, demonstrierten kämpferisch und friedlich zugleich, sondern es wurden den ganzen Tag über auch Haushalte und Arbeitsstätten auf kreative Weise bestreikt u. a. Mit einem kollektiven Sitzstreik um 11.55 Uhr auf verschiedenen Plätzen der Stadt“, ergänzt Cornelia Domino.

Alle weiteren Infos zum Bündnis und zu weiteren geplanten Veranstaltungen finden Sie hier: https://fstreikbuendnisfrankfurt.net/

Frauen*streik Frankfurt, Frankfurt am Main, 10. März 2019

 

siehe auch das Video des Medienkollektivs Frankfurt:

https://youtu.be/L0sS-I7UM14