Ehemaliger Zwangsarbeiter der Adlerwerke in Frankfurt

Vom 22. - 29. April 2002 war Herr Alexander Gavrilovic Iwanko zusammen mit seinem Sohn zu Besuch in Frankfurt - auf Einladung der Initiative gegen das Vergessen, mit der Unterstützung privater Spender/innen und einer Spende des Sozialdezernats.

Seit 1945 war er zum ersten Mal wieder in Deutschland. Herr Iwanko ist ehemaliger Zwangsarbeiter der Adlerwerke in Frankfurt. Als 19-Jähriger wurde er am 1. Oktober 1942 aus der Ukraine nach Deutschland zur Zwangsarbeit verschleppt, kam zuerst nach Kelsterbach, der sogenannten Arbeitsbörse - von Zwangsarbeiter/innen auch Sklavenmarkt genannt. Hier suchten sich die Unternehmer die passenden billigen Arbeitskräfte aus. Alexander Iwanko wurde zunächst beim Aufbau des Zwangsarbeiterlagers der Adlerwerke in der Griesheimer Froschhäuser Straße eingesetzt. In diesem Massenquartier hausten dann 2000 Zwangsarbeiter/innen unter unmenschlichen Bedingungen und miserabler Ernährung.

Ab März 1942 arbeitete Herr Iwanko in der Torpedoproduktion der Adlerwerke (die Adlerwerke hatten das drittgrößte Zwangsarbeiterheer in Frankfurt mit zeitweilig über 2000 Menschen - nach IG Farben und VDM). Zwei mal war er für mehrere Wochen im Arbeitserziehungslager Heddernheim, einem Gefangenenlager mit KZ-Bedingungen. Jeder zehnte Zwangsarbeiter der Adlerwerke war in diesem AEL: wegen Verstößen gegen die Arbeitsdisziplin, gegen die Lagerordnung, ... Im Sommer 1944, nach den Bombenangriffen wurde er in einem Aufräumkommando eingesetzt, besorgte sich dabei Zivilkleidung und Papiere und floh zusammen mit einem Franzosen aus Frankfurt. In der Nähe von Pirmasens konnte er bis zum März 1945, dem Einmarsch der Amerikaner, durchhalten.

Im Zusammenhang mit den Aktivitäten der "Initiative gegen das Vergessen" zum KZ-

Katzbach, Adlerwerke ergab sich 1999 ein Briefwechsel mit Herrn Iwanko.

In seinen Briefen äußerte er wiederholt den Wunsch, Frankfurt wiederzusehen - als freier Mensch. Dieser Wunsch wurde an die Stadt Frankfurt weitergegeben. Das lag nahe, da der Magistrat im Juni 2000 beschloss ein Besuchsprogramm durchzuführen. Die Umsetzung dieses Beschlusses ließ auf sich warten... Die Zeit drängt, es wird nicht mehr lange möglich sein, ehemalige Zwangsarbeiter/innen einzuladen. Die Initiative nahm die Einladung deshalb selber in die Hand.

In der Besuchswoche sah Herr Iwanko die Orte seiner leidvollen Erfahrungen wieder und bei einem Empfang des Sozialdezernats der Stadt wurde ihm die "Soforthilfe" für ehemalige Frankfurter Zwangsarbeiter/innen überreicht.

Angesichts der Dimension des Verbrechens Zwangsarbeit war diese Einladung nur ein winziger Beitrag zur Aufarbeitung. Deutlich wurde aber, wie wichtig sie für Alexander Iwanko war, dass sie Anerkennung und Würdigung als Verfolgter bedeutete, die ihm sein ganzes Leben lang verweigert wurden. Am Abschiedsabend sagte er, dass er tief beeindruckt sei von dieser Woche, sie habe sein Leben verändert.

Alexander Iwanko ist einer von Hundertausenden.