Wie geht es weiter im Berger Kino?

by Kollektiv Berger Kino veröffentlicht 01.06.2024

Liebe Kinoliebhaber*innen, die Frage, wie es mit dem besetzten Berger Kino weiter gehen soll, beschäftigt uns und viele unserer Besucher*innen. Natürlich war es für uns ein dauerhaftes Thema – so ganz neben der täglichen Programmgestaltung, den vielen Reparaturen und kleineren Frickeleien.

Eine eigene Arbeitsgruppe hat in den letzten Wochen, im Gespräch mit dem Rest des Kollektivs und den Stimmen von Anwohner*innen, an einer langfristigen Perspektive gearbeitet, die für alle Beteiligten wünschenswert ist. Dabei wurden viele unterschiedliche inhaltliche Konzepte entwickelt, veröffentlicht und diskutiert. Es war stehts klar, dass das Berger Kino als ein kultureller partizipativer Raum für die Öffentlichkeit bestehen bleiben muss. Ferner stellten wir von Anfang an fest, dass es selbstverwaltete Orte der Kultur braucht, die ohne ökonomische Zwänge existieren können und einen Raum bieten für avantgardistische, revolutionäre, queere und auch schräge Filme. In den letzten Verhandlungen mit den Eigentümern Steib haben wir gemeinsam mit unseren Partner*innen ein inhaltliches und finanzielles Konzept vorgelegt, das wir zum 27. Mai nochmals überarbeitet haben.

Wir glauben, dass wir mit diesem Konzept einen guten Entwurf für die Zukunft des Berger Kinos vorgelegt haben und freuen uns, dass die Gespräche mit unseren Partner*innen und den Eigentümern, uns einer für alle Seiten guten Lösung nahe gebracht haben. Wir wissen, dass es wohl weitere Angebote für das Berger Kino gibt. Leider ist keiner der Interessenten an uns herangetreten und hat das Gespräch gesucht. Das finden wir sehr schade und wollen mit diesem Schritt an die Öffentlichkeit nun einen offenen Austausch über die Zukunft des Berger Kinos starten. Wir fordern daher alle anderen Interessenten auf, ihre Konzepte auch vorzustellen um gemeinsam mit uns und den Bewohner*innen der Stadt über die Zukunft des Berger Kinos zu diskutieren. Diesen Diskussionsprozess wollen wir weiter kritisch begleiten und haben deshalb als offenes Kollektiv beschlossen, das Kino solange besetzt zu halten, bis eine Entscheidung für die zukünftige Nutzung getroffen wurde. In diesem Zusammenhang veröffentlichen wir hiermit das gemeinsame Konzept von uns zusammen mit unseren Kooperationspartner*innen, sodass sich alle ein Bild davon machen können.

Seit Beginn der Besetzung des Berger Kinos am 9. März 2024 haben wir stets offene und basisdemokratische Strukturen etabliert, die allen Interessent*innen die Möglichkeit boten, mit uns in Kontakt zu kommen und an unserem Projekt mitzuwirken. Dieses Angebot wurde unter anderem von unseren jetzigen Partner*innen genutzt, die auf uns zukamen und uns eine langfristige Zusammenarbeit angeboten haben. Nicht genutzt wurde dieses Angebot von all jenen bisher unbekannten Investor*innen, die das Licht der Öffentlichkeit scheuen und hinter verschlossenen Türen über ein besetztes und selbstorganisiertes Projekt der Nachbarschaft verhandeln. Noch immer steht unser Angebot, noch immer finden offene Treffen statt, doch solange wir nichts von unseren "Konkurrent*innen" hören, müssen wir davon ausgehen, dass es ihnen nicht um eine vielfältige Filmkultur von unten geht, sondern um Kommerz und einen weiteren Ort des Konsums. Für uns ist klar, dass wir weiterhin versuchen werden, das Kino in eine legalisierte Form zu bringen. Ebenso klar ist, dass wir nicht als hauptverantwortliche Betreiber*innen in einer zukünftigen Rechtsform auftreten werden. Wir sind Besetzer*innen und unsere Organisationsform ist radikal basisdemokratisch, manchmal klandestin, manchmal offen. Sie braucht keinen Rechtskörper. Daher wenden wir uns jenen zu, deren langfristige Zusicherung wir erhalten haben, weiterhin selbstorganisiertes und partizipatives Kino im Berger machen zu können. Wir haben in den letzten Wochen gezeigt, dass es möglich und dringend notwendig ist. Die über 3.000 händischen Unterschriften, die wir in dieser kurzen Zeit gesammelt haben, zeugen davon. Die lange Liste an Filmen und Events, die in dieser Zeit stattgefunden haben, ebenfalls.

Wir stellen unsere Partner*innen hiermit kurz vor:

Grandfilm GmbH: Grandfilm ist ein Filmverleih und Produktion mit Sitz in Frankfurt und Nürnberg mit einem hochwertigen Arthouse Programm. Grandfilm waren bereits vor der Besetzung des Berger Kinos mit den Gebrüdern Steib im Gespräch und haben sich als zukünfitige Betreiber*innen angeboten. Sie haben uns als Kollektiv zugesichert, ein festes Kontingent an Spieltagen im Jahr (respektive 2 Tage/Woche) mit selbstverwaltetem partizipativem Kino zu ermöglichen. https://grandfilm.de/

Mal Seh'n Kino: Das Mal Seh'n Kino ist wohl allen Filmbegeisterten aus Frankfurt ein Begriff. Als nächstgelegenes Kino zum Berger hat das Mal Seh'n ein besonderes Interesse daran, eine Lösung zu finden, in der wir nicht als direkte Konkurrenten agieren. Zudem hat das Mal Seh'n schon lange Bedarf nach einem größeren Saal und würde das Berger gerne gelegentlich als Außenstelle für ihre Filmvorführungen nutzen. Wir sind sehr froh mit dem Mal Seh'n als Partnerinstitution zusammenzuarbeiten, um von ihrer langjährigen Expertise und Reputation im Kinobetrieb zu profitieren.
https://malsehnkino.de/

Lichtspiel - Netzwerk kulturelle Filmbildung e. V.: Lichtspiel e. V. ist ein neugegründeter, überregionaler Verein mit Sitz in Frankfurt, in dem sich Institutionen und Initiativen, die die Filmkultur in Deutschland (und anderswo) gestalten, zusammengefunden haben. Insbesondere die Idee, ein hochwertiges Programm für Kinder und Jugendliche zu organisieren sowie Filmbildungs-Workshops anzubieten, macht Lichtspiel e. V. zu einem spannenden Partner in unserer zukünftigen Vision des Berger Kinos. Das Netzwerk sorgt außerdem jetzt schon dafür, dass das Kollektiv Anschluss an ähnliche Bewegungen weltweit erhält und sich durch den Erfahrungsaustausch weiterentwickeln kann. Lichtspiel möchte Kinos stärken und als soziokulturelle Orte, an dem kulturelle Teilhabe und ästhetischen Erfahrungen für alle möglich sind, neu denken. https://lichtspiel-netzwerk.de/

Pressemitteilung 31.5.2024