Kein Öko-Label für Gas und Atom

erstellt von IPPNW — zuletzt geändert 2021-06-18T19:25:38+02:00
IPPNW warnt vor Plänen zur EU-Taxonomie

Anlässlich der heutigen Verhandlungen der EU-Wirtschafts- und Finanzminister*innen zur geplanten EU-Taxonomie, warnen die Internationalen Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) davor, fossiles Gas und Atomenergie als nachhaltige EU-Investitionen einzustufen. Zusammen mit drei weiteren Verbänden demonstrieren die Mediziner*innen vor den Vertretungen der EU-Kommission in Berlin, München und Bonn gegen das Greenwashing von Gas- und Atomlobby und fordern die Bundesregierung auf, sich klar gegen Atomkraft und Gas als nachhaltige Energieträger zu positionieren.

„Die EU-Taxonomie läuft Gefahr, von den Regierungen in Berlin und in Paris gekapert zu werden. Deutschland möchte Erdgas auf die Liste setzen, Frankreich um jeden Preis die Atomenergie. Im ungünstigsten Fall könnten sich die zwei wirtschaftsstärksten Länder der EU auf einen Kompromiss einigen – und beide Energieträger als nachhaltig deklarieren. Für die europäische Energiewende und das Klima hätte das fatale Folgen“, mahnt Dr. med. Angelika Claußen, Vorsitzende der IPPNW.

Die EU-Taxonomie ist ein mächtiges Förderinstrument, welches bestimmen soll, welche Wirtschaftsaktivitäten als nachhaltig deklariert werden und welche nicht. Während Deutschland bei Investitionen in Erdgas stark von EU-Fördermitteln profitieren würde, steht für Frankreich im Hinblick auf die Atomenergie eine Menge Geld auf dem Spiel.

„Es droht ein Kuhhandel auf Kosten zukünftiger Generationen!“, mahnt Claußen. Sollte Atomenergie in die EU-Taxonomie aufgenommen werden, würden alternde Kraftwerke in Frankreich nahe der deutschen Grenze, länger betrieben. Als Atomwaffenstaat liegt es in Frankreichs Interesse, die Modernisierung seiner Atomwaffen und der atomgetriebenen U-Boote über die zivile Nutzung der Atomenergie weiter quer zu subventionierten.

Die formelle Entscheidung welche Technologien in die EU-Taxonomie aufgenommen werden, soll im Herbst fallen. Wie sich Deutschland und Frankreich in den heutigen Verhandlungen positionieren, könnte dafür bereits die Weichen stellen.

Weitere Informationen:

https://www.ausgestrahlt.de/themen/europa-und-atom/eu-taxonomie/retten/

IPPNW, Pressemitteilung, 18.06.2021