Solaranlage in Cuba angekommen

erstellt von Netzwerk InterRed Cooperación e.V. — zuletzt geändert 2022-04-05T17:45:08+02:00
Am Freitag, dem 1. April ist unser Container im Hafen Mariell, Cuba angekommen. Mitte April beginnt die Montage der rund 500 m² Solarpanele und die anschließende Installation der Wechselrichter und Anschlüsse. Die feierliche Inbetriebnahme ist für den 29.04. geplant.

Zur Eröffnung reisen zwei Mitglieder von InterRed e. V. (natürlich auf eigene Kosten) nach Havanna und wir würden gerne dabei das nächste 50 kwp Modul übergeben. Unser aktueller Spendenstand beträgt: 114.309,73 €.

Leider hat uns eine außerordentliche Zollkontrolle unseres Containers (siehe Sachstandsbericht unten) und die verpasste Schiffspassage rund 2.500 € Mehrkosten verursacht.
Uns fehlen jetzt noch 4.000 € für das nächste Modul und die besagten 2.500 €.
Bis 21.04. brauchen wir noch dringend 6.500 €.

Es fällt uns schwer, diese Mail zu schreiben, das Entsetzen über den Ukrainekrieg hat uns alle gepackt. Trotzdem wollen und müssen wir unser Projekt weiterführen. Es hat viel Hoffnung bei unseren cubanischen Partnern geweckt, der erzeugte Solarstrom wird dringend benötigt.

Sachstandsbericht zum 15.03.2022:

Liebe Freund:innen, liebe Kuba-Interessierte, liebe Internationalisten,
die erste Solar-Energie-Anlage, die wir als Kuba-Solidaritäts-Initiative InterRed nach Havanna schicken, ist jetzt endlich per Schiff über den Atlantik unterwegs. Es ist die erste Ausbaustufe, der in Zukunft weitere Module für die Erzeugung von Sonnenenergie auf den Dächern des medizintechnologischen Instituts CIM folgen sollen. Die vor ein paar Tagen losgeschickte Anlage mit einer Leistung von 100 kWp (Kilowatt Peak) wird auf Kuba jährlich rund 150.000 Kilowattstunden pro Jahr erzeugen. Strom, der zuverlässig ohne Abschaltungen produziert wird und für den keine fossilen Brennstoffe verfeuert werden müssen.

Von der nächsten Ausbaustufe mit weiteren 50 kWp trennen uns jetzt nur noch fehlende Spenden in Höhe von rund 7.000 Euro. In die vor knapp zwei Wochen losgeschickte Anlage sind inklusive Steuerungstechnik und Aufbauhilfe rund 86.000 Euro geflossen. Die Maschinerie für die nächsten 50 kWp wird billiger, weil ein Teil der Infrastruktur jetzt schon installiert wird. Also: Spendet, damit die Aufstockung um 50 Prozent auf eine Jahresleistung von 225.000 Kilowattstunden noch dieses Frühjahr stattfinden kann! Ein Euro für Solarenergie für Kuba hat die doppelte Wirkung von Klimaschutzinvestitionen in Deutschland: Erstens kommt in Havanna mehr Sonnenenergie auf den Kollektoren an und zweitens ersetzt sie dort deutlich schlechtere Altanlagen mit fossilen Brennstoffen.

Hier folgen jetzt erstmal ein paar Infos zum konkreten Stand des Spenden-Projekts. Am Ende dieser Mail dann ein Überblick, was InterRed ist.

Die 100- kWp-Anlage als erster Teil des Soli-Projekts wurde vom Unternehmen Aschoff Solar aus Mittelfranken produziert. Die Teile, die genau einen 40-Fuß-Container füllen, wurden bei unserem Logistikdienstleister in Bremen gesammelt. Sie sollten am 21. oder 22. Februar in den Container geladen und zu einem Schiff in Hamburg transportiert werden. Doch dann schlugen erst einmal die Kuba-Blockade der USA und die Bündnistreue des deutschen Staats zu. Direkt vor der geplanten Verladung kam der deutsche Zoll zu einer Kontrolle – offenbar um zu überprüfen, ob die US-Embargorichtlinien eingehalten werden. „Zufällig“ dauerte die Kontrolle so lange, dass das ursprünglich gebuchte Schiff nicht mehr zu erreichen war. Unser Logistiker hat den Container dann auf ein anderes Schiff umgebucht, so dass die Verzögerung der Lieferung nur knapp 14 Tage beträgt. Allerdings hat uns die USA-Freundlichkeit des Zolls Mehrkosten von rund 2.200 Euro beschert. Laut Fahrplan und mit einmal Umladen in Mexiko wird der Container mit der Solar-Anlage Ende März im kubanischen Hafen Mariel ankommen.

Für den Aufbau und Anschluss der Anlage durch kubanische Handwerker und zwei Spezialisten von Aschoff werden zwei Wochen veranschlagt. Wenn alles glatt läuft, sollten die Solar-Panele also ab Ende April oder Anfang Mai Strom liefern.

Kurz vor dem ursprünglich geplanten Verladetermin hatten wir am 21.2. vor Ort in Bremen eine Öffentlichkeitsaktion, die gut lief, obwohl sie nur in einer Lagerhalle (dort vor den Anlageteilen) stattfand. Die Lokalzeitung Weser Kurier und Radio Bremen waren vor Ort, um über das Projekt zu berichten. Sowohl Lothar Reininger und Hilmi Tozan von InterRed wie auch Vertreter:innen der Initiative „Bremen-Cuba: Solidarität konkret“ und des Bremer Friedensforums waren mit Solidaritätstransparenten vertreten. Wir mit dem berühmten Che-Guevara-Zitat „Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker“. Die beiden Bremer Organisationen gehören zu den Unterstützern des Solar-Projekts. Lothar unterstrich auch ihnen gegenüber, dass wir jetzt eine bundesweite Kampagne für die nächste Ausbaustufe der Anlage starten.

Wir als InterRed wollen Initiativen und potenzielle Spender ansprechen, um sehr schnell die fehlenden Spendengelder aufzutreiben und dabei gleichzeitig für Solidarität mit Kuba sowie seinem sozialen Gesellschaftsmodell werben.

Auf dem Spendenkonto sieht es derzeit so aus: Die jetzt über den Atlantik transportierte 100-kWp-Anlage kostet uns inklusive Aufbau und dem vom Zoll verursachten Transportaufpreis rund 86.000 Euro. Wir haben Stand heute aber bereits 113.000 Euro für das Alternativ-Energie-Projekt eingesammelt, also bereits 27.000 Euro für den nächsten Schritt. Die geplante Vergrößerung der Solar-Anlage um 50 Prozent wird etwa 34.000 Euro kosten – so berechnet sich der dringende Bedarf nach weiteren 7.000 Euro Spenden.

Wie viele von euch bereits wissen, wird die Solar-Energie-Anlage auf Dächern des „Zentrums für Molekulare Immunologie“ (Centro de Inmunologia Molecular, CIM) im Westen Havannas errichtet und unterstützt damit auch die medizinische Versorgung der Kubaner. Das CIM ist Forschungszentrum und Produktionsbetrieb in einem, so dass die Sonnenenergie eine Arzneimittel-Herstellung ohne Unterbrechungen durch Stromausfall sichert. Auf den ausgedehnten Dachflächen des Centro ist Platz für eine 10-mal so große Anlage.

Das CIM spielt neben zwei anderen Instituten eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der kubanischen Anti-Corona-Impfstoffe Soberana-02 sowie Soberana Plus und damit bei der Bekämpfung der weltweiten Pandemie sowohl auf der Karibikinsel wie in anderen Dritte-Welt-Ländern, die Kuba mit den Covid-Impfstoffen versorgt. Auf Kuba sind dank der selbst entwickelten Vakzine bereits 87 Prozent der Einwohner mehrfach geimpft – ein Rekordwert für ein Land der Dritten Welt. Die kubanischen Impfstoffe basieren auf erprobten Vakzinen, die sich im Einsatz gegen andere Krankheiten wie etwa Tetanus und Hepatitis bewährt haben. Das CIM hat bei der nötigen Anpassung dieser Wirkstoffe die Technik für die schnelle Herstellung spezieller rekombinanter Proteine beigetragen.

Das Immunologie-Zentrum entwickelt und produziert vor allem andere Medikamente. Dazu zählen mehrere Arzneimittel für Immuntherapien gegen Krebs, aber unter anderem auch Pharmazeutika gegen Autoimmunerkrankungen sowie gegen Anämie als Folge von HIV. Mit CIM-Produkten werden Patienten auf Kuba sowie in über 30 weiteren Ländern behandelt. Das CIM ist organisatorisch Teil von BioCubaFarma, das rund 30 staatliche Unternehmen der kubanischen Biotechnologie und Arzneimittel-Produktion zusammenfasst.

Kuba hat ein hochentwickeltes Gesundheitswesen. Dort kommt laut WHO ein Arzt auf 120 Einwohner, während die Quote in Deutschland nur bei 1 zu 220 liegt. Die gute Gesundheitsfürsorge wird unter anderem daran sichtbar, dass die Säuglingssterblichkeit laut WHO nur halb so hoch ist wie in den USA. Um die elf Millionen Kubaner kümmern sich Familienärzte und Krankenpfleger in allen Stadtteilen sowie mehr als 11.000 Arztpraxen und 450 Polikliniken. Das Gesundheitswesen wird allerdings ebenso wie andere Bereiche der kubanischen Gesellschaft hart von der seit Anfang der 60er Jahre ausgeübten Wirtschaftsblockade der USA getroffen. Diese Blockade wurde in den vergangenen Jahren von den Regierungen Trump und Biden noch weiter verschärft. Sie trifft zunehmend auch europäische Unternehmen, die deshalb keine medizinischen Produkte und auch keine Ausgangsprodukte für die Impfstoffproduktion nach Kuba mehr verkaufen.

Wir, also die Initiative Netzwerk InterRed Cooperación e.V. aus Frankfurt am Main, unterstützen Kuba in diesem Jahr seit genau 30 Jahren beim verstärkten Einsatz von erneuerbaren Energien. Im ersten Schritt finanzierten wir Anfang der 90er Jahren Material für den Betrieb vorhandener kleiner Wasserkraftwerke, die angesichts der US-amerikanischen Blockade und dem dadurch ausgelösten Ersatzteilmangel vorher vom Netz genommen werden mussten.

Danach förderte InterRed Biogas-Projekte auf Kuba – sowohl kleine Anlagen für Privathäuser als auch größere Anlagen etwa für eine Schulkantine. Außerdem unterstützten wir eine große Rollstuhl-Werkstatt des Behinderten-Selbsthilfeverbands ACLIFIM in Havanna sowie ein Krankenhaus durch Sachspenden in Form von mehreren hundert gebrauchten Rollstühlen, Ersatzteilen, Klinkbetten und anderen Reha-Hilfsmitteln für gehandicapte Menschen.

Seit 1992 handelt InterRed als spendenfinanzierte Organisation nach dem Motto: „Wir wollen Kuba helfen, seinen eigenen Entwicklungsweg zu einer solidarischen Gesellschaft zu gehen, den Umweltschutz zu verbessern und die Folgen der US-Blockade und des ungerechten Welthandels zu bewältigen.“

Spendenkonto:
Netzwerk InterRed Cooperación e.V., Bank für Sozialwirtschaft, IBAN: DE50 5502 0500 0007 6002 00, BIC: BFSWDE33MNZ

Informationen: www.InterRed-org.de, Mail: info@InterRed-org.de

Pressemitteilung 5.4.2022