Auf einmal geht es doch

Andre Aragoli ist 32 Jahre alt und iranischer Staatsangehöriger. Seit 2002 ist er in Deutschland und hat einen Antrag auf Asyl gestellt aus Angst, im Iran wegen seiner Homosexualität verfolgt zu werden.

Für Homosexuelle im Iran ist es unmöglich, ein menschenwürdiges Leben ohne Angst vor Verfolgung und gesellschaftlichem Ausschluss zu führen. Homosexualität wird im Iran mit dem Tode bestraft. Trotz dieser den Behörden vorliegenden Informationen lehnte das Verwaltungsgericht Kassel den Antrag von Herrn Aragoli ab, mit der Begründung nicht die homosexuelle Neigung, sondern die homosexuelle Praxis würde im Iran verfolgt. Dabei ignoriert das VG Kassel den Schutz Homosexueller als eine verfolgte soziale Gruppe durch die Genfer Flüchtlingskonvention und setzt sich über diese Richtlinie hinweg.
Der Fall Aragoli hat mit der Entlassung aus der JVA Kassel eine völlig überraschende Wendung genommen: Andre hat mittlerweile eine Duldung für drei Monate bekommen und ihm wurde sofort die Möglichkeit gegeben seine Lebenspartnerschaft mit Takis Sampsounis einzutragen. Hierzu berichtet Takis:
Hallo ihr Lieben,
um 15:30 haben Andre und ich uns das Ja-Wort gegeben!!! Es ist alles ganz schnell passiert. Das Standesamt Frankfurt rief uns an. Wir gingen hin, um den Antrag zu stellen, denn Andre hat heute die Duldung bekommen. Die Leiter des Standesamtes gaben uns die Möglichkeit, sofort zu heiraten.
Wir sagten JA!
Unbürokratisch und herzlich, so wir wir es eigentlich immer wollten.
Nach diesen Entwicklungen gehen wir nun davon aus, dass Andre - wie in solchen Fällen üblich - sofort eine befristete Aufenthaltserlaubnis bekommt und damit vor einer Abschiebung geschützt ist, zumindest solange die Liebe zwischen den beiden anhält. Wir wünschen uns für die beiden natürlich ein langes und glückliches Zusammensein.
Der Fall Aragoli lässt aber viele Fragen offen. Was wäre geschehen ohne diesen gewaltigen öffentlichen Protest? Wie lässt sich verhindern, dass Standesämter und Ausländerbehörden derart Hand in Hand daran arbeiten, Abschiebungen voranzutreiben? Wie geht man weiter gegen das skandalöse Gerichtsurteil des Verwaltungsgerichts in Kassel vor? Werden weiter Homosexuelle in den Iran oder für sie ähnlich gefährliche Staaten abgeschoben?
Auch wenn Andres Aufenthalt in Deutschland schon durch die Lebenspartnerschaft gesichert ist, sollte ihm durch den Petitionsausschuss in Deutschland politisches Asyl gewährt werden, um ein klares Zeichen zu setzen, dass keine Homosexuellen in den Iran oder für sie ähnlich gefährliche Länder abgeschoben werden dürfen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger, erwarten wir von den derzeit in Deutschland existierenden demokratischen Gremien.
Um es aber in aller Öffentlichkeit noch einmal klar zu sagen: Jeder Mensch sollte das Recht haben, seinen Aufenthalt frei zu bestimmen, nicht nur diejenigen, deren Geldbeutel voll genug ist. Dafür kämpfen wir weiter.
Noch einmal ein großes Dankeschön an alle, die sich bisher an den Protestaktionen bisher beteiligt haben. Ihr habt alle geholfen, Andres Leben und eine Liebe zu retten.
Die Online-Petition geht weiter bis Andre Aragoli politisches Asyl in Deutschland gewährt wurde.          http://www.aragoli.info.ms