Festival der jungen Talente 2022

erstellt von Offenes Haus der Kulturen — zuletzt geändert 2022-04-20T08:50:37+01:00
Zum 10. Mal bringt das Festival künstlerische Disziplinen verschiedener Institutionen zusammen und fördert multidisziplinäre Formate. Wir freuen uns, drei Performances aus dem Festivalprogramm zeigen zu dürfen.
  • Festival der jungen Talente 2022
  • 2022-05-15T17:00:00+02:00
  • 2022-05-15T23:59:59+02:00
  • Zum 10. Mal bringt das Festival künstlerische Disziplinen verschiedener Institutionen zusammen und fördert multidisziplinäre Formate. Wir freuen uns, drei Performances aus dem Festivalprogramm zeigen zu dürfen.
  • Wann 15.05.2022 ab 17:00 Uhr (Europe/Berlin / UTC200)
  • Wo Festsaal im Studierendenhaus, Mertonstr. 26-28
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  • 17 Uhr: Atmen (Performance)

In 23.000 Atemzügen durchströmen jeden Tag rund 12,5 Kubikmeter Luft unseren Körper. Unsichtbar und meist unbemerkt, denn der Atemreflex sorgt dafür, dass dieser Prozess auch dann funktioniert, wenn wir uns nicht auf ihn konzentrieren. Wie eine tragende Säule zwischen Atlas und Kreuzbein hält er uns aufrecht und lebendig, trägt uns durch eine Welt, in der immer schneller reagiert werden muss und Wörter wie Burnout und Sabatical schon wie selbstverständlich dazugehören. Zwischen Leistungsgesellschaft, einem sich verändernden Verhältnis zwischen Mensch, Natur und Maschine und mit Blick auf eine Lungenkrankheit, die uns seit nun fast zwei Jahren den Atem nimmt, schafft das Projekt „Atmen“ Raum für die Begegnung zwischen Atem und Atmenden.
Die „technische Lunge“ – eine Kostüm- und Bühnenkonstruktion, die über Sensoren den Atem der Performenden in Licht übersetzt – wird Ausgangspunkt für die Entwicklung eines Liederzyklus, der die Unregelmäßigkeit der Atemfrequenz unserer Zeit räumlich erfahrbar macht. Das transdisziplinäre Team erarbeitet sieben Gesänge als szenisch-performatives Duett zwischen Mensch und Bühnenmaschine. Das physisch miteinander verknüpfte Zusammenspiel aus Musik, Gesang und Szene wird Spielraum für die sängerisch-experimentelle Erforschung des Atems und Verhandlungsfeld für aktuelle Gefühle und Spannungen.
Von und mit: Konrad Amrhein Lydia Balz Firmian Fischer Alina Huppertz Isabella Koeters

  • 18 Uhr: all my tears have been used up (Performance)

Thema der Performance ist die Sexualität im Kapitalismus. Im Fokus stehen dabei Erfahrungen und Perspektiven weißer cis-Frauen verschiedener Generationen im modernen Zeitalter. Bezugnehmend auf Autor:innen wie Margarete Stokowski, Carolin Emcke, Catherine Malabou und Simone de Beauvoir untersuchen die Künstler:innen toxische Männlich- und Weiblichkeitsbilder, die in der Sexualität häufig reproduziert werden – oder auch solche Vorstellungen, die eben keine Darstellung finden.
Angelehnt an Seyda Kurts „Radikale Zärtlichkeit. Warum Liebe politisch ist“ widmet sich die Produktion der Frage, warum (private) Sexualität politisch ist und welche Rolle Machtbeziehungen hier spielen. Im Zeitalter des Kapitalismus, in dem wir jeden Bereich unseres Lebens optimieren und kontrollieren wollen, wird von Sex vor allem eines erwartet: Loslassen, unkontrolliert und wild sein. Wie befreit aber kann Sex in diesem Rahmen von inneren und äußeren Ansprüchen wirklich sein?
Die Produktion verbindet theoretischen Diskurs, private Erlebnisse in Form von anonymisierten Interviews sowie die Erwartungshaltungen an Liebe und Sexualität aus Romanen und Filmen. Zu einer von Live-Musik und bewegten Bildern begleiteten Textfläche verbunden, gehe diese drei Stränge alltäglicher Erfahrungen, Hoffnungen und Ängste ein Spiel miteinander ein, das Widersprüche und Gemeinsames vereint.
Von und mit: Leo Ahlers Pia Epping Laureen Laser Lina Schonebeck

  • 19 Uhr: I am Everybody, I am every body (Performance)

„I Am Everybody, I Am Every Body“ ist eine experimentelle Performance und ein audiovisuelles Stück, das eine gebrochene Semiautobiografie von MARQUE-Lin als Tochter vietnamesischer Flüchtlinge nachzeichnet. Unter Verwendung von Ausschnitten aus ihrem Leben als Filmmaterial wird MARQUE-Lins Stimme live auf der Bühne moduliert und neu arrangiert, wodurch sie sich in <s*he> verwandelt – ein weibliches Wesen ohne Nation, geschaffen von einer künstlichen Intelligenz.
Fragen der Nationalität, des generationsübergreifenden Erbes, historischer und persönlicher Traumata überschlagen sich, während <s*he> das allgegenwärtige Gefühl der Unruhe und ständige Fehlfunktionen in ihrem Körper hinterfragt. Etwas ruft sie vom Rande ihres Selbstverständnisses her. Aus dem Inneren der Black Box – einem Raum, in dem unbekannte Codes und verborgene Schichten ihre Identität kategorisieren und bestimmen – taucht sie auf.
„I Am Everybody, I am Every Body“ ist eine kontinuierliche Untersuchung und ein Performance-Experiment, das die Überschneidungen von algorithmischer Potenzialität und diasporischer Identität erforscht. Das Projekt will neue Arten des Wissens und tiefere Diskurse darüber anstoßen, wie sich eine diasporische Identität durch den hochgradig unbestimmten Prozess der Identitätsbildung navigiert.

Weitere Infos und das komplette Programm des Festivals finden sich unter https://2022.festivaljungertalente.de/