Mietentscheid und Tipps

erstellt von Mietentscheid Frankfurt — zuletzt geändert 2020-04-12T19:46:07+02:00
Hinweise zur aktuellen Situation durch Corona

Liebe Unterstützer*innen des Mietentscheids,

ein aktives Mitglied von uns hat eine Übersicht für seine Nachbar*innen zusammen gestellt, was für Möglichkeiten bei ausfallendem Einkommen im Moment bestehen, damit akut die Miete während der Corona-Pandemie gezahlt werden kann. Die Informationen leiten wir euch mit dieser Mail weiter. Uns ist klar, dass das erst einmal individuelle Hilfen sind. Darüber hinaus machen wir uns natürlich weiter stark - erstens für die Umsetzung des Mietentscheids, denn besonders unsere Forderungen 2 und 3 zu Mietsenkungen in den Bestandswohnungen der ABG helfen jetzt akut. Und zweitens wollen wir natürlich auch darüber hinaus erreichen, dass jede und jeder eine bezahlbare Wohnung hat! Gerade obdachlose Menschen und Menschen in Sammelunterkünften sind besonders gesundheitsgefährdend.

Leitet diese Mail gerne an eure Mitglieder, Nachbar*innen, Freund*innen, Mitbewohner*innen und Genoss*innen weiter. Wenn ihr eure Geschichten teilen wollt (s.u.), schickt sie auch gerne an info@mietentscheid-frankfurt.de.

Viele Grüße

vom Bündnis Mietentscheid Frankfurt

 

Liebe Nachbarinnen und Nachbarn,

 

die Stadtverordnetenversammlung hat den Mietentscheid in der der letzten Woche abgelehnt. Wir haben darauf hin die Klage eingereicht und sind überzeugt, dass wir für die Mieterinnen und Mieter bei der ABG gewinnen können.

 

Durch die Corona Ausbreitung sind wir in einer sehr schwierigen Lage. Einige von ihnen/euch haben jetzt vielleicht große finanzielle Probleme. Viele Betriebe haben bereits Kurzarbeit angemeldet und die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bekommen dann nur noch 60% des letzten Nettolohns, mit Kindern ist es etwas mehr. Die Politiker haben die Firmen aufgefordert selbst etwas drauf zu legen, denn die Firmen haben bei Kurzarbeit keine Personalkosten mehr! Wenn aber eure Firma freiwillig nichts drauf legt, dann bekommt ihr nur 60%! Selbständige, die allein arbeiten, haben möglicherweise gar kein Einkommen mehr!

 

Was können sie/was könnt ihr in dieser Lage tun?


1.

Wenn ihr Kinder habt, dann solltet ihr den so genannten Kinderzuschlag beantragen! Der Kinderzuschlag beträgt maximal € 185,- pro Kind. Der Zuschlag wird aus dem Gesamteinkommen der Eltern und der Miete berechnet. DAmit ihr den Kinderzuschlag beantragen könnt, müsst ihr bei einem Erwachsenen allein € 600,- mindestens brutto verdienen und als Paar mindestens € 900,-.

Wegen Corona wird der Kinderzuschlag erhöht und neu ist auch, dass das Einkommen des Monats vor dem Antrag entscheidend ist. Das bedeutet, wenn ihr im März bereits Kurzarbeitergeld bekommend habt, dann wird dieses niedrigere Einkommen angesetzt und das bedeutet, dass erheblich mehr Familien/Alleinerziehende Kinderzuschlag bekommen! Der Kinderzuschlag wird leider erst ab Bewilligung gezahlt und ist immer für 6 Monate bewilligt. Die von euch, die bereits Kinderzuschlag bekommen, müssen so weit ich weiß keinen neuen Antrag stellen. Es wird wegen Corona einfach weiter bewilligt. Bitte gebt mir eine Rückmeldung , ob ihr einen solchen Bescheid bekommen habt. Der Antrag geht an die Familienkasse.

https://con.arbeitsagentur.de/prod/kiz/ui/start

https://www.kinderzuschlagrechner24.de/

Auf dieser Seite gibt es auch ein Erklärvideo und man kann den Antrag online stellen. Mit dem zweiten Link könnt ihr/können sie den Kinderzuschlag mit wenigen Eingaben automatisch ausrechnen lassen. Es ist aber auch immer noch möglich einen Antrag auszudrucken und per Brief zu schicken.

Helft Euch im Haus am besten gegenseitig und ezählt es weiter, denn viele sind jetzt in finanzieller Not.

 

2.

Vielleicht haben einige von ihnen/euch schon Wohngeld beantragt. Wenn nicht sollten sie/solltet ihr das jetzt unbedingt tun, denn bei 4 Personen(2 Erwachsene, zwei Kinder) die in der Wohnung leben kann man insgesamt bis zu € 2.160 Euro netto verdienen und kann immer noch Wohngeld bekommen! Das Kindergeld wird nicht angerechnet!

https://www.wohngeld.org/

Auf dieser Seite findet ihr alle wichtigen Informationen und auch einen Wohngeldrechner mit dem ihr euren individuellen Wohngeldanspruch ausrechnen könnt. Vielleicht gibt es in eurem Haus ja Nachbarinnen und Nachbarn, die damit schon Erfahrung haben. Wenn ihr selbst einen Antrag macht oder schon gemacht habt , wäre es toll , wenn ihr diese Kenntnisse im eurem Haus weiter gebt- helft euch gegenseitig!.

Ach ja, Wohngeld kann man nur beantragen, wenn man kein ALG II (Hartz 4) bekommt. Das Wohngeld wird für 12 Monate bewilligt und rückwirkend gezahlt, also ab dem Zeitpunkt des Antrags.

Hier gedht der Antrag an das Amt für Wohnungswesen.

3.

Wenn sie/ihr nichts oder nur wenig zu tun habt in der Kurzarbeit, dann ist es möglich etwas dazu zu verdienen. Im Gesundheitsbereich, in der Logistik oder in der Sicherheit und im Personenverkehr. Das sind die so genannten systemrelevanten Bereiche. Die Obergrenze ist der Nettolohn vor dem Kurzarbeitergeld. Wenn ihr z.B. vor dem Kurzarbeitergeld € 1500 netto verdient habt, dann beträgt das Kurzarbeitergeld € 900,- (60%), ihr könntet also € 600,- dazu verdienen. Wenn eure Firma doch z.B. 20% freiwillig drauf legt, dann bekommt ihr €900,-(60% + € 300,-(20%) also € 1200,-, jetzt könnt ihr nur € 300,- dazu verdienen ohne das es auf das Kurzarbeitergeld angerechnet wird.

 

4.

Wenn ihr selbständig seid, könnt ihr unter https://wirtschaft.hessen.de/wirtschaft/corona-info/soforthilfe/soforthilfe-fuer-selbststaendige-freiberufler-und-kleine-betriebe eine direkten Zuschuss beantragen.

 

Die Wohnsituation hat sich bei einigen von ihnen/euch in den letzten 10 Jahren sicher auch verschlechtert. Es gab viele Mieterhöhungen, es sind so weit ich weiß kaum Wohnungswechsel möglich, wenn jemand in eine kleine Wohnung ziehen möchte oder umgekehrt. Wenn sie wollen/ihr wollt, dann könnt ihr mir gerne etwas zu eurer Geschichte schreiben oder lasst eure Kinder schreiben. Das wird natürlich vertraulich behandelt. Je mehr wir als Aktivisten über eure Lebensumstände wissen, desto mehr können wir damit die Politiker unter Druck setzen.