Haukari eV bittet um akute Nothilfe

erstellt von Haukari — zuletzt geändert 2017-10-23T12:18:09+01:00
für lokale Solidaritätsnetze in Kurdistan-Irak

Liebe Freundinnen und Freunde von HAUKARI e.V.,

am 16.10.2017 nahm die irakische Armee zusammen mit den vom Iran gestützten schiitischen Milizen Al Hashd al Shaabi die kurdisch kontrollierte Erdölstadt Kirkuk ein und übernahm die militärische Kontrolle in weiteren Gebieten, in denen kurdische Peshmerga 2014 beim Vormarsch der Terrormiliz „Islamischer Staat“ nach dem Rückzug der irakischen Armee die Kontrolle übernommen hatten.
Was dies für die Menschen vor Ort, unsere Arbeit und unsere ProjektpartnerInnen bedeutet lesen Sie in unserem Aufruf.
HAUKARI e.V. in Kurdistan-Irak, Oktober 2017

 

Inmitten von Schock und Chaos: Lokale Solidaritätsnetzwerke stärken, Dialogräume öffnen

Das Frauenzentrum KHANZAD und das Jugendzentrum Kifri leisten Hilfe für Geflüchtete in der Germian-Region – es werden dringend Spenden benötigt.

Was ist passiert?

Am 16.10.2017 nahm die irakische Armee zusammen mit den vom Iran gestützten schiitischen Milizen Al Hashd al Shaabi (Volksmobilmachungskräfte) die bis dahin kurdisch kontrollierte Erdölstadt Kirkuk ein. Wenig später übernahmen sie auch die militärische Kontrolle über die Stadt Khanaqin sowie die Distrikte Altun Kopru, Bashiqa, Makhmur, Sheikhan und das Shingal-Gebiet, das 2014 durch die Massaker des Islamischen Staates an der jezidischen Bevölkerung traurige Berühmtheit erlangte. In all diesen Regionen hatten kurdische Peshmerga 2014 beim Vormarsch der Terrormiliz „Islamischer Staat“ nach dem Rückzug der irakischen Armee die Kontrolle übernommen. Die Militäroperation erfolgte auf den Tag genau ein Jahr nach Beginn der von irakischer Armee und kurdischen Peshmerga getragenen Militäroffensive gegen den “Islamischen Staat“ in Mossul und drei Wochen nach dem international und in Kurdistan-Irak umstrittenen kurdischen Unabhängigkeitsreferendum. Die irakische Regierung hat damit aus ihrer Sicht den verfassungsmäßigen Status Quo aus der Zeit vor den IS-Angriffen wiederhergestellt – ein Ziel, das sie schon seit geraumer Zeit verfolgte.

Die politisch Verantwortlichen der Kurdischen Regionalregierung und der herrschenden politischen Parteien bezichtigen sich gegenseitig des Verrats. In der Bevölkerung herrschen Fassungslosigkeit, Wut und Orientierungslosigkeit – und die Furcht, dass dem kolossalen Zusammenbruch kurdischer Unabhängigkeitsträume nun ein interner Krieg folgen könnte. Die einen demonstrieren vor ausländischen Vertretungen für internationale Unterstützung; die anderen fordern eine neue Übergangsregierung für Verhandlungen mit Bagdad. Derweil nutzt der „Islamische Staat“ das Machtvakuum für Angriffe auf einzelne Dörfer in der Region Kirkuk.

Was können wir tun?

Das Germian-Gebiet, in dem HAUKARI e.V. seit vielen Jahren arbeitet, grenzt direkt an Khanaqin und Kirkuk. Inmitten des Chaos arbeiten HAUKARI e.V. und unsere lokalen Organisationen weiter. Unser Partner, das Frauenzentrum KHANZAD Sulaimania setzt die Beratung und Begleitung von Frauen in den Geflüchteten-Camps Qoratu und Tazade bei Kalar in der Germian-Region fort. Hier suchen seit 2014 vor allem arabisch-sunnitische Familien aus dem Zentralirak Schutz vor dem „Islamischen Staat“ und schiitischen Milizen. In der aktuellen Situation werden hier auch kurdische Geflüchtete aus den umstrittenen Gebieten aufgenommen.

Gleichzeitig sind mehrere Tausend kurdische Familien aus Tuz Khurmatu in die Stadt Kifri und die umliegenden Dörfer geflohen. Tuz Khurmatu ist eine Stadt mit kurdischen, turkmenischen und arabischen Bevölkerungsgruppen auf der Straße zwischen Kirkuk und Baghdad. Hier hatte es schon vor der aktuellen Eskalation Spannungen und Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Gruppen gegeben. Mit dem Einmarsch der irakischen Armee und schiitischer Milizen wurden hier kurdische Familien vertrieben und ihre Häuser abgebrannt. Viele dieser Familien sind Überlebende der Anfal-Operationen des irakischen Baath-Regimes gegen die kurdische Bevölkerung 1988, die ursprünglich aus Dörfern der Germian-Region stammen und nun in diesen Dörfern und der Stadt Kifri verzweifelt Zuflucht suchen.

In Kifri fördern HAUKARI e.V. und medico international seit 2014 ein Jugend- und Kulturzentrum, in dem sich Jugendliche gegen Fundamentalismus und für den Dialog zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen engagieren. In der aktuellen Konfliktsituation erweist sich das Zentrum einmal mehr als Diskussions- und Orientierungsraum für Jugendliche der Region. Zusammen mit HAUKARI-MitarbeiterInnen und in enger Abstimmung mit der lokalen Verwaltung organisieren die Jugendlichen des Zentrums Nothilfe für die Geflüchteten.

Das Frauenzentrum KHANZAD hat zusammen mit anderen Frauenorganisationen aus Sulaimania eine Spendenaktion für geflüchtete Frauen initiiert. Großzügige Spenden kommen aus der lokalen Bevölkerung und von lokalen Geschäftsleuten. HAUKARI e.V. hat erste Spendenmittel zur Verfügung gestellt. Am 21.10.2017 haben MitarbeiterInnen von HAUKARI, KHANZAD und die Jugendlichen des Zentrums Lebensmittel, Decken, Hygieneartikel, Babynahrung und Windeln an geflüchtete Familien in Kifri und Umgebung verteilt.

In den nächsten Tagen werden wir an dieser Stelle ausführlich zur aktuellen Situation und den Hintergründen des Konfliktes berichten.

Heute bitten wir unsere FreundInnen und UnterstützerInnen dringend um Spenden für die akute Nothilfe für Geflüchtete!

Spenden über unsere webseite www.haukari.de oder direkt auf unser Spendenkonto:

HAUKARI e.V., IBAN DE82 5502 0500 0008 6286 00 BIC: BFSWDE33MNZ

Wir bitten um Spenden für die akute Nothilfe für Geflüchtete!

Spenden können Sie über unsere webseite www.haukari.de oder direkt auf unser Spendenkonto:

HAUKARI e.V.  IBAN: DE82 5502 0500 0008 6286 00 BIC: BFSWDE33MNZ

MIt vielen Grüssen

Susanne Bötte

Haukari e.V.
Falkstrasse 34, 60487 Frankfurt
www.haukari.de   mail: info@haukari.de
Spendenkonto HAUKARI e.V.
IBAN: DE82 5502 0500 0008 6286 00   BIC: BFSWDE33MNZ  Bank für Sozialwirtschaft