Auch wir hungern aus Solidarität mit! …

erstellt von Democratic genç — zuletzt geändert 2019-01-10T12:40:40+02:00
denn „Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker!“
  • Wann 14.01.2019 10:00 bis 17.01.2019 23:45 (Europe/Berlin / UTC100)
  • Wo Alevitisches Kulturzentrum-Hochtaunus, In den Schwarzwiesen 18, OBERURSEL
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Weltweit gibt es derzeit vielerorts Hungerstreiks, an denen sich viele würdige Menschen beteiligen, die aus Protest gegen ihre erniedrigenden Lebensumstände die Nahrungsaufnahme selbstbestimmt verweigern. 

Diese Menschen nutzen ihren eigenen Körper als letztes Mittel zur Durchführung ihres passiven Widerstandes, um einerseits gegen unerträgliche Lebensbedingungen in den Gefängnissen oder aus gesellschaftlich-politischen Gründen, z.B. Arbeitsbedingungen zu protestieren. Sie protestieren nicht nur, sondern stellen auch berechtigte Forderungen zur politischen Lösung durch verantwortliche Gremien oder der Regierungen.

Der „befristete oder unbefristete Hungerstreik“ als eine selbstbestimmte Nahrungsverweigerung, wird auch in Europa seit Jahrhunderten als ein politisches Kampfmittel des zivilen Ungehorsams öfters angewandt. Obwohl diese Form der politischen Auseinandersetzung, vielmals kritisiert wird, teils berechtigte, teils unberechtigterweise, wenden ihn weltweit vor allem die politischen Gefangenen oder bestimmte Teile der kritischen Gesellschaft an, die sonst keinen Ausweg mehr sehen, zur Durchsetzung ihrer Belange.

Auch wir hier in Frankfurt und in der Rhein-Main Region lebende Menschen mit Migrationshintergrund treten vom 14. bis 17. Januar 2019 in einen viertägigen, begrenzten, damit symbolischen Hungerstreik, um den berechtigten Forderungen von Hungerstreikenden weltweit ein weiteres Gehör hier vor Ort zu schaffen. Wir solidarisieren uns vielmehr mit den berechtigten Forderungen der Hungerstreikenden und Widerstand leistenden Menschen (s.u.), weil diese den Kampf um Menschenrechte, Selbstbestimmung, Gleichberechtigung, Demokratie und eine Welt ohne Ausbeutung fördern.

Wir fordern die internationale Öffentlichkeit und die fortschrittlichen Einzelpersonen und demokratischen Organisationen hier in Frankfurt und im Rhein/Main Gebiet auf, sich unserer Solidarität anzuschließen.

Hoch die internationale Solidarität!
Freiheit für allen politischen Gefangenen!
Isolation ist Folter, Isolation ist Mord!
Wo das Unecht zu Recht wird, wird Widerstand zu Pflicht! 
Organisatoren und dieses solidarischen Hungerstreiks sind:

AKM (Alevitischer Kulturzentrum-Hochtaunus)
YDG (Neue demokratische Jugend) - Frankfurt,
Yeni Kadın (Neue Frau) - Frankfurt
ATIF - Frankfurt (Föderation der Arbeiter*Innen aus der Türkei in Deutschland)
Unterstützer: Internationalistisches Bündnis Rhein-Main

Hier sind einige Beispiele solcher Hungerstreiks:

Türkei:

Leyla Güven, eine HDP-Abgeordnete und derzeit selbst eine politische Gefangene im Gefängnis in Diyarbakir, befindet sich seit mehr als 2 Monaten in einem unbefristeten Hungerstreik, um gegen die Totalisolation vom kurdischen Anführer Abdullah Öcalan zu protestieren. Ihr Gesundheitszustand hat inzwischen eine kritische Phase erreicht. Seit November 2018 folgten ihr weitere hunderte kurdische und linke politische Gefangene in den türkischen Gefängnissen und aber auch tausende Menschen weltweit mit gleichen Forderungen. Sie protestieren auch mittlerweile gegen das Vorhaben der türkischen Armee in das selbstverwaltete Rojava bzw. in Nordsyrien erneut völkerrechtswidrig zu intervenieren.

Im türkischen Gefängnis in Van protestieren ebenfalls in Form eines unbefristeten Hungerstreiks 2 politische Gefangene und revolutionäre Namens Kadir Karabag und Esat Naci Yildirim seit 3 Monaten gegen die unmenschlichen Haft-, und Isolationsbedingungen in den türkischen Gefängnissen.

Istanbul:

Kezban Yildirim, eine vom Leben gezeichnete, alte aber sehr mutige Mutter alevitischen Glaubens, hat ihren Protest in Istanbul in eine Sitzblockade umgewandelt. Sie protestiert gegen die ungerechte Verhaftung und Inhaftierung ihrer Tochter, Zeynep Yildirim, die als Vorsitzende des Alevitischen Kulturzentrums in Sariyer/Istanbul bislang tätig war. Zeynep Yildirim protestierte gegen eine Razzia der Istanbuler Polizei in diesem oben genannten Vereinslokal und wurde daraufhin selbst verhaftet. Mittlerweile ist sie Opfer der faschistischen Justiz in der Türkei und wird angeklagt.

Ihre Mutter Kezban Yildirim sagte dazu “ich habe einen selbstbestimmten Weg meines Protestes gegen solche ungerechte Razzien, Inhaftierungen, Repressionen geebnet und meinen Widerstand gewählt, damit unsere Vorsitzende nicht einfach so ohne eine berechtigte Begründung inhaftiert und unsere Vereine geschlossen werden können. Das ist alles was ich machen kann. Ich bin eine alte verzweifelte Mutter, die das Unrecht bekämpft. Wir müssen überall zusammenhalten, gemeinsam widerstehen und protestieren, damit unsere Kinder freikommen. Das ist meine Hoffnung“.

Iran:

Zwei Menschenrechtsaktivistinnen und prominente politische Gefangene im Iran wollen vom 14. bis 16. Januar 2019 in einen vorerst befristeten Hungerstreik treten. Narges Mohammadi und Nazanin Zaghari-Ratcliffe protestieren nicht nur gegen ihre schlimmen Haftbedingungen in dem berüchtigten Evin Gefängnis, im Norden von Teheran, sondern sie erhoffen als schwer erkrankte Personen mit ihrer selbstbestimmten Nahrungsverweigerung endlich den Zugang zu einer ärztlichen Untersuchung und langfristigen Behandlung!!! 

Das ist höchst skandalös, dass inhaftierte Personen erst solche Aktionen wählen müssen, um eine angemessene ärztliche Behandlung genießen zu können. Die sogenannte „Unversehrtheit des Lebens“ ist unter solchen unwürdigen Haftbedingungen keinesfalls einzuhalten. Daher sind wir höchstberechtigt auch dagegen hier in Frankfurt lautstark zu protestieren und uns mit allen politischen Gefangenen zu solidarisieren.

Aserbaidschan:

Mehman Huseynov ist ein Menschenrechtsverteidiger, Journalist und Blogger, der wegen seiner kritischen Journalistischen und menschenrechtlichen Tätigkeiten schon seit Längerem von den Behörden und Machthabern in Aserbaidschan mehrmals schikaniert wurde. Er ist seit Januar 2017 angeklagt die „Polizeianweisungen missachtet zu haben“ und „gegen Polizei eine Verleumdung verbreitet zu haben“. M. Huseynov dagegen behauptet mehrmals zu Unrecht schikaniert, verhaftet und tatsächlich gefoltert worden zu sein.

Er leidet unter Krampfadern, die ihm schlimme Schmerzen verursachen und seine Beine aufgrund der mangelnden Bewegung in der Zelle ständig anschwellen lassen. Sein Gesundheitszustand verschlechtert sich aufgrund der miserablen Haftbedingungen und unzulänglichen medizinischen Versorgung zunehmend.

M. Huseynov wird nur deshalb angeklagt, um einen kritischen Journalisten zum Schweigen zu bringen und ihn für sein mutigen Aktivismus zu bestrafen, damit die Oligarchen dort ihre Kassen im Überfluss füllen und Präsident Ilham Aliyev seine antidemokratische Autokratie weiter ausbauen kann. Huseynov befindet sich ebenfalls seit Anfang Januar 2019 in einem unbefristeten Hungerstreik, um explizit gegen ihn gerichtete Repressionen, Misshandlungen und seine Haftbedingungen im Gefängnis zu protestieren.

Mittelmeer Küste vor Malta:

Auf den zwei im Mittelmeer vor der Küste Maltas festsitzenden Rettungsschiffen spitzt sich die Lage der Geflüchteten zu. Einige der Geflüchteten verweigern inzwischen die Nahrung auf dem Rettungsschiff “Sea-Watch-3“ um die Weltöffentlichkeit auf ihre unmenschlichen Lebensbedingungen aufmerksam zu machen. Und die politischen Gremien der EU diskutieren und diskutieren ergebnislos. Die Seenotrettung ist eine Menschenrechtsaktion mit beispielhafter Zivilcourage und darf nicht politisch-strafrechtlich verfolgt, sondern muss vielmehr begünstigt und gefördert werden. Das Recht auf Flucht und Migration ist bedingungslos ein Teil des internationalen Menschenrechts! Wir fordern daher die sofortige Aufnahme der Geflüchteten in die von Ihnen selbst gewünschten Ländern der EU.

Unsere Solidarität hier in Frankfurt und Umgebung gilt also nicht nur für die aktuellen Hungerstreikenden, sondern auch für all diejenigen, die weltweit gegen Repressionen, Ungerechtigkeiten, Plünderungen, Kriege und Ausbeutungen aktiven Widerstand leisten. In der Türkei sind tausende Arbeiter*Innen auf die Straße gegangen, weil sie aus verschiedenen Gründen unrechtmäßig entlassen worden sind oder ihre Löhne nicht bekommen haben.

Bei Firma FLORMAR in Istanbul leisten 120 Arbeiter*Innen einen Widerstand gegen ihre unrechtmäßigen Entlassungen seit Mai 2018 aufgrund der Mitgliedschaft in der Gewerkschaft.

Auch bei vielen anderen Produktionsstellen oder Firmen wie z.B. Taris, am 3. Istanbuler Flughafen, bei Cargill, bei der Bau-Group TOKI in Ankara, bei der Bahnfirma IZBAN in Izmir, bei TÜV Türk in Urfa und Mugla, bei Aygün Aluminium in Tekirdag, bei Babacanlar-Spedition in Antep, bei Aydin-Bau in Aydin, bei Köroglu-Bau in Istanbul, bei der Betra-Bau in Sakarya, bei der Fabrik Elsel Armatür in Istanbul, bei der Fabrik CPS in Istanbul-Tuzla, bei der Fabrik Gülsan-Group in Istanbul und bei BBS Metall in Gebze leisten aktuell tausende Arbeiter*Innen in vieler Formen Widerstand.