5. Grenzcamp vom 12. bis 19. Juli 2002 in Jena

Als Auftakt ist ein Konzert afro-deutscher Rapper des "Brothers Keepers"-Projektes in Planung, am letzten Tag will ein Konvoi, eventuell mit Zwischenstopkundgebung am Frankfurter Flughafen, direkt zum ersten internationalen nobordercamp nach Strasbourg weiterziehen. „Nach dem letztjährigen Camp in der unmittelbaren Nähe des Frankfurter Flughafens kehren die Zelte für dieses Jahr in die ‘östliche Provinz’ zurück. ‘Die inneren Grenzen im Visier’, dieser für Frankfurt kreierte Slogan behält allerdings seine Gültigkeit.

Denn ein Schwerpunkt der Aktivitäten in Thüringen wird die alltägliche Isolation und Ausgrenzung von Flüchtlingen sein, deren prekäre Lebenssituation in den sogenannten Heimen und die ständigen rassistischen Kontrollen – zumeist auf Grundlage der Residenzpflicht, die in Thüringen besonders repressiv angewandt wird. Die Normalität der Abschiebungen, Kriminalisierung und Marginalisierung von Flüchtlingen soll für eine Woche durchbrochen oder zumindest lautstark mit unserem Widerspruch konfrontiert werden.“ So thematisiert der diesjährige Aufruf erste Schwerpunkte und betont im weiteren die besondere Herausforderung des Camps 02: „Die Entscheidung, das Camp dieses Jahr in Jena stattfinden zu lassen, ist (auch) als Schritt dahin zu verstehen, die Dominanz von weißen, mehrheitsdeutschen AntirassistInnen zu brechen, um in der Kooperation mit selbstorganisierten Flüchtlingsgruppen eine antirassistische identitätsübergreifende Organisierung voranzutreiben.“
Auch für ‘themenübergreifende Außenwirkungen’ wurden auf dem Vorbereitungstreffen im April weitere Ideen gesammelt. Damit sind nicht allein, wie bei früheren Camps im Osten, antifaschistische Aktivitäten gegen neonazistische Treffpunkte gemeint. Sondern auch z.B. die Fortsetzung der Debatte ‘um die rassistische Kategorisierung von Menschen nach ihrer Verwertbarkeit’ bezüglich der neuen ‘Zuwanderungsgesetze’ und das Verhältnis von Kapitalismus und Rassismus insgesamt.
Mit Jenoptik und vor allem Carl Zeiss sitzen in Jena zudem zwei Unternehmen, die in ‘optronische’ Rüstungsproduktionen involviert sind. „Zur Überwachung von Grenzen und großen Arealen finden international Grenzraumüberwachungsfahrzeuge der Zeiss Optronik GmbH Verwendung“ heißt es stolz auf deren Homepage. Insofern symbolisiert Zeiss geradezu idealtypisch den Zusammenhang von Krieg nach außen und Kontrolle nach innen – und gerät damit ‘zielsicher ins Fadenkreuz’ des Camp 02.
Weitere Infos zum Grenzcamp in Jena/Thüringen: 6. Juni, 19 Uhr, BCN-Café, Hochhaus am Nibelungenplatz
h. ag3f, hanau (gekürzt)