1. Open-Air-Port gegen "Otto Schilys Asylkläranlage"

<p>Zwischen vier- und fünfhundert AntirassistInnen folgten am vergangenen Samstag dem Aufruf des Aktionsbündnisses gegen Abschiebungen zum "1. Open-Air-Port" auf dem Frankfurter Flughafen. Der Protest gegen die Flüchtlingsinternierung und gegen Abschiebungen vor dem Terminal 1 wurde von den Hiphop-Bands Bantu (Köln), Mainbrand (Frankfurt am Main) und Diaspora (Bonn) musikalisch unterstützt

Der geplante Auftritt von Bantu, Mitglied des afrodeutschen antirassistischen Bündnis BROTHERS KEEPERS, im Flüchtlingslager selbst war zuvor vom Regierungspräsidium Darmstadt abgelehnt worden. Die Gruppe erklärte am Samstag, an ihrem Vorhaben festzuhalten und weitere Versuche zu unternehmen, mit den Flüchtlingen zusammenzukommen.

SprecherInnen des Aktionsbündnisses wiesen während der Kundgebung erneut auf die Rolle des Rhein-Main-Flughafens als Deutschlands größtem Abschiebe-Airport hin und erinnerten an den Flüchtling Aamir Ageeb, der vor drei Jahren in einer von hier aus gestarteten Lufthansa-Maschine umgebracht wurde.

Bernd Mesovic von Pro Asyl kritisierte die kürzlich erfolgte Inbetriebnahme des neuen Flüchtlingslagers in einem entfernten Winkel des Flughafens als "bauliches Bekenntnis zur Fortführung des strukturell unfairen Flughafenasylverfahrens" und bezeichnete das Lager als "Otto Schilys Asylkläranlage".

Joachim Brenner vom Förderverein Roma beschrieb die Geschichte von Verfolgung und Flucht, der Roma und Sinti seit jeher ausgesetzt waren, in Frankfurt aktuell fortgesetzt durch Abschiebedrohungen der Behörden insbesondere gegen aus Rumänien stammende Roma.

Die Vertreterin von Kanak Attak, einer bundesweiten Migrantinnen-Gruppe, rief zu einer Legalisierungskampagne für Menschen ohne Papiere auf.

Im Verlauf der Kundgebung installierten AktivistInnen die Gedenktafel für die Opfer von Abschiebungen, deren Anbringung im Terminal das Aktionsbündnis seit zwei Jahren erfolglos forderte, eigenhändig auf einem Sockel vor dem Flughafengebäude. Ein Vertreter von Fraport kündigte daraufhin die sofortige Entfernung und Zerstörung der Tafel an und drohte mit einer Strafanzeige.

Wie bereits bei früheren Demonstrationen am Flughafen war auch an diesem Tag der Terminal nur für Personen mit Flugschein zugänglich, was sich in großen Warteschlangen vor den wenigen geöffneten Eingängen und manchem verpassten Flug für Passagiere auswirkte.

Eine Gruppe von DemonstrantInnen ließ es sich dennoch nicht nehmen, mit einem Transparent vor den Schaltern der Lufthansa im Flughafengebäude gegen das von diesem Konzern betriebene Geschäft mit der Abschiebung zu protestieren.

Aktionsbündnis gegen Abschiebungen Rhein-Main, c/o Dritte Welt Haus, Falkstr. 74, 60487 Frankfurt

Pressemitteilung 10.6.2002