Groß-Gerau blamiert sich beim Grab des Kommunisten Wilhelm Hammann

erstellt von Freundeskreis Wilhelm Hammann — zuletzt geändert 2020-08-30T12:36:38+01:00
Am vergangenen Dienstag Abend beschlossen die Stadtverordneten die Übernahme der Grabpflege oder nur des Grabsteines einstimmig.

Im Herbst sollen zunächst zwei Bäume gefällt werden.

Antifaschist*innen verteilten nicht nur an die Stadtverordneten und dem Bürgermeister Walther (CDU) persönlich und in der Nachbarschaft über 300 Flugblätter.

Die LINKE/OL zog überraschend ihre Anträge zurück.

Ist der Stadtverordnetenversammlung in dem bürgerlich geprägten Groß-Gerau zu trauen?

FLUGBLATT

Warum stehen wir heute hier vor der Stadthalle?

Heute wird in der Stadtverordnetenversammlung von Groß-Gerau entschieden, was mit dem Grab des ersten Landrates von Groß-Gerau nach Kriegsende, Wilhelm Hammann (KPD), geschieht.

Wer war Wilhelm Hammann?Er war Lehrer, der keine Prügelstrafe nötig hatte, Kommunist, und bis zu seinem Tod 1955 ein Groß-Gerauer Politiker im Kreistag.

Bis 1945 war er im KZ Buchenwald inhaftiert, wo er unter Einsatz seines Lebens Hunderte von Kindern das Leben rettete. Darunter waren 159 jüdische Kinder. Dafür wurde er von der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt.

Was wird heute entschieden? Bürgermeister Erhard Walther (CDU) hat einen Antrag vorgelegt, in dem es zwar heißt „die Pflege des Grabes… wird übernommen“. Aber vor dieser Feststellung heißt es auch: „ Bei der Übernahme der Grabpflege handelt es sich um einen geringfügigen Aufwand, da es sich ausschließlich um einen Grabstein handelt, eine Grabstelle selbst ist nicht vorhanden“.

Abgesehen von der Leugnung eines Grabes, ist die Antragsvorlage ein Armutszeugnis, weil der Antrag nicht nur missverständlich und widersprüchlich ist und so nie ins Parlament hätte gelangen dürfen.

Um den fehlerhaften Antrag aus dem Bürgermeisterbüro zu korrigieren, hat die Linke/OL einen Ergänzungsantrag eingereicht, der eine Präzisierung der Formulierung im Bürgermeisterantrag fordert. Nämlich, das es sich um eine „Grabstätte in ihrer gegenwärtigen Form und Ausdehnung handelt“. Und nicht, wie es falsch im Antrag des Bürgermeisters heißt „ausschließlich um einen Grabstein handelt“.

Die Stadtverordneten entscheiden also heute Abend darüber, ob ein Grabstein oder eine ganze Grabstätte gepflegt und erhalten wird.

Vergleicht man nun das Vorgehen mit der Grabpflege für den früheren Groß-Gerauer Bürgermeister Lüdecke, fällt sofort die völlig unterschiedliche Vorgehensweise auf. Im Fall der Grabpflege für Lüdecke gab es noch nicht einmal einen Antrag in der Stadtverordnetenversammlung, diskutiert wurde überhaupt nicht. Die Grabpflege wurde einfach einstimmig beschlossen.

Bei Wilhelm Hammann ist alles anders. Seitdem im Sommer bekannt wurde, dass das Hammann-Grab wegen abgelaufener Ruhezeit „neu angelegt“ werden soll, wurden der Öffentlichkeit die Pläne bekannt.

Am 31. Juli verkündete Klaus Meinke (SPD) als Stadtverordnetenvorsteher im Groß-Gerauer Echo den Vorschlag, den Grabstein einfach an die Friedhofsmauer oder in die Gedenkhalle zu stellen. Schon hier war die Grabbeseitigung eines Kommunisten Programm.

Anfang August legte dann Bürgermeister Walther (CDU) nach. Der Antrag aus seinem Büro leugnete die Grabstätte s.o., und die Grabpflege wäre nur ein „geringfügiger Aufwand“. Im Echo vom 24.08.2020 behauptet Walther (CDU) sogar ziemlich dreist, die Stadt hätte das Grab jahrzehntelang gepflegt - nur alle Zeitungsbilder belegen das Gegenteil - sondern auch noch „wir hatten niemals die Absicht, die Hammann-Grabstätte zu entfernen“. Wer soll das glauben? Nur durch die Aufmerksamkeit von antifaschistischen Menschen ist die heimliche Grabbeseitigung verhindert worden.

Das Gremienportal der Stadtverordneten im Internet mit allen Anträgen, war die letzte Woche bis gestern auch nicht mehr zugänglich. Das passt.

Ein würdiges und ehrendes Grab für Wilhelm Hammann!

Freundeskreis Wilhelm Hammann 25.08.2020