Film: Experiment Rojava in Syrien

erstellt von Naxos-Kino — zuletzt geändert 2019-11-23T18:13:34+02:00
Eine Gesellschaft im Aufbruch. Film von Robert Krieg (D 2019, 60 Min.) & Filmgespräch mit Dr. Michael Wilk.
  • Wann 08.12.2019 ab 10:30 Uhr (Europe/Berlin / UTC100)
  • Wo Naxos-Kino, Waldschmidtstr. 19 H
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Das türkische Regime entfacht derzeit einen weiteren Brand im Nahen Osten, der auch für Europa unabsehbare Folgen haben wird. Der Einmarsch türkischer Truppen in die autonomen kurdischen Gebiete in Nordsyrien hat bereits zahllose Opfer gefordert, ist dabei, vielversprechende Ansätze einer basisdemokratischen Selbstverwaltung zu vernichten und die Entwicklung von Zivilgesellschaft um weitere Jahrzehnte zurückzuwerfen.

Die kurdische Bevölkerung hat von der EU keine Unterstützung zu erwarten. Als Gegenleistung für die Einhaltung des Flüchtlingsabkommens wird die deutsche Regierung schweigen. Jetzt geht es darum, Öffentlichkeit herzustellen und den Menschen in Deutschland zu verdeutlichen, was auf dem Spiel steht. Dazu kann und soll dieser Film beitragen.

Aus dem Inhalt: Im Norden Syriens, in der Region Rojava an der Grenze zur Türkei, leben Kurd*innen, Araber*innen, Aramäer*innen und Syrer*innen friedlich zusammen, seien es Muslim*innen, Jesid*innen oder Christ*innen. Oberste Prinzipien sind autonome Selbstverwaltung, Frauenemanzipation, Schutz und Beteiligung von Minderheiten und religiöse Toleranz. Frauen sind in allen öffentlichen Ämtern zu 50 Prozent beteiligt.

Diese Grundsätze des Zusammenlebens sind in einer Art Verfassung, dem sog. Gesellschaftsvertrag, niedergelegt. Aber funktioniert das auch in der Praxis? Wie kann es gelingen, jahrhundertealte Gesellschaftsstrukturen und Geschlechterbeziehungen aufzubrechen, die noch von traditionellen Handlungsmustern geprägt sind? Regisseur Robert Krieg lernt Menschen kennen, die das gesellschaftspolitische Experiment der Demokratie von unten tragen und voranbringen wollen.

In der Kleinstadt Amûdê, die hauptsächlich von der Landwirtschaft lebt, begleitet er Sitzungen von Stadtteilkomitees, besucht eine Ladenkooperative und eine Textilmanufaktur. Besonders aktiv sind die Frauen, die ihre neu gewonnen Rechte nutzen. Sie bringen sich einerseits politisch in der kommunalen Selbstverwaltung ein, wenn auch unentgeltlich. Andererseits werden sie wirtschaftlich unabhängig durch Arbeitsplätze, die sie selbst geschaffen haben. Noch steht vieles am Anfang und muss erst erkämpft werden, aber auch Männer bis hinauf zu den ehrwürdigen Älteren unterstützen sie, um gemeinsam dem gesellschaftspolitischen Ideal der Basisdemokratie näherzukommen.

Mitte November wurde die Fernsehfassung um 15 Minuten erweitert; wir zeigen die neue 60minütige Version.

Zum anschließenden Filmgespräch kommen der Regisseur Robert Krieg sowie der Rettungsarzt Dr. Michael Wilk (Wiesbaden), der in Syrien tätig ist.
Moderation: Henning Meumann, naxos.Kino.