Vorsicht Wasserplaner! NaturFreunde gegen das neue Trinkwasserkonzept der Stadt Frankfurt

Vorsicht Wasserplaner! NaturFreunde gegen das neue Trinkwasserkonzept der Stadt Frankfurt

by NaturFreunde Hessen veröffentlicht 17.03.2022

Der Landesverband Hessen der NaturFreunde und die betroffenen Ortsgruppen Bad Vilbel, Frankfurt, Marburg und Vogelsberg warnen dringend vor der Umsetzung des neuen Frankfurter Wasserkonzepts.

Moderne Vorstellungen einer klugen ganzheitlichen regionalen Entwicklung von „Darmstadt bis Marburg“, die Bevölkerungswachstum nicht als Megaziel vorgibt, Erhalt / Regenerierung von Naturräumen und schließlich auch Trink- und Brauchwasserversorgung einschließt, haben darin keinen Platz. Wird dieses Konzept umgesetzt, d.h. geht die Metropole so rücksichtslos voran wie skizziert, droht die Gefahr, dass die guten zukunftsweisenden Ideen des hessischen Leitbilds für ein integriertes Wasserressourcenmanagement Rhein - Main“ zu Grabe getragen werden, bevor sie ihre dringend notwendige Wirkung entfalten können.

Nach jahrzehntelanger Aufforderung hat es die Stadt Frankfurt geschafft, ein Wasserkonzept zu erarbeiten. In einer Presseveröffentlichung erklärten am 14. Februar 2022 die grüne Umweltdezernentin Rosemarie Heilig und FDP – Wirtschaftsdezernentin Stephanie Wüst die schlechten Nachrichten dazu gleich zu Anfang:

1. Die Landesteile hessisches Ried, Vogelsberg und Burgwald (bei Marburg) - sogenannte Fernwassergebiete - sollen nicht damit rechnen, dass in ihren Regionen die Grundwasserpumpen zurückgefahren werden können.

2. Die Verlegung von Brauchwasserleitungen in jedem Gebäude des Stadtgebiets wird nicht zwingend vorgeschrieben werden.

Wie mittlerweile in der Fachwelt unbestritten, wären diese beiden Maßnahmen der Königsweg zu einer nachhaltigen hessischen Trinkwasserbewirtschaftung, die den ausgetrockneten hessischen Naturräumen die dringend notwendige Regeneration ermöglichen würde.

Der Klimawandel habe dazu geführt, so A. Kehl vom Frankfurter Umweltamt bei dem Pressetermin, dass sich die Metropole auf einen „steinigen Weg“ mache und nun um jeden Tropfen Trinkwasser kämpfen werde. Was bei dem Pressetermin in überzogener „Blut, Schweiß und Tränen “ – Dramaturgie inszeniert wurde, ist nichts anderes als das Eingeständnis, dass die unkontrollierbaren Kartelle aus den Rhein- Main- Wasserversorgungsnetzwerken ans Ende ihres bisherigen Geschäftsmodells gestoßen sind: Ungebremst Trinkwasser verkaufen und bei Engpässen die Fernwasserröhren weiter aufdrehen oder nach dem moorigen mittelhessischen Burgwald bei Marburg ein nächstes Naturschutzgebiet anzapfen - das scheint jetzt erst mal nicht mehr zu gehen.

Stattdessen sollen Dinge passieren, die bislang seitens der Frankfurter Verantwortlichen gegenüber der kritischen Öffentlichkeit stets als undurchführbar abgetan wurden. Erhöhter Einsatz von Brauchwasser, Grundwasseranreicherung mit Mainwasser und Zisternenbau zum Regenwasserspeichern, das sind die guten Nachrichten für's Gefühl am Schluss der Vorstellung der beiden Dezernentinnen.

Diese Anstrengungen sollen allerdings nur unternommen werden, um das Bevölkerungswachstum der Metropole abzusichern. Der Fernwasseranteil von rund 75% am Gesamtverbrauch soll nicht sinken – die erwarteten Einsparungen sind nur für die potentiellen Neubürger:innen geplant, womit die Interessen der Provinz und ihrer ökologisch dramatisch bedrohten Naturräume unberücksichtigt bleiben. Im Gegenteil: Erhöht sich wie zu erwarten der Frankfurter Trinkwassergesamtverbrauch massiv, droht die Gefahr, dass die Naturräume Ried, Vogelsberg und Burgwald umso schneller veröden.

Herr Kehl vom Umweltamt behauptet, die Stadt handele in Abstimmung mit dem hessischen Leitbildprozess für ein „Integriertes Wasserressourcenmanagement Rhein – Main“ und „gehe beherzt voran“. Angesichts der oben skizzierten Folgen des neuen Wasserkonzepts klingen diese Worte wie Hohn: Nicht Hessen wird profitieren, sondern ausschließlich die Metropole.

Pressemitteilung 17.3.2022