Offener Brief der GrandparentsForFuture Frankfurt an die Römerfrakionen

erstellt von GrandparentsForFuture Frankfurt — zuletzt geändert 2020-10-27T13:00:43+01:00
Wir GrandparentsForFuture Frankfurt sind in großer Sorge um die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder angesichts der sich ständig verschärfenden Klimakrise.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Mit der Kommunalwahl im März nächsten Jahres steht in Frankfurt eine Wahl an, die in unserer schönen Stadt die klimapolitischen Weichen stellen wird für eine lebenswerte Zukunft für Menschen jeden Alters – oder eben nicht!

Die Klimakrise hat die Welt bereits verändert. Schmelzende Gletscher, aussterbende Arten, brennende Wälder, Dürren, Überschwemmungen und die Zunahme von Extremwetterlagen – tagtäglich werden wir mit diesen sich oftmals verstärkenden Entwicklungen konfrontiert.

Auch hier in Frankfurt spüren wir die Klimakrise sehr deutlich: Der traurige Zustand des Stadtwaldes mit seinen vielen abgestorbenen und kranken Bäumen, die vielen geschädigten Bäume im Stadtgebiet machen uns und viele Frankfurter*innen sehr betroffen. Besonders der Sommer 2018 – der trockenste Sommer seitdem das Wetter aufgezeichnet wird – ist uns allen noch in gruseliger Erinnerung: 24 heiße Tage – im Vergleich zu den Jahren 1971 bis 2000 mit durchschnittlich 5,6 heißen Tagen. Hitzeperioden werden noch zunehmen und führen nicht nur zu Umweltschäden, sondern bei vielen Menschen, vor allem älteren und sehr jungen, zu massiven gesundheitlichen Problemen. (Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie https://www.hlnug.de )

Frankfurt ist von den Veränderungen deutschlandweit besonders betroffen: „2018 wurde im Frankfurter Westend mit 12,9 Grad die bundesweit höchste Jahresmitteltemperatur dokumentiert.... Die heißen und trockenen Sommer 2018 und 2019 haben unserer Stadt den Titel der deutschen Hitzehauptstadt beschert. Der Klimawandel ist -zweifelsohne- in der Mainmetropole angekommen... Wetterbedingte Extremsituationen werden auch in Frankfurt immer häufiger. Dazu gehören neben extremer Trockenheit auch Starkregen und Hochwasser.“ (Broschüre „Klimawandel und Gesundheit“ der Stadt Frankfurt)

Das Klima hat sich verändert und wird sich weiter verändern, global und regional – da sind sich die Fachleute einig; wie stark, das hängt von den Treibhausgas-Emissionen der nächsten Jahre ab.

Und von Ihrem Handeln! Parteien, die hier keine klugen Antworten geben können, sind für uns und viele andere Menschen nicht mehr wählbar. Was Sie zur Einhaltung des 1,5 Grad Ziels von Paris planen, wird das Unterscheidungsmerkmal der Wahlprogramme sein!

Wir fordern Sie deshalb auf: Bekennen Sie sich zum 1,5 Grad Klimaziel des Pariser Klimaabkommens und den dazu erforderlichen Schritten! Entwickeln Sie ein Wahlprogramm, mit dem das 1,5 Grad Ziel eingehalten werden kann – unter Benennung konkreter Maßnahmen für Frankfurt.

Dazu ist es unabdingbar notwendig, dass Frankfurt bis 2030 klimaneutral wird!!!!!! (Hintergrundinfos dazu: Sonderbericht des Weltklimarates über 1,5°C globale Erwärmung: https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/klimawandel/weltklimarat-ipcc/sonderbericht-des-weltklimarates- ueber-15degc ;

Wir fordern Sie auf, für jedes Jahr feste CO 2-Reduktionsziele anzugeben, und mit welchen Maßnahmen Sie diese Reduktionsziele erreichen wollen und -ganz wichtig – dass die Einhaltung jährlich überprüft wird.

Jede einzelne kleine oder große kommunalpolitische Entscheidung muss sich an diesen Zielen messen lassen – Bekämpfung der Klimakrise, Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit müssen absolute Priorität in Ihrem Handeln haben!

Wir Frankfurter*innen jeglichen Alters wünschen uns effektiven Klimaschutz und den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen durch politische Entscheidungsträger*innen vor Ort, die sich dieser Verantwortung konsequent und mutig stellen!

Wir können hier natürlich nicht alles auflisten, was in Ihrer nächsten Amtszeit zu tun ist – aber im Folgenden einige konkrete Forderungen, die uns besonders am Herzen liegen: Wir erwarten von Ihnen umgehend

  • ein mutiges Mobilitätskonzept: den großzügigen und schnellen Ausbau von sicheren Radwegen; mehr Fahrradabstellplätze; abschließbare Fahrradhäuschen nach Hamburger Vorbild (https://de.wikipedia.org/wiki/Hamburger_Fahrradhäuschen); Anlegen von beschatteten Fußwegen mit Parkbänken, die Lust auf das Laufen in der Stadt machen; in der Innenstadt eine massive Reduzierung – bis auf dringend notwendiges – des Autoverkehrs und Umwandlung der meisten Parkplätze in kleine grüne Oasen; kostenlose RMV-Tarife mit verlässlicher häufiger Taktung…
  • ein schnelles Abschaffen der fossilen Energie in allen städtischen Zuständigkeiten und gezielten Einfluss diesbezüglich auf die Industrieanlagen im Stadtgebiet; konsequentes Umstellen auf nachhaltige Energien; Klimaneutralität in städtischen Gebäuden; Förderung der Energieeffizienz von Wohnhäusern und von Mietwohnungen (ohne Belastung bzw. Vertreibung der Mieter); bei Neubauten und Sanierungen von Gebäuden Solarzellen oder kleine Windkraftanlagen aufs Dach verpflichtend machen; Unternehmen belohnen, z.B. durch Senkung der Gewerbesteuer, die Homeoffice stark fördern und auf klimaneutrales Wirtschaften umstellen; Nutzen von gewerblicher Abwärme, z.B. der Rechenzentren, zum Heizen von Wohnhäusern…
  • eine umfassende kreative Begrünung der Stadt: Bepflanzung von Fassaden und Dächern stärker fördern; unterstützen von Urban Gardening; Öffnen von versiegelten Flächen; Pflanzen von Sträuchern und Anlegen von Blumenwiesen in der Stadt; unterstützen von grünen Quartieren; ideelle und finanzielle Förderung des Engagements von Menschen in den Stadtteilen, die ihr Umfeld grüner und naturnah gestalten; Erhalt von lebensfördernden gewachsenen grünen Bereichen wie der „Grünen Lunge“…

Darüber hinaus unterstützen wir die klugen und zielgerichteten kommunalpolitischen Forderungen der FridaysForFuture Frankfurt! https://www.fridaysforfutureffm.de/unsere-forderungen/

Die Zukunft unserer Kinder und Enkel liegt in Ihren Händen. Wir Wähler*innen werden unsere Wahlentscheidung maßgeblich daran ausrichten, welche Partei die existenzbedrohende Dimension der Klimakrise und die Irreversibilität ihrer Folgen tatsächlich als wissenschaftliche Tatsache anerkennt und effektive nachhaltige und sozial gerechte Antworten darauf findet.

Seien Sie gewiss: wir werden genau prüfen, ob und inwieweit das Wahlprogramm Ihrer Partei diesen Ansprüchen genügt.

Denn Politik ist bei weitem nicht nur das, was möglich ist, sondern auch das, was sie möglich zu machen vermag – und dabei gab es wohl noch nie so viel zu gewinnen wie bei dieser Wahl!

Mit hoffnungsvollen Grüßen

Marianne Kahm, Dagmar Nader, Roswitha Grosse-Wiesmann
GrandparentsForFuture Frankfurt Grandparentsforfuture.ffm@gmx.de

Mit Unterstützung von

People4Future Frankfurt
FridaysForFuture Frankfurt
Christans4Future Frankfurt

26. Oktober 2020