Aktion elftausend Kinder - 10. Juni 2005

<p>zum Stand der Vorbereitung für die Aktion der Frankfurter UnterstützerInnengruppe des Projekts "11.000 Kinder folgt ein aktueller Bericht von www.german-foreign-policy.com <br>beteiligt Euch an der Veranstaltung im Frankfurter Hauptbahnhof, <br>Freitag, 10. Juni 2005, 16 Uhr

Geeigneter Ort
03.06.2005
PARIS/FREIBURG/FRANKFURT AM MAIN
(Eigener Bericht) - Mit einem erneuten Appell bitten die Angehörigen der jüdischen Deportierten in Frankreich um Aufhebung des deutschen Boykotts einer Gedenkausstellung über 11.000 ermordete Kinder. Das entsprechende Schreiben ist an den Vorsitzenden des DB-Unternehmensvorstands, Hartmut Mehdorn, gerichtet und erinnert an den Leidensweg der nach Auschwitz deportierten Franzosen, Polen und Deutschen. Die 11.000 Kinder wurden zwischen 1942 und 1944 auf dem Schienennetz der Deutschen Reichsbahn in die Vernichtungslager verbracht. Ihre letzte Reise traten sie in Viehwaggons des Vorgängerunternehmens der Deutschen Bahn AG an. Weitere Appelle, die dieser Redaktion vorliegen, haben Bundesbürger an das deutsche Verkehrsministerium gerichtet. Sie verlangen, dass der 11.000 Kinder auf den deutschen Bahnhöfen gedacht werden müsse. Gegen den Boykott der Ausstellung mit Fotos und Dokumenten der Kinder protestierten in der vergangenen Woche auch mehrere hundert Teilnehmer des Evangelischen Kirchentages in Hannover. Auf dem Hauptbahnhof in Frankfurt am Main werden am 10. Juni Angehörige der französischen Opfer eintreffen und mit ihren deutschen Freunden ein öffentliches Gedenken abhalten. Die Initiative "Elftausend Kinder" ruft dazu auf, den französischen Gästen einen bundesweiten Empfang zu bereiten. Das gemeinsame Gedenken auf dem Durchgangsbahnhof der früheren Todestransporte wird um 16.00 Uhr beginnen.
Der Appell an den DB-Vorstand ist von Serge Klarsfeld unterzeichnet und datiert von Ende Mai. Klarsfeld vertritt die Angehörigen jüdischer Deportierter (Fils et Filles des Deportes Juifs de France/FFDJF), die wegen ihres entschlossenen Eintretens für die Opfer der NS-Verbrechen bekannt sind. Durch Besetzungen und Angriffe auf die Täter erzwang die Organisation Ende der 1970er Jahre ein Prozessverfahren gegen mehrere Verantwortliche der Massendeportationen, die in der Bundesrepublik als angesehene Rechtsanwälte oder Bürgermeister lebten. Höhepunkt der von Serge Klarsfeld und seiner Frau Beate Klarsfeld organisierten Aktivitäten war eine Großdemonstration jüdischer Franzosen in Köln. Dazu reisten über 1.000 Teilnehmer aus Paris an und veranstalteten einen Schweigemarsch zum Gerichtsort.1) Auch bei dem bevorstehenden Gedenken auf dem Frankfurter Hauptbahnhof werden Serge und Beate Klarsfeld sowie zahlreiche Veteranen ihrer Organisation anwesend sein.

Zornig
Den Protesten gegen die DB-Weigerung, eine Ausstellung mit Fotos der deportierten Kinder auf den Reisebahnhöfen zuzulassen, haben sich 19 Stadträte aus Freiburg angeschlossen. Gemeinsam mit über 500 weiteren Petenten aus Freiburg und Umgebung fordern sie von dem deutschen Bundesminister Manfred Stolpe, er möge auf den Unternehmensvorstand der Bahn AG einwirken. Bahnchef Mehdorn mache "die gesamten offiziellen Gedenkveranstaltungen zum Holocaust unglaubwürdig", heißt es in dem Schreiben vom 17. Mai, über das auch die regionale Presse berichtete ("525 Freiburger gegen Mehdorn").2) 200 Unterschriften sandten Teilnehmer des Evangelischen Kirchtentages vom vergangenen Wochenende an Beate Klarsfeld, um die Ausstellung über die deportierten Kinder zu unterstützen. Der Ausstellungsboykott der Bahn AG mache ihn "zornig", sagte der Initiator der Unterschriftensammlung, der als Schuldekan für den evangelischen Kirchenbezirk Ladenburg-Weinheim tätig ist.

Mehrstündig
Die anhaltenden Proteste sollen am 10. Juni in Frankfurt zusammengeführt werden. Auf dem dortigen Hauptbahnhof treffen um 16.00 Uhr Angehörige der französischen Deportierten aus Paris ein, um mit den deutschen Förderern der Ausstellung ein gemeinsames Gedenken zu veranstalten.3) Auf Anfrage dieser Redaktion bestätigt die Initiative "Elftausend Kinder", dass die Namen der deutschen Deportierten, die über die Frankfurter Gleisanlagen nach Auschwitz kamen, durch mehrstündige Verlesung bekannt gemacht werden sollen. Für die Reisenden seien mehrere Tausend Flyer mit Fotos der verschleppten Kinder in Vorbereitung. Ansprachen von Serge und Beate Klarsfeld sowie Grußworte regionaler Aktionsgruppen sollen folgen. Auch Rezitationen zum Gedenken an die ermordeten Kinder sind vorgesehen.

Wachhalten
Die Initiative ruft ausdrücklich dazu auf, "den Frankfurter Hauptbahnhof als geeigneten Ort des entschlossenen und angemessenen Gedenkens in Anspruch zu nehmen, damit den Kindern ihre Würde zurückgegeben wird." Um Teilnahme wirbt u.a. der Stadt-SchülerInnen-Rat Frankfurt mit Flugblättern ("Wir machen Druck auf die Deutsche Bahn AG"). Auch das Informationsblatt der Eisenbahnergewerkschaft TRANSNET berichtet in seiner aktuellen Ausgabe über die bevorstehende Gedenkveranstaltung im Frankfurter Hauptbahnhof4) , der Meetings in Halle und Leipzig folgen werden. Zustimmung erfahren die bundesweiten Aktivitäten durch eine ständig größer werdende Anzahl von Personen und Organisationen, die ihren Protest per Mail hinterlegen.5) So schreibt Ekkehart Krippendorff, emeritierter Professor an der Freien Universität Berlin: "Dies ist eine überfällige und brillante Aktion: (...) Die Menschen dort aufzusuchen und sie wachzurütteln - oder wachzuhalten -, wo sie tatsächlich sind und, in diesem Falle, gedankenlos reisen." Um die bundesweiten Aktivitäten intensivieren zu können, bittet die Initiative um Spenden auf das folgende Konto: Tatjana Engel, PostSch Hannover (BLZ 250 100 30), Konto Nr. 202 068 309, Kennwort: Elftausend Kinder.

1) Bernhard Brunner: Die nationalsozialistischen Verbrechen und die Justiz der Bundesrepublik Deutschland, Göttingen 2004
2) 525 Freiburger gegen Mehdorn; Badische Zeitung 20.05.2005
3) s. dazu Zehnter Juni
www.german-foreign-policy.com/de/news/art/2005/53444.php
4) Mit der Reichsbahn in den Tod - Aktionen in Frankfurt am Main; TRANSNET Inform Mai 2005
5) Die Unterschriftenliste finden Sie hier
www.german-foreign-policy.com/elftausendkinder/index.html
Quelle: www.german-foreign-policy.com/de/news/art/2005/53684.php

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