Kultur und Wohnen auf dem Campus Bockenheim?

erstellt von Initiative Zukunft Bockenheim — zuletzt geändert 2017-03-31T10:47:54+01:00
Bisher beides Fehlanzeige. Selbst die mageren Quoten für Sozialwohnungen, geförderten Wohnraum und gemeinschaftliches Wohnen sind in Gefahr.

Durch den Umzug der Goethe-Universität vom Campus Bockenheim auf den Campus Westend ist eine große Chance für ein urbanes Wohnquartier mitten in der Stadt entstanden. Die Bürger Bockenheims und des Westends haben sich seit Bekanntwerden des Umzugs intensiv für mehr Wohnraum auf dem Campus Areal eingesetzt. Ziel war, den Campus zu einem Ort der Kultur und zu einem lebendigen Stadtquartier für alle zu machen.

Drohte zu Beginn der Planung durch Stadt und Land auf dem Campus eine teure Büro- und Gewerbelandschaft zu entstehen, konnten zumindest kleine Zugeständnisse mit allerdings sehr großem Aufwand an Bürgerbeteiligung erreicht werden. Die Quote der Wohnnutzung für das ehemalige Campus-Areal wurde auf 40 Prozent erhöht und so im Bebauungsplan festgeschrieben.

Im Städtebaulichen Vertrag zwischen der Stadt Frankfurt und der ABG wurden neben der Infrastruktur für das Quartier die Quoten für die Aufteilung dieses Wohnbereichs mit 30 % geförderten Wohnungen (15 Prozent sozialem Wohnungsbau und 15 Prozent Wohnen aus dem Mittelstandsprogramm) sowie 15 Prozent gemeinschaftlichen Wohnens verbindlich vereinbart (der Städtebauliche Vertrag ist bisher nicht öffentlich).

Dass diese Quote von 30 Prozent gefördertem Wohnraum, bereits unterhalb des tatsächlichen Bedarfs liegt, zeigen neue Untersuchungen des Instituts Wohnen und Umwelt (IWU) im Auftrag der Stadt Frankfurt. Eine aktuelle Studie zeigt, dass bis zu 49 Prozent der Frankfurter auf Grund ihres individuellen Einkommens berechtigt sind, eine Sozialwohnung zu beziehen und – wenn die Einkommensgrenzen für geförderte Wohnungen aus dem Programm für Familien und Senioren hinzugezogen werden – 68 Prozent aller Frankfurter Haushalte berechtigt sind, in einer geförderten Wohnung zu leben.

Die bisherige Bebauung und Planungen auf dem Campus Bockenheim zeigen, dass selbst die Realisierung dieser 30-Prozent-Quote durch die bereits getätigten Grundstückverkäufe und die bisherigen Planungen auf dem Campus extrem gefährdet ist. Die städtische Planung geht von insgesamt 1.200 Wohneinheiten auf dem gesamten Campus Areal aus, das heißt, es soll Wohnraum für ca. 3.000 Personen entstehen. Was ist hier bisher geschehen? Die bisherige Wohnbebauung auf dem ehemaligen Campus-Areal Depot / Bockenheimer Warte: 200 frei finanzierte Wohnungen. Eigentumswohnungen. ABG Holding Gräfstraße: 240 Appartements im „Philosophicum”. Privat. Hochpreisige Single-Appartements.

Geplante Wohnungen auf dem Campus / Wettbewerbe absolviert Bockenheimer Landstraße, Senckenberganlage_Jügelstraße. Lang und Cie / ABG Bis zu 60 Wohneinheiten sind geplant. Bauherr: ABG. Keine Sozialwohnungen. Keine Angaben über geförderte Wohnungen aus dem Mittelstandsprogramm.

AfE-Areal. Entwurf von Cyrus Moser (Wettbewerbsieger). 140 Meter hoher Hotel- und Wohnturm, für hausInvest-Fonds der Commerz Real bestimmt.

In den Etagen 17 bis 40 entstehen bis zu 300 Apartments mit Panoramablick über Frankfurt, den Taunus und das Rhein-Main-Gebiet. Privat. Preise bisher unbekannt. Keine geförderten Wohnungen.

Wo sollen denn nun die Wohnungen entstehen?

Ursprünglich sollten an der Gräfstraße vor allen Dingen Wohnungen entstehen. Im mittleren Bereich des ehemaligen Campus stehen durch den Verkauf des Philosophicums und durch die bisher nicht geklärte Perspektive der Akademie der Arbeit (Grundstück gehört der Stadt, Akademie der Arbeit hat einen Erbpachtvertrag bis 2050) keine Flächen mehr für den Wohnungsbau zur Verfügung. Die Hörsäle und die Institute an der Gräfstraße und der Robert-Mayer-Straße werden ins Westend umziehen. Jetziger Zeitplan: Freizug durch die Goethe Universität 2021. Ursprünglich sollte das bereits 2014 bis 2016 erfolgt sein.

Für günstigen Wohnraum, Sozialen Wohnungsbau, das gemeinschaftliche Wohnen und Wohnungen aus dem Mittelstandsprogramm gibt es zur Zeit keinerlei realistische Perspektive. Rein rechnerisch in Wohneinheiten ausgedrückt und gemessen an der Gesamtzahl der 1200 Wohneinheiten, handelt es sich hier hierbei je 15 % um 180 Wohneinheiten. Für Sozialen Wohnungsbau, Mittelstandprogramm und das Kontingent für gemeinschaftliches Wohnen müssten zusammen 540 Wohnungen reserviert werden. 800 der insgesamt zur Verfügung stehenden 1200 Wohnungen sind aber bereits als teure Wohnungen fertiggestellt beziehungsweise entsprechend geplant. Sollen wir die Verknappung des Areals für geförderten Wohnraum durch Privatisierung irgendwann mal als Naturereignis präsentiert bekommen? Wo bleibt hier die Verantwortung der Stadt? Wir wollen wissen: wo genau und wieviele Wohnungen für Durchschnittliche Verdiener, sowie für Sozialwohnungen und Wohnungen aus dem Mittelstandsprogramm entstehen sollen und garantiert werden. Wir wollen wissen wo genau die Wohnungen für gemeinschaftliches Wohnen entstehen werden. Klarer würden die Tatsachen, wenn für den Wohnungsbau auf dem Campus ein Planungswettbewerb ausgelobt würde, um eine gute Lösung für das Quartier und seine jetzt noch mögliche Wohnbebauung herauszufinden.

Wir fordern Planung und Realisierung der zugesagten Wohnungen und verbindliche Zusagen für die Wohnprojekte auf dem Campus Bockenheim.

Initiative Zukunft Bockenheim // Stadtteilbüro Bockenheim Offenes Haus der Kulturen

Arbeitsgemeinschaft Westend (AGW)

Eine Stadt für Alle. Wem gehört die ABG?

Presseerklärung, 30. März 2017