Hausprojekt in der Günderrodestraße kämpft um Fortbestand - mehr als 30 Menschen von Obdachlosigkeit bedroht

erstellt von ada_kantine — zuletzt geändert 2023-05-02T09:23:48+01:00
Der Gestattungsvertrag für das Hausprojekt in der Günderrodestraße 5 im Gallus endet am 12. Mai. Die Verantwortlichen der Stadt haben ein neues Objekt zur Weiterführung des Projekts identifiziert, allerdings sind noch bürokratische und technische Fragen zu klären. Die nahtlose Fortführung des Projekts ist momentan in Gefahr und damit droht mehr als 30 Menschen wieder akut die Obdachlosigkeit.

Das Hausprojekt wurde vor vier Monaten von den Initiativen Project.Shelter, ada_kantine und „Freiräume statt Glaspaläste“ in einem leerstehenden Wohngebäude geschaffen. Seitdem bietet das Projekt Wohnraum sowie Beratung für wohnungslose Menschen und stellt politischen sowie kulturellen Initiativen kostenlos Räumlichkeiten zur Verfügung. “Durch das Hausprojekt habe ich erstmals eine sichere Bleibe mit Privatsphäre. Jetzt weiß ich nicht, in welcher Situation ich mich in zwei Wochen befinden werde. Stellen Sie sich mal vor, Sie wüssten nicht, wo Sie in zwei Wochen wohnen. Das ist sehr belastend”, so die Bewohnerin Hatice aus der Günderrodestraße.

Derzeit stehen die drei Initiativen in intensiven Gesprächen mit Vertreter*innen der Stadt. In enger Zusammenarbeit mit Baudezernentin Sylvia Weber, die das Projekt seit Beginn unterstützt, konnte ein geeignetes Nachfolgeobjekt zur Übernahme identifiziert werden. Im Moment ist unklar, wann genau der Umzug in das neue Gebäude stattfinden kann. “Es müssen einige Sanierungsarbeiten erledigt und natürlich die bekannten bürokratischen Wege gegangen werden. Das wird noch ein bisschen dauern. Für die Übergangszeit ist es für uns keine Option, dass Bewohner*innen wieder obdachlos werden. Die einzige Lösung dieser Situation ist daher eine weitere Verlängerung des Vertrags in der Günderrodestraße, Und zwar so lange, bis wir in das Folgeobjekt umziehen können", erläutert eine Sprecherin der ada_kantine. Die Stadt Frankfurt baut auf dem Grundstück der Günderrodestraße 5 in den nächsten Jahren eine Schule. “Die Stadt hat als Bestellerin des Grundstücks die Handlungs- und Entscheidungsmacht, den Abrisszeitplan zu beeinflussen und uns so einen nahtlosen Übergang zu ermöglichen”, betont ein Sprecher von Project.Shelter.

Der neu gewählte Bürgermeister Mike Josef hat Sympathien für das Projekt geäußert. Die Frage der bedürfnisorientierten Wohnungspolitik spielte in seinem Wahlkampf eine wichtige Rolle. Im Koalitionsvertrag wurden die Umsetzung von Housing First-Konzepten und die Bereitstellung eines geeigneten Gebäudes für Projekte wie Project.Shelter vereinbart. Mit Sozialdezernentin Elke Voitl wird der Austausch gesucht, um über die Bereitstellung von Mitteln für Infrastruktur und eine angemessene sozialarbeiterische Begleitung des Projekts zu sprechen. “Wir freuen uns darüber, dass der politische Wille für eine gerechte Wohnungspolitik und die Unterstützung unseres Projekts besteht. Jetzt müssen aber auch alle Stellen - Magistrat, Stadtverordnung, Ämter und Bürgermeister - an einem Strang ziehen und handeln! Sie müssen uns ermöglichen, dass wir schnell und nahtlos in das dauerhaft nutzbare Folgeobjekt umziehen können und nicht wieder auf der Straße landen”, so der Bewohner Guido.

Pressemitteilung von Kollektiv “Freiräume statt Glaspaläste”, Project.Shelter und ada_kantine 2.5.2023

Außerdem haben wir vor Kurzem einen Solidaritätsbrief veröffentlicht. Wir rufen alle Unterstützer*innen unseres Hausprojekts dazu auf, sich mit ihrer Unterschrift solidarisch zu zeigen.
Ergänzend zu dem Brief veröffentlichen wir eine Stellungnahme mit konkreten Forderungen an wohnungspolitische Akteur*innen.
Den Soldaritätsbrief und die Stellungnahme finden Sie unter https://ada-kantine.org/hausprojekt/