Türkische Invasion in Irakisch-Kurdistan

Schreiben von NCK Kurdisches Gesellschaftszentrum Frankfurt an die hiesigen Medien zur aktiven Thematisierung zur neuen Invasion der türkischen Armee in Irakisch-Kurdistan

Sehr geehrte Pressemitarbeiter*innen,

im Rahmen der aktuellen Geschehnisse innerhalb der Türkei und vor allem der Invasion der türkischen Invasion im Norden Iraks haben wir seit Beginn der militärischen Angriffe am 17. April 2022 auf die kurdische Zivilbevölkerung die große Sorge, dass im Zuge der diplomatischen Verhandlungen die wirtschaftlichen Interessen zwischen Türkei und den Weltmächten derart fokussiert werden, dass Menschenleben vor Ort in keinster Weise eine beachtet werden.

Wie ist es zu erklären, dass die internationale Staatengemeinschaft die seit Tagen ununterbrochenen Angriffe des türkischen Militärs auf Südkurdistan (Nordirak) auch unter dem Einsatz von Chemiewaffen billigt?
Wie ist es möglich, dass, während die
Angriffe des russischen Militärs auf Ukraine in Details bekannt gemacht werden und der Weltpresse geboten werden, jedoch die Angriffe des türkischen Militärs auf die Zivilbevölkerung eines Nachbarlandes weder benannt noch kritisiert werden?

Seit der Nacht vom 17. auf den 18. April 2022 greift das türkische Militär auf Befehl des AKP-Regimes die Gebiete Zap, Metina und Avaşîn in Südkurdistan (Nordirak) an. Die irakische Regierung hat diesen Völkerrechtsbruch aufs schärfste kritisiert, ist jedoch nicht willens, die kurdische Bevölkerung zu schützen.

Vor Beginn dieser Militäroffensive hat das türkische Regime über drei Tage lang die Zielgebiete breitflächig bombardiert. Nach dem Startschuss zur militärischen Operation unter dem Namen „Claw Lock“ kamen Kampfhubschrauber, Kriegsflugzeuge, Kampfdrohnen und chemische Waffen zum Einsatz. Zudem wird das Gebiet von den türkischen Grenzmilitärstationen aus mit Raketen beschossen. Zeitgleich wurden zu Beginn der Operation an mehreren Punkten türkische Soldaten aus Kampfhubschraubern abgesetzt.

Wie viele Menschen müssen sterben, damit Europa einen Blick, eine Zeile, ein Wort gegen diese völkerrechtwidrigen Angriffe wagt.

In Anbetracht dieser Situation, ist uns ein Austausch mit Personen wichtig, welche ein ernsthaftes Interesse an den Geschehnissen, ein ernsthaftes Interesse an der Menschlichkeit haben.

Daher ist es unser Wunsch, mit Ihnen ein persönliches Gespräch führen zu können. Es ist unser Wunsch, dass  die Berichterstattung der deutschen Presse diese militärischen Angriffe zum Thema nimmt und nicht bloß den Wortlaut der türkischen Regierung wiedergibt, sondern entsprechend recherchiert, analysiert und publiziert.

Die Presse ist das Sprachrohr der Aufklärung. Daher ist es für uns sehr wichtig, dass Sie als wichtiger Vertreter / wichtige Vertreterin der deutschen Presse der kurdischen Bevölkerung eine Stimme geben.

Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie uns diesbezüglich zwei mögliche Termine gemäß Ihrem Termin- und Zeitplan nennen könnten. Sehr gerne würden wir uns mit Ihnen hierüber austauschen.

In der Erwartung auf Ihre Rückmeldung verbleibe ich
mit freundlichen Grüßen
Haci Hacioglu
Kurdisches Gesellschaftszentrum Frankfurt e.V.

Unterstützende:
Amara Kurdischer Frauenrat Frankfurt e.V., Sara Kurdischer Frauenrat Offenbach, Demokratisches Kurdisches Gesellschaftszentrum Offenbach e.V., Roza Kurdischer Frauenrat Darmstadt, Demokratisches Gesellschaftszentrum Hanau e.V., Viyan Kurdischer Frauenrat Mainz, Demokratisches Gesellschaftszentrum Gießen e.V., Demokratisches Gesellschaftszentrum Limburg, Kurdischer Frauenrat Ronahî-Bêrîvan Mannheim, Zentrum der kurdischen Gesellschaft Siegen e.V., Kurdisch-Demokratisches Gesellschaftszentrum Rüsselsheim e.V., Demokratisches Gesellschaftszentrum Mainz e.V., Kurdisches Gesellschaftszentrum Aschaffenburg e.V., Kurdische Gemeinde Bergstraße e.V., Demokratische Gesellschaft der Kurden in Darmstadt e.V., Kurdisches Gemeinschaftszentrum Mannheim e.V., Demokratische Gesellschaft der Kurden in Saarbrücken e.V.

Frankfurt, 11.05.2022