„Kampf dem Klimawandel“ – Energiepolitik als Menschheitsrettung?

erstellt von farbeROT — zuletzt geändert 2018-09-19T09:18:04+01:00
Auf der letzten UN-​Klimakonferenz (2017 in Bonn) wurde mal wieder die ‚Klimakatastrophe‘ beschworen – und wieder wurde gefeiert, weil fast alle Staaten sich seit Paris ihrer Verantwortung für dieses ‚Menschheitsproblem‘ endlich stellen.
  • Wann 25.09.2018 ab 19:00 Uhr (Europe/Berlin / UTC200)
  • Wo Studierendenhaus, Campus Bockenheim, Mertonstr. 26
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Und wieder wurde bekanntgemacht: Ungeachtet aller Katastrophenszenarien steigen die CO2–Emmissionen weltweit; die großen Industrienationen blasen munter weiter Treibhausgase in die Luft; insbesondere der Gastgeber Deutschland wird seine Emissionsziele verfehlen.

Ein schreiender Widerspruch, dass sich „ausgerechnet das Land, das die Energiewende erfunden hat“, in der „internationalen Schmuddelecke“ (Hamburger Abendblatt) befindet? Ein eklatantes Versagen aller Staatenlenker, die ihre „Verantwortung für den blauen Planeten“ den „Lobby-Interessen“ der Wirtschaft „opfern“ (Greenpeace), also die Rettung der Menschheit an die Profitinteresse der Industrie verraten?
Nein. Die Staatenlenker lassen keinen Zweifel, dass sie nicht die Sorgen der Menschheit verraten, wie diese Kritiker ihnen vorwerfen. Schließlich definieren sie überhaupt erst den Inhalt dieses ‚Menschheitsproblems‘, wenn sie mit der Erderwärmung und ihren Folgen kalkulieren und damit festlegen, was sie der ‚Menschheit‘ zu deren Rettung schuldig sind: Da nehmen die einen die Störungen ins Visier, die entwurzelte und fliehende Menschen ihnen, ihren geordneten Verhältnissen antun könnten; andere rechnen mit der Chance des Profit-förderlichen Umbaus der Energieerzeugung für die nationale Wirtschaft und damit, der ‚Menschheit‘ massenhaft neue Technik zu verkaufen. Deutschland exemplarisch:
„Dies alles geschieht in der Überzeugung, dass die Transformation hin zu einer emissionsarmen Wirtschaftsweise – richtig angelegt – große Wachstumschancen bietet. Erneuerbare Energien, Ressourcen– und kostensparende Effizienztechnologien, klimaschonende Neuerungen im Gebäudebereich und im Verkehr – das und anderes mehr wird auf den Märkten weltweit an Bedeutung gewinnen.“ (Merkel)
Ist das ‚Menschheitsproblems Klima‘ am Ende gar nicht das – ewig verratene – Ziel, sondern ein ebenso wohlklingender wie ausgreifender Zuständigkeitsanspruch für eine deutsche Standortoffensive beim Geldverdienen weltweit? Ist der Kampf um die internationale Verankerung von Klimazielen und für eine emissionsarme Wirtschaftsweise ein Mittel für nationale Wachstumsoffensiven, und ist der Dauer-Streit um diese Klimaziele und ihre Umsetzung die Konkurrenz der Nationen darum?
Dafür spricht viel. Und mancher ‚schreiende Widerspruch‘ ist dann gar keiner. Deutschland z. B. besteht nicht nur auf seiner internationalen Vorreiterrolle in der Klimafrage und darauf, dass es für die anderen Staaten ‚kein Zurück‘ geben darf hinter das Pariser Klimaabkommen; Deutschland besteht auch darauf, dass weiter rund 40 % des Stroms aus der Braunkohle, dem „Klimakiller Nummer 1“ (Hamburger Abendblatt) gewonnen wird:
„Es geht es auf der anderen Seite aber auch um soziale Fragen und Arbeitsplätze zum Beispiel im Zusammenhang mit der Frage der Reduktion der Kohle. Dabei geht es auch um Wirtschaftlichkeit; das heißt, um die Bezahlbarkeit von Energie. Auch in einem reichen Land, wie wir es sind, sind natürlich erhebliche Konflikte in der Gesellschaft vorhanden, die wir vernünftig und verlässlich lösen müssen.“ (Merkel)
Ein interessantes Dilemma, das die Kanzlerin allen Insassen ihres Landes da vorbuchstabiert: Lohn oder Schutz vor den Klimafolgen. Und sie sagt gleich dazu, wofür das natürlich einzig sprechen darf: für ihre Politik des deutschen Wachstums…