Abschied von der weißen Dominanz

erstellt von medico international — zuletzt geändert 2019-09-20T16:16:50+01:00
Charlotte Wiedemann stellt ihr Buch „Der lange Abschied von der weißen Dominanz“ vor.
  • Wann 17.10.2019 von 19:00 bis 22:00 (Europe/Berlin / UTC200)
  • Wo Osthafenforum im medico-Haus, Lindleystr. 15
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Die Welt von morgen wird nicht mehr von jener weißen Minderheit geprägt sein, die in den vergangen 500 Jahren die globale Ordnung bestimmt hat. Die alteingesessenen Deutschen und Europäer verlieren einen Status, der ihnen selbstverständlich erschien, und sie müssen begreifen, dass ihre Definitionen von Fortschritt, Entwicklung oder Feminismus nicht länger als universell gültig akzeptiert werden.

Charlotte Wiedemann hat sich als Reporterin in Afrika und Asien seit langem mit dem Thema „Wir und die Anderen“ beschäftigt. Nun verbindet sie in einer weiträumigen essayistischen Erkundung die weltweiten Umbrüche mit den inneren Turbulenzen der Einwanderungsgesellschaft. Sie beginnt ihre Nachforschungen, was Weiß-Sein bedeutet, in der eigenen Kindheit, im Kosmos einer deutschen Homogenität der 1950er Jahre, die lange nicht als Produkt der NS-Zeit erkannt wurde.

Epochen und Kontinente durchstreifend sucht sie dann nach Koordinaten, wie wir uns geistig und seelisch neu verorten können. Ist ein konstruktives Abschiednehmen von der weißen Dominanz möglich?

Dieses Buch ermuntert dazu, Selbstveränderung als Befreiung zu denken. Es ist auch ein sehr persönliches Plädoyer, sich den Verflechtungen von kolonialen Verbrechen und Judenmord zu stellen und daraus zu einer neuen Ethik des Respekts zu finden. Ein Einwanderungsland Deutschland gewinnt neue Zugänge zu den Lehren aus der Shoah; dies macht einen Blick auf Israel jenseits eurozentrischer Verengungen möglich.

„Der lange Abschied von der weißen Dominanz“ ist ein Mosaik kurzer Texte. Die Form unterstreicht, dass es zu diesem großen Umbruch keine fertigen Antworten gibt, sondern nur Partikel von Gedanken.

Charlotte Wiedemann ist Journalistin und Autorin. Als Auslandsreporterin in Ländern Asiens und Afrikas, vor allem der islamischen Welt, hat sie sich seit Jahren mit der Thematik »Wir und die anderen« auseinandergesetzt. Publikationen in ›Geo‹, ›Die Zeit‹, ›NZZ‹ u.a.; Kolumnistin der ›taz‹. 2017 hat Charlotte Wiedemann den Spezial-Preis der Otto-Brenner-Stiftung für ihr Lebenswerk bekommen. Sie hat mehrere Bücher veröffentlicht.