Ausstellung: Prickly Paper

erstellt von Synnika — zuletzt geändert 2022-05-23T10:57:08+01:00
Eröffnung der Ausstellung von Yifei Chen und Feihong Ou aus Guangzhou (CHN). Im Schaufenster zu sehen bis 8. Juli 2022. Öffnungszeiten: Freitags, 15:00 bis 19:00 Uhr.
  • Wann 28.05.2022 ab 20:00 Uhr (Europe/Berlin / UTC200)
  • Wo Synnika, Niddastr. 57
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Im Schaufenster des Synnika präsentieren die Künstler Yifei Chen und Feihong Ou eine neue Videoinstallation, eine Zeitschriftenauslage und Holzschnittdrucke. Das Prickly Paper Magazin wurde erstmals 2019 in der Ausstellung „The First Borderless Architecture Season“ im Fei Art Museum in Guangzhou veröffentlicht. Das Cover jeder Ausgabe wird von verschiedenen Künstler*innen mit Holzschnitten gestaltet. Die eingereichten Artikel und die Gestaltung der einzelnen Ausgaben hängen von den verschiedenen Themen ab. Im Rahmen ihres Synnika-Projekts werden Yifei Chen und Feihong Ou eine Sonderausgabe mit dem Titel „Escaping Involution“ produzieren, in die weitere laufende Kooperationen zwischen Guangzhou und Frankfurt/Main einfließen werden (siehe unten).

Prickly Paper ist eine Möglichkeit, mit Freunden in Kontakt zu treten, indem eine kleine Anzahl von Exemplaren verkauft wird, um das Magazin am Laufen zu halten. Yifei Chen und Feihong Ou hoffen, den Holzschnittdruck und die Herstellung von Zines durch Workshops einer größeren und vielfältigeren Gruppe von Menschen näher zu bringen. Der Prickly Paper-Workshop war bereits in fünfzehn verschiedenen Städte und Regionen zu Gast, zumeist in Kunstinstitutionen, unabhängigen Buchhandlungen und selbstorganisierten
Räumen.

Im März 2021 mietete die Prickly-Paper-Redaktion zusammen mit dem Flight Club einen neuen Raum im Xiaozhou Village in Guangzhou - ein Wohnzimmer und ein offenes Atelier mit einem Leseraum und Unterkunftsmöglichkeiten.

Yifei Chen arbeitet und lebt in Guangzhou. Chen studierte Druckgrafik an der China Central Academy of Fine Art in Peking, initiierte die Jasagala Art Group und ist heute Chefredakteur der Zeitschrift Prickly Paper. Chen entwickelte künstlerische Beiträge für Ausstellungen in verschiedenen Institutionen, u.a.: Goethe-Institut, Peking; Galerie der Yangtze Universität, Jingzhou; Ying Raum, Peking.

Feihong Ou lebt in Guangzhou, er ist auch als Kan Ton Yellow und CEO der Benguangda Gallery bekannt. Er ist Mitglied von Soeng Joeng Toi und Chefredakteur der Zeitschrift Prickly Paper. Ou schloss 2003 sein Studium an der Abteilung für traditionelle chinesische Malerei der Guangzhou Academy of Fine Arts ab. Er nahm an zahlreichen Kunstausstellungen in China teil, u. a. im Leaf Art Museum, Guangzhou, im Changjiang Academy Art Museum, Jingzhou, und im Goethe College, Sinochem in Peking.

Die Installation ist Teil von ESCAPING INVOLUTION, einem transnationalen Kooperationsprojekt einer Gruppe von Künstler*innen, Kurator*innen und Schriftsteller*innen aus Guangzhou und Frankfurt/Main, das durch verschiedene Interventionen und Eröffnungen in den beiden Städten umgesetzt wird.

„Involution“ ist eine Übersetzung des chinesischen Wortes 内卷, Neijuan. Der Begriff verbreitete sich in den chinesischen sozialen Medien im April 2020. Er beschreibt ein soziales Umfeld, das sowohl stagniert als auch rastlos geschäftig ist. Neijuan ist das Gefühl, immer schneller laufen zu müssen, nur um nicht ins Hintertreffen zu geraten. Es bedeutet endlose Überstunden und späte Abende hinter Bürotischen. Neijuan bedeutet zurückgeworfen zu sein auf überwältigende Konkurrenz in Schulen, Universitäten, Fabriken oder auf dem Heiratsmarkt. Neijuan steht auch für den sozialen Druck ein Haus zu kaufen und auf der Immobilienleiter aufzusteigen, während die Immobilienpreise viel schneller steigen als die Löhne. Neijuan bedeutet auch, dass Eltern ihre Freizeit damit  verbringen, ihr vierjähriges Kind zu privaten Nachhilfestunden für Ballett, Tischmanieren, Klavier, Ölmalerei, Karate, Lego usw. zu bringen. Neijuan bedeutet die Hoffnung verloren zu haben, die Gesellschaft zum Wohle aller verändern zu können. Das Wort 内卷 Neijuan setzt sich aus den Schriftzeichen für „innen“ und „rollen“ oder „einrollen“ zusammen und wird intuitiv als so etwas wie „sich nach innen wenden“ verstanden - „Involution“ meint das Gegenteil von Evolution, und es macht Sinn, darin mehr zu sehen als nur ein kurioses chinesisches Phänomen. Johannes Agnoli verwendete den Begriff der Involution, um die „Rückbildung demokratischer Staaten, Parteien, Theorien in vor- oder antidemokratische Formen“ zu beschreiben. Ist Involution eine globale Entwicklung in einer Welt der Stagnation und des Erstarkens reaktionärer Tendenzen? Auf der Suche nach  individuellen, kollaborativen und kollektiven Maßnahmen wirft das Projekt Licht auf zwei weit entfernte Städte, auf die Beiträge von Yifei Chen und Feihong Ou, Xiaotian Li, Christoph Plutte, Qiangyang Zuo, Naomi Rado, Tetsuro Pecoraro, Jeronimo Voss, Vanessa Opoku und Philisha Kay, Martin Stiehl und ihre Interventionen in Guangzhou und Frankfurt/Main.