Willkommen zum 27. Festival Cuba im Film 2023
Die Lage auf der karibischen Insel gestaltet sich aktuell mehr als schwierig. Einerseits gehört Cuba zu den Ländern, die die Pandemie am Besten in den Griff bekommen haben, und das mit eigenen hochwirksamen Impfstoffen, die auch in mehrere Länder exportiert werden. Andererseits gibt es Vorwürfe an die Weltgesundheitsorganisation WHO die Anerkennung der kubanischen Impfstoffe in nicht transparenter Weise künstlich zu verzögern, so dass sich die Exportchancen nicht wie erhofft noch weiter verbesserten. Auch führte die Konzentration aller verfügbaren Ressourcen auf die Pandemiebekämpfung das Gesundheitswesen an den Rand des Kollapses. Ferner haben der virusbedingte völlige Zusammenbruch des Tourismus und seine nur langsame Erholung tiefe Spuren in Wirtschaft und Gesellschaft hinterlassen.
Joe Biden hat bisher fast alle der von der Vorgängerregierung unter Trump erlassenen über 200 zusätzlichen Sanktionen - innerhalb der bestehenden US-Blockade der Insel - beibehalten. Es kann ihm vorgehalten werden, sein Versprechen aus Wahlkampfzeiten gebrochen zu haben und vor den einflussreichen und sich immer extremistischer gebärdenden Protagonisten des Exilhauptquartiers in Miami zu kuschen und dadurch der Bevölkerung der Insel willkürlich unnötiges Leid aufzubürden.
Die Migration erreichte im vergangenen Jahr Rekorddimensionen. Zwar hat sich die Stromversorgung nach den gigantischen Blackouts im vergangenen Jahr wieder stabilisiert, die Versorgung mit Lebensmitteln, Medikamenten, Treibstoff und Ersatzteilen für die Aufrechterhaltung des öffentlichen und privaten Verkehrs ist jedoch weiterhin äußerst prekär. Hinzu kommt das, was die Menschen in Cuba seit vielen Jahren als autobloqueo, als Selbstblockade kritisieren; gemeint ist eine fehlerhafte und dysfunktionale Steuerung der in sich selbst verstrickten Wirtschaft und Verwaltung durch Überbürokratisierung und fehlende Kontrolle.
Aufgrund der erneuten Hinwendung des Kontinents zu progressiven Regierungen macht die regionale politische und wirtschaftliche Integration Cubas wieder Fortschritte, was ein Hoffnungszeichen darstellt.
Mit El mundo de Nelsito können wir das jüngste Werk von Altmeister Fernando Pérez präsentieren! Doch auch die jüngeren cineastischen Generationen sind im Spielfilmbereich mit Vicenta B von Carlos Lechuga und mit dem Episodenfilm Cuentos de un día más, einer Gemeinschaftsproduktion mehrerer junger Filmemacher*innen unter der Koordination von Fernando Pérez, vertreten.
Und wir erwarten zum zweiten Mal als Gast den renommierten Komödien- und Dramenregisseur Gerardo Chijona, der uns sein jüngstes Werk Oscuros Amores vorstellt, eine schwarze Komödie und Hommage an den Altmeister des kubanischen Kinos T.G. Alea.
Darüber hinaus haben wir mehrere neue Dokumentarfilme von Filmemacher*innen aus Cuba im Programm, darunter Llamadas desde Moscú von Luis Alejandro Yero, der auf der Berlinale seine Welturaufführung hatte und in Russland gestrandete kubanische Migranten porträtiert. Der Dokumentarfilmklassiker Compañeras and Compañeros (1970) von Adolfas Mekas, Barbara Stone und David C. Stone ist hingegen eine absolute Rarität und wird, da noch nicht restauriert, nur selten aufgeführt. Dagegen wurde ein weiterer Klassiker aus den 70er Jahren kürzlich in Deutschland restauriert und digitalisiert: De cierta manera von Sara Gómez.
Und schließlich freuen wir uns auf die Begegnungen mit unserem Publikum bei der Festivalparty in der „Wunderbar“ am 17.5. in Frankfurt-Höchst.