Muss die Schirn eigenständig werden?

erstellt von Die Linke. im Römer — zuletzt geändert 2021-09-17T10:33:20+01:00
Ab Mitte des kommenden Jahres soll die Schirn nach Bekanntmachung der Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) „in ihrer strukturellen und inhaltlichen Eigenständigkeit gestärkt und mit einer eigenen Leitung versehen werden.“

„Der Vorstoß der Kulturdezernentin ist mehr als fragwürdig“, erklärt Michael Müller, kulturpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. im Römer. 

„Jahrelang führte Philipp Demandt Städel, Liebighaus und Schirn sehr erfolgreich als Direktor. Dabei gelang es doch stets, alle Häuser mit eigenem Profil und einer jeweils besonderen Außenwirkung darzustellen. Daher erschließt sich nicht, weshalb hier die Schirn in die "Eigenständigkeit" überführt werden sollte.  Allein durch die gute Arbeit aller in der Schirn gelang es, das Haus mit eigenem Profil und einer Akzentuierung als kulturellen Solitär mit bundesweiter Strahlkraft darzustellen“, so Müller weiter.

Der Kulturausschuss wurde in keiner Weise in die Überlegungen der Neuausrichtung der Schirn miteinbezogen. Stattdessen wird der Ausschuss vor vollendete Tatsachen gestellt.

„Diese Weichenstellung ist für den Frankfurter Haushalt mit einer enormen finanziellen Belastung verbunden. Denn das Haus mit eigener Leitung zu versehen, bedeutet, dass es weit mehr geben wird als nur eine neue Leitung. Hinzu kommt eine eigene administrative Ebene mit zusätzlichem Personal, die mit hohen Kosten verbunden ist. Es stellt sich die Frage der Verhältnismäßigkeit. Auf der einen Seite sind die Kulturschaffenden, die durch Corona derart gebeutelt sind, dass der Notfallfonds rasch ausgeschöpft war und die freie Kultur- und Theaterszene weiterhin dringend finanzieller Förderung bedarf. Auf der anderen Seite werden nun diese Mehrausgaben für administrative Umstrukturierung einer gut positionierten Kulturinstitution bereitwillig in Kauf genommen. Der Bedarf hierfür ist nicht akut gegeben, gerade weil dieser Betrieb vorbildlich geführt wurde und wird.

Muss dies jetzt sein, im Fahrwasser der Corona-Krise, wenn der Kämmerer von Haushaltsdisziplin redet und die Grünen gar eine Priorisierung im Haushalt vornehmen? Der erste Koalitionskrach ist damit vorprogrammiert.

Pressemitteilung 16.09.2021